Schwert des Aufruhrs
zuckte zusammen. Das hatte er vergessen.
Zum Glück sah er mehrere gepanzerte L im ousinen vorsichtig durch die Verengung an der Rue d'Egalite navigieren. Ein Teil der Menge drängte sich gegen die Seilabsperrung, um einen Blick auf die eintreffende Prominenz zu erhaschen. Doch die Pariser Gendarmen hielten sie zurück.
»Da kommt jemand«, lenkte Julian das Gespräch unbeholfen von seiner Vergangenheit mit >Calamity< Kell ab. Soweit es ihn betraf, durfte sie unter dem gnädigen Mantel des Vergessens begraben bleiben.
Harrison Davions Ankunft war geeignet, jedes gesellschaftliche Ereignis aufzumischen. Besonders, wenn der Erste Prinz der Vereinigten Sonnen selbst den Schlag seiner Limousine öffnete, bevor die Leibwächter ganz ausgestiegen waren, und sich zurückbeugte, um Sterling McKenna aus dem Wagen zu helfen. Die Khanin der Raben-Allianz stieg wie eine Königin ins Licht, die grauen Raubvogelaugen halb geschlossen. Die beiden Fürsten warteten an der Straße und Harrison winkte der nahen Menge zu, bis zwei Männer aus dem letzten Wagen sie erreichten.
Aaron Sandoval, den republikanischen Lordgouverneur der Präfektur IV, erkannte Julian aus dem Dossier, das er über ihn gelesen hatte, wieder. Erik Sandoval-Gröll hatte er schon getroffen. Er hatte den Champion nicht sonderlich beeindruckt.
Amanda Haseks Blick wurde eisig, als Sterling McKenna aus der schwarzen Limousine stieg. Sie fluchte leise, dann zog sie Sandra und Caleb nach vorne. Julian wartete, bis sein Prinz ihn erreicht hatte, auch wenn das Eis in Harrisons Blick, als er Callandre Kell erkannte, Julian für die Zukunft nichts Gutes verhieß.
»Haben wir uns verspätet?«, fragte Harrison und schaute seiner Schwägerin nach, die bereits auf dem Weg ins Innere war.
Die Halle mit Victor Steiner-Davions Leiche war für die Öffentlichkeit mehrere Stunden täglich geschlossen, um den nach Terra gekommenen Würdenträgern aus der ganzen Inneren Sphäre Ruhe zu verschaffen und ihre Sicherheit zu gewährleisten. Für größere Gruppen galt ein recht strikter Zeitplan, auch wenn klar war, dass niemand von entsprechendem Rang abgewiesen wurde, ganz gleich wie spät er erschien oder wie viele Menschen dadurch warten mussten.
Schließlich war dies der Grund für das Gipfeltreffen so vieler interstellarer Herrscher.
Julian schaute auf seine Armbanduhr, die mit dem Zifferblatt nach unten zeigte. Eine lyranische Gewohnheit, erinnerte er sich. Noch etwas, das er sich am Nagelring angewöhnt und nie aufgegeben hatte. »Nein, wir haben noch Zeit.«
Countess Campbell wechselte ein paar kurze Worte mit dem Ersten Prinzen und der SchneerabenKhanin, entschied sich aber, auf der Freitreppe zu warten. Julian und Callandre folgten Harrison und McKenna in die Kathedrale. Die vier holten die anderen, denen die Pracht der Vorhalle momentan den Atem geraubt hatte, problemlos ein. Das Deckenfresko und die barocken Strebebögen. Auf Hochglanz poliertes Mahagoni und makellos glänzende Marmorböden. Es waren reichlich Mönche und
Priester beiderlei Geschlechts anwesend, um Besuchern den Weg zu weisen, doch der war ziemlich offensichtlich. Ein roter Läufer erstreckte sich vom Haupteingang zu einer Seitentür abseits des Hauptschiffs, und dann in die Kammer, in der Victor aufgebahrt lag.
Der Tür, aus der soeben eine lange Reihe draconi-scher Adliger und Offiziere trat.
Julian war Vincent Kurita schon einmal begegnet. Der Koordinator des Draconis-Kombinats ging an dritter Stelle der Reihe, hinter einer symbolischen >Wache< aus zwei Samuraikriegern. Sie trugen keine Uniform, sondern identische Kimonos und weiße Mäntel. Und in der Gegenwart ihres Lehnsherren hatten sie auf die Schwerter verzichtet. Trotzdem zweifelte Julian keine Sekunde daran, dass beide bestens geschult waren. Er sah es daran, wie sie sich bewegten.
Vincent Kurita trug natürlich die beiden Schwerter eines Samurai unter der Schärpe seiner prächtig gestickten Seidenrobe. Der einzige andere Bewaffnete folgte direkt hinter ihm. Er war größer als Vincent und von der Geschmeidigkeit eines Mannes, der sein ganzes Leben für den Kampf trainiert hatte. Matsu-hari Toranaga, Tai-shu von New Samarkand, trug das in der Scheide steckende Katana in der linken Hand. Bereit, es im Dienste seines Koordinators augenblicklich zu ziehen. So hieß es.
Beide Männer waren in Harrison Davions Alter. Darüber hinaus war Vincent der Sohn Hohiro Kuri-tas, dem Victor Steiner-Davion während der ClanInvasion das Leben
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