Schwert des Aufruhrs
zeigen, dass es keine gute Idee wäre, uns anzugreifen. Nicht, solange er in einem brutalen Krieg gegen die Republik steckt.«
Harrison wurde sehr still. »Was, wenn Daoshen mit der Republik ins Geschäft kommt und einen Frieden aushandelt, jetzt, wo er über Liao und ein Dutzend anderer Systeme verfügt?« Er blickte seinen Champion an. »Was, wenn er die Beisetzungsfeierlichkeiten auf Terra dazu benutzt, die Sache beizulegen, und dann gegen uns losschlägt?«
Daran hatte Julian nicht gedacht. Eisige Finger krallten sich in seine Eingeweide. »Diese Art von politischer Findigkeit hatte ich dem Kanzler nicht zugetraut.« Das warf alle strategischen Berechnungen über den Haufen. In Gedanken ging er bereits Truppenstärken durch und suchte nach Möglichkeiten, zusätzliche Truppen zu finden. Seine Finger juckten. Zu gerne hätte er sie über die Tastatur einer der Computerkonsolen fliegen lassen. »Hältst du das für eine reelle Gefahr?«
»Ich halte Liao immer für eine reelle Gefahr. Nur ein Narr dreht einem Kampfhund den Rücken zu. Selbst, wenn er nicht knurrt.«
»Falls das stimmt, solltest du deinen Staatsbesuch auf Terra absagen. Schick einen Botschafter zu Victors Begräbnis, mit dem neuen Exarch zu verhandeln.« Er starrte besorgt auf die rot blinkenden Systeme. »Begieb dich nicht in ihre Hände.«
Harrison konnte das Lachen nicht länger zurückhalten. Es war laut und dröhnend wie die Stimme eines Drillinstrukteurs auf dem Exerzierplatz. »Schön zu sehen, dass ich dir noch was beibringen kann, Julian. Genau deswegen muss ich hinfliegen. Deswegen müssen wir beide die Beisetzung meines Onkels und deines Vetters besuchen. Für Exarch Levin als Erinnerung daran, dass wir schon immer seine bereitwilligen Verbündeten waren.«
»Und für Kanzler Daoshen?«, fragte Julian, der an Harrisons Tonfall erkannt hatte, dass ein zweiter Grund unausgesprochen blieb.
»Als Erinnerung daran, dass sich die Vereinigten Sonnen nicht einschüchtern lassen.« Die Miene des Ersten Prinzen wurde ernst. »Niemals.«
Einen Augenblick verspürte Julian angesichts der Macht seines Fürsten geradezu Erregung. Daoshen oder wer auch immer sollte nur versuchen, es auf den Thron der Vereinigten Sonnen abzusehen. Harrison persönlich würde den Gegenangriff anführen und ihn niederwalzen.
Mit Julian an seiner Seite!
»Das ist endgültig?«, fragte er, im vollen Bewusstsein, dass es so war. Doch seine militärische Ausbildung zwang ihn zu fragen. Es durfte niemals einen Zweifel daran geben, was ein Kommandeur befahl.
Harrison war dadurch nicht zu beleidigen. Schließlich hatte er persönlich Julian einen Platz an der besten Militärakademie der Inneren Sphäre verschafft und Dozenten des New-Avalon-Instituts der Wissenschaften beauftragt, seinem Neffen Unterricht in Geschichte und Politikwissenschaft zu geben, als ihm die Offiziere der Akademie nichts mehr beibringen konnten. Im Gegenteil, es freute Harrison, zu sehen, wie Julian seine Ausbildung nutzte.
Und natürlich hatte er Julian schon weit mehr verziehen als ein simples Nachfragen betreffs eines Befehls.
»Das ist meine endgültige Entscheidung, Julian. Victor war Familie. Wir vergessen keinen, der zu uns gehört. Du und ich, wir werden anwesend sein, um ihm das letzte Geleit zu geben, und Amanda ebenfalls.«
»Und Caleb«, erinnerte Julian den Prinzen.
»Ja. Und Caleb.«
Warum der Fürst der Vereinigten Sonnen so trübsinnig klang, als er das sagte, wusste Julian nicht mit Sicherheit. Tatsächlich war er sich nicht einmal sicher, ob er den Tonfall richtig interpretierte. Bedeutete es Bedauern? Harrisons Entscheidungen waren bei den Adligen nicht immer beliebt, aber Julian konnte sich nicht erinnern, dass er je Zeit damit verschwendet hätte, eine zu bedauern. Es widersprach seinem Wesen, sich über einmal gefällte Entscheidungen noch Gedanken zu machen.
»Ob sie wohl auch da ist?«, fragte er und starrte in den Holotank hinab, ohne den Reigen der Systeme im schwarzblauen Nebel wirklich wahrzunehmen.
Harrison grunzte. »Falls Melissa Steiner so gnädig ist zu erscheinen, kann es durchaus sein, dass du Callandre in ihrem Gefolge siehst. Aber du bist ja wohl schlau genug, diese alte Wunde nicht aufzureißen.«
»Eine alte Wunde würde ich es nicht nennen, Onkel. Nur eine alte Freundschaft.« Es klang selbst in seinen eigenen Ohren wie eine müde Ausflucht, und Harrison dachte gar nicht daran, ihm das zu glauben.
»Ich rede vom Archon, Julian. Sie hat dich aus dem
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