Schwert des Aufruhrs
Blicken der Geschichte standhalten könnte. Auch die Davions und Sandovals nicht.«
Zuckte der Duke zusammen? Julian war sich nicht sicher.
»Und in jüngster Zeit Haus Kurita«, stellte Aaron fest.
»Ja.«
Viel mehr konnte Julian darauf nicht antworten. In den letzten Tagen gab es kaum noch ein anderes Gesprächsthema, weder privat noch öffentlich. Auch nicht für die jungen Adligen, die sich weiter trafen, oder bei den Gesprächen auf höchster Ebene, die Julian auf Prinz Harrisons Wunsch noch immer mitverfolgte. Die Nachricht von den ersten Kämpfen zwischen Einheiten des Draconis-Kombinats und der Republik hatten die fortgesetzten Angriffe Haus Liaos aus den Schlagzeilen verdrängt, ebenso wie die noch immer laufende Auseinandersetzung zwischen Senatsloyalisten und Republiknationalisten hier auf Terra.
»Vincent Kurita besteht darauf, dass sein Reich an diesem Konflikt nicht offiziell beteiligt ist.«
»Und das glauben Sie?« Da lugte ein Hauch der typischen Sandoval-Paranoia dem Drachen gegenüber hervor. Und es lag eine besondere Betonung auf dem >Sie<. Aaron nahm sich eine Schale mit dunkelrotem Wein.
Julian entschied sich für einen weiteren Schluck
Sprudel. Er schüttelte den Kopf. War nicht bereit, sich oder seinen Prinz so oder so festzulegen. »Es könnte so sein, wie er es darstellt: zwei rebellische Feldherrn, die nur noch ihre Ehre sehen. Katana Tormark hat unzweifelhaft in Systemen auf beiden Seiten der Grenze für Unruhe gesorgt. Es wäre möglich, dass es ihr der Kriegsherr von Benjamin nur gleichtut.«
»Aber was glauben Sie, Julian? Sind die Soldaten des Drachen auf dem Marsch? Sie müssen sich doch eine Meinung dazu gebildet haben.«
Es war unmöglich festzustellen, ob Aaron Sandoval diese Frage im Namen der Republik stellte, im Namen der überaus mächtigen Dynastie der Sandovals oder in reinem Eigeninteresse. Genau das war Prinz Harrisons Problem im Umgang mit ihm. Der Mann ließ sich nicht in die Karten schauen und setzte sehr bedacht.
»Ich glaube, Haus Kurita war schon immer ein schwerer Gegner und gelegentlich ein starker Verbündeter. Ich würde es niemals auf einen Krieg mit ihm anlegen.« Erst recht nicht, solange sich die Vereinigten Sonnen noch auf sichere Feindseligkeiten mit der Konföderation Capella vorbereiteten. Aber es bestand keine Veranlassung, dies Aaron Sandoval gegenüber zu erwähnen.
Oder, der Entscheidung des Prinzen vorzugreifen.
»Würde das Kombinat allerdings zu weit gehen, würde ich auch nicht zögern, mich ihm entgegenzustellen.«
Aaron verzog spöttisch den Mund. »Das haben Sie mit Ihrer jüngsten Vorstellung im Simulator allerdings bewiesen. Übrigens eine sehr hübsche Leistung, obwohl ich sicher bin, der Prinz hätte einen eindeutigeren Sieg vorgezogen, besonders wenn man bedenkt, dass bereits raubkopierte ROMs des ganzen Gefechts auf dem Markt sind.«
Jetzt war es Julian, der zusammenzuckte. Das entwickelte sich zu seinem zweiten politischen Debakel, an dem Simulatoren beteiligt waren. Seinem und Callandres. Obwohl es ihm durchaus einiges an vorsichtiger Anerkennung eingetragen hatte. Die jungen Adligen und nicht wenige der erfahreneren Delegierten waren sich noch immer nicht sicher, was sie voneinander halten sollten, aber es half, ein Gesprächsthema wie die feineren Punkte des Simulationsgefechts zur Hand zu haben, oder Julians Meinung über seine Gegner oder Verbündeten in diesem Duell.
»Trotzdem weiß Prinz Harrison es gut zu nutzen«, antwortete er. »Ich habe seitdem kaum einen Moment Ruhe gehabt.«
»Und jetzt dränge ich mich Ihnen mit der Bitte um dieses Gespräch auf. Ich könnte jetzt sagen, es täte mir leid. Aber ich fürchte, das wäre eine sehr oberflächliche Geste.«
Julian schüttelte den Kopf und deutete auf zwei nahe Sitzplätze. Mit der offenen Hand lud er den Lordgouverneur ein, sich zu setzen. »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Das ist meine dritte Besichtigungsreise zu den grausamen Spuren des Heili-gen Kriegs. Und wohl die schlimmste, auch wenn ich die Ruinen von Manhattan und die Gorstebene noch vor mir habe.«
Ungeachtet der wachsenden Spannungen und Veränderungen in der politischen Landschaft bestand Harrison Davion weiter darauf, dass Julian die militärischen und politischen Sehenswürdigkeiten Terras besuchte, sei es in seiner Begleitung oder gemeinsam mit anderen wichtigen Persönlichkeiten aus der Republik und der restlichen Inneren Sphäre. Museen und Kulturveranstaltungen konnte sich der
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