Schwert des Aufruhrs
Ungeachtet all seiner Jugendtorheiten war Conner Rhys-Monroe eine geborene Führungspersönlichkeit. Charismatisch und energisch, mutig auf eine Weise, die Menschen mitriss, und die nur sehr wenige Adlige je meisterten.
Kurz gesagt, er war ein äußerst gefährlicher junger Mann.
Und er fand seine Stimme zur denkbar ungünstigsten Zeit. Tara hatte keinen Zweifel, dass er einen ausgezeichneten Paladin abgegeben und es eines Tages bis zum Exarchen geschafft hätte. Doch der Freitod seines Vaters hatte dieses erwachende Talent verzerrt. Ein Tod, den Conner ganz und gar Jonah Levin und dessen Paladinen anlastete.
»Schade, dass ich keinen Spiegel dabeihabe«, bemerkte sie so leise, dass nur er sie hörte. »Sie sollten sich sehen. Sie klingen verbittert und sehr allein.«
»Allein? Schauen Sie sich um.« Er trat einen Schritt zurück und badete in der Bewunderung von Offizieren und Baronen.
Andere Senatoren waren nicht mehr zu sehen, doch es genügte auch so, um den Kameras ein beeindruckendes Bild zu bieten.
»Kommen Sie auf unsere Seite, Tara.« Conners chrysalingrüne Augen leuchteten, unterstrichen das Angebot mit lodernder Intensität. »Leihen Sie uns Ihre Stimme. Dann muss der Exarch zuhören. Die Fürsten der Inneren Sphäre sind auf dem Weg. Wir können ihn an den Verhandlungstisch zwingen. Alles kann wieder in Ordnung kommen.«
»Es ist so viel leichter, alles niederzubrennen«, forderte sie ihn erneut heraus. »Sie spielen mit Feuer, und damit riskieren Sie Leben, Welten, vielleicht sogar die ganze Republik.«
Sie wollte ihn zwingen zuzuhören. Zu begreifen, was sie sagte. Ein paar der Menschen in seiner Umgebung erreichte sie, und an diesem Abend würde man ihre Worte über dem Abendbrot und in vielen geschlossenen Sitzungen debattieren, aber Conner war zu erfüllt von der Trauer und seiner neuen Berufung.
»Unter der Führung des Militärs steht die Republik in einem Zwei-Fronten-Krieg. Wir sind von Feinden umzingelt - und im letzten Jahr haben die Umstände selbst Paladine korrumpiert. Erzählen Sie uns nicht, was wir riskieren.«
Jubel brandete auf, wenn auch leiser als zuvor. Aber immer noch laut genug für den abtrünnigen Ritter.
»Schließen Sie sich uns an. Helfen Sie uns, das Volk zu führen, wie es nur der Kriegeradel tun kann. Als ein Mitglied der loyalen Opposition.«
Ohne Zweifel sah sich Conner genau so.
Stattdessen trat Tara zurück. Es fiel ihr nicht schwer. Sie hatte in ihr em Leben schon verlockendere Angebote ausgeschlagen. Und für sie kam zuerst und vor allem anderen die Republik.
»Ich kann Sie nicht hören, Conner.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ihre Stimme ist nur noch ein Flüstern hinter sehr hohen Mauern.«
Hectar. Was für eine großartige Geschichte.
Erik Sandoval-Gröll stand am Rand der Menge um Tara Campbell und Conner Rhys-Monroe herum, trank aus einer Flasche mit lauwarmem Wasser und bemühte sich, kein Wort zu verpassen. Ständig stieß ihm jemand einen Ellbogen in die Rippen und der Gestank ungewaschener Leiber hüllte ihn ein. Aber ein wenig Unbehagen war nur ein geringer Preis für eine so wertvolle Lehrstunde. Bis jetzt gestand er Conner einen Punktevorsprung für die schiere Emotion und den Vortrag zu, allerdings war das subtilere Auftreten der Countess vermutlich besser geeignet, auf lange Sicht zum Sieg zu führen.
Trotzdem gaben beide interessante Studienobjekte ab. Tara durch ihre nuancierte Subtilität und die Art, wie sie die Menge beeinflusste und sich gelegentlich von ihr tragen ließ. Sie wechselte so leichtfüßig zwischen der regierenden Aristokratin und der stahlharten Kriegerin hin und her, wie Erik über eine Türschwelle trat. Und niemand scheint zu bemerken, dass sie nur eine Rolle spielt, nicht einmal, wenn sie vor ihrer Nase die Rolle wechselt.
Conner erwies sich - als Ritter und Senator - als weit rätselhafter, aber auch sehr viel interessanter. Ihn zeichneten Jugend, Energie und völlige Gleichgültigkeit Taras subtilen Schachzügen gegenüber aus. Er konnte kaum älter sein als Erik, und der einstige Ritter legte die gleiche rechtschaffene Überzeugung an den Tag, die Erik einst für die Sandovals gefühlt hatte. Möglicherweise musste man selbst Probleme derselben Art mitgemacht haben, um dies zu erkennen. So wie er. Hündische Hingabe. Das war eines seiner eigenen Probleme gewesen.
Dies und die absolute Gewissheit der eigenen Überlegenheit.
Die Ereignisse auf Mara hatten ihm das ausgetrieben, als sich Eriks
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