Schwert des Aufruhrs
einem Drittel eifersüchtig, entschied Julian. Er stand gemeinsam mit Sandra, Callandre Kell, Duchess Amanda Hasek und Caleb Davion auf der grünen Marmortreppe vor der Kathedrale der Republik in Paris und wartete, zusammen mit einem kleinen Gefolge aus Adjutanten und Offizieren.
Caleb unterhielt sich leise mit seiner Tante und Countess Tara Campbell, die den Befehl über die Militäreskorte geführt hatte, die sie vom Chalet nach
Paris begleitet hatte. Die drei vertrieben sich die Zeit bis zu Harrison Davions Ankunft mit der Suche nach historischen Sehenswürdigkeiten. Die Eiffeltürme waren natürlich am einfachsten zu finden. Sie beherrschten die Silhouette der Stadt im Westen, ragten über die Terranische Münze und das Richard-Cameron-Ehrenmal auf, das einen ganzen Häuserblock lang war. Der Nouveaux Louvre, erklärte Caleb mit einem Hauch von Herablassung, besaß ebenfalls sehr schöne Türme, lag aber hinter der riesigen Kathedrale.
Julian hätte es vorgezogen, an diesem Gespräch teilzunehmen.
»Allerdings«, gestand er. Wieder. Er zupfte mit kurzer, kräftiger Bewegung seine Uniformjacke gerade.
Callandre Kell schmunzelte. Sie trug heute ein sehr feminines Frühlingskleid, vermutlich, um Harrisons Reaktion abzumildern, wenn der Prinz sie neben Julian erblickte. Aber die lila Strähnen in ihrem Haar stemmten sich recht wirksam gegen diesen Anpassungsversuch. »Wie geht es dem Kinn?«, fragte sie.
»Tut teuflisch weh.« Wenigstens verblasste der Bluterguss endlich. Er hatte die Farbe von dunklem Violett in ein kränkliches Grün verwandelt, und zum Glück war er inzwischen nur noch blassgelb. Die geschwollene Unterlippe war schon am nächsten Tag verheilt. »Ich kann es nicht fassen, dass du mich wirklich geschlagen hast.«
»Du kannst nur nicht fassen, dass ich dir beinahe einen Zahn ausgeschlagen habe.«
Julian lächelte allerdings ohne die geringste Ehrlichkeit. »Ich denke doch, das war vor allem die Rolle Silberkronen, die du in der Faust hattest.«
Sandra lachte. Es klang wie Kristallglöckchen. Hell, luftig und klar. Sie trug das aschblonde Haar sehr lang, bis zum Po, in offener Revolte gegen die vorherrschende Kurzhaarmode. Häufig legte sie es sich über die linke Schulter und ließ es vor ihrem Körper herabfallen. Heute hing es gerade an ihr em Rücken herunter, um die Bluse und die Halskette besser zur Geltung zu bringen, die Julian ihr bei einem kurzen Abstecher nach Athen gekauft hatte.
Caleb reiste auf der Suche nach romantischen Flecken kreuz und quer über den Planeten. Julian und Harrison hatten den Geburtsort der Demokratie besucht. Sie hatten eine Menge Ziegen und verfallene Gemäuer gesehen.
Schlimmer als jeder endlose Tag voller Logistikberichte während der Rundreise durch die wenigen Reste terranischer Geschichte, die den Heiligen Krieg überlebt hatten, war, dass Sandra und Callandre sich angefreundet hatten.
»Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft ich das schon tun wollte«, bemerkte Sandra und erntete einen tadelnden Blick Amandas. Sie erwiderte ihn mit schielend gekreuzten Augen, und die Duchess konnte sich ein schuldbewusstes Lächeln angesichts der offensichtlichen Freude ihres Mündels nicht verkneifen.
»Er hatte es verdient, so abrupt wie er verschwun-den ist. Nicht einmal ein Lebewohl. Nur ein Brief zu Händen der Kell Hounds. Und das nach allem, was ich für ihn getan habe ...«
»Nach allem, was du für mich ...?« Das ging wirklich zu weit. Julian schaffte es nicht einmal, ganz auszusprechen. Er sah zusätzliche Sicherheitsleute erscheinen, also konnte der Prinz nicht mehr weit sein. Aber das durfte er nicht so stehen lassen. »Möglicherweise ist mir da etwas entgangen. Hat es dir Spaß gemacht, nach dem Urteil des Ehrengerichts ein ganzes Jahr zu wiederholen?«
Callandre zuckte die Achseln, als wäre das für sie alltäglich gewesen. »Die zusätzlichen Stunden Spieltheorie konntest du gut gebrauchen.«
Sandra hörte sich das Gestichel an und schüttelte den Kopf. »Was habt ihr zwei angestellt?«, fragte sie.
Julian konnte sich den schuldbewussten Ausdruck auf seinem Gesicht nur vorstellen. Er spürte seine Wangen heiß werden, und seinen Nacken gleich mit. Wenigstens besaß Callandre noch so viel Anstand, beiseite zu schauen. »Nichts weiter als die üblichen Akademiestreiche«, antwortete er und glaubte es selbst nicht. »Außerdem hat sie angefangen.« Jedenfalls meistens.
»Ach ja! Als ob ich gewusst hätte, wie man einen Zeus klaut.«
Julian
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