Schwert des Aufruhrs
ist.«
Das war durchaus im Bereich des Möglichen. Und nur einer der Gründe für Calebs Schadenfreude. Julian starrte seinen Vetter wütend an, zupfte demonstrativ die Ärmel seines dicken Pullovers gerade und pflückte an der Wolle. »Wo ist sie?«
»Im Hauptraum«, antwortete Caleb. Aber er sagte es zu Julians Rücken, denn der war schon auf dem Weg zur Verandatür. »Grüß sie von mir.«
Julian war sich keineswegs sicher, was er der Dame überbringen würde. Eines allerdings schien klar: Die Kopfschmerzen, die nach zwei Stunden Riccard Streng spürbar gedräut hatten, hämmerten jetzt mit ganzer Wucht gegen seine Schläfen. Und sein Magen schien sich langsam aber sicher in ein bodenloses Loch zu verwandeln. Es erinnerte ihn an das leere, kranke Gefühl, als Harrison damals endlose dreißig Minuten damit zugebracht hatte, Julian wie einen kleinen Jungen abzukanzeln.
Sieben Jahre. Es war immer noch so frisch, als wäre es gestern gewesen.
Sie wartete tatsächlich im Hauptraum. Lief hin und her - wie ein gefangenes Raubtier. Klopfte mit der Stiefelspitze an jedes Möbelstück und beugte sich an jedes Fenster wie auf der Suche nach einem Fluchtweg. Julian blieb auf der Treppe stehen und lehnte sich aufs Geländer. Noch unbemerkt. Oder unbeachtet. Er schaute zu, wie sie mit einer Tischlampe spielte, sie nervös ein- und ausschaltete, bis das Leuchtelement knisternd den Geist aufgab.
Typisch.
»Calamity Kell.«
Sie kehrte ihm noch immer den Rücken zu, und Julian sah, wie sich ihre Schultern in einem leisen Lachen hoben. »Fang nicht wieder damit an, Jules.«
Sie drehte sich um. Ja, das war sie, die >schärfste Braut< des Nagelring-Jahrgangs 3129 - und dank der erzwungenen Wiederholung des letzten Akademiejahres, auch des Jahrgangs 3130. Dieselbe Duellis-tenpose. Dieselben rehbraunen Augen voller Leben und Lachen, und das lockige braune Haar, momentan mit goldenen Glanzlichtern aufgehellt. Callandre Kell trug eine lange Lederhose über den Stiefeln und unter der offenen Lederjacke ein bauchfreies T-Shirt. Motorradkleidung. Julians Blick glitt zu ihr em Vollhelm, der neben der weiten Eingangstür des Chalets auf einer Kommode lag.
Sie war atemberaubend.
Sie war gefährlich.
»Du hast geheiratet, habe ich gehört«, bemerkte er, während er die Stufen langsam hinabstieg. »Einen Söldnerhauptmann.«
Callandre nickte. »Stimmt.« Sie zuckte die Achseln. »Hat nicht gehalten.« Ein schelmisches Glitzern trat in ihren Blick. »Und du? Hat dich noch keine eingefangen? Man spricht von einer gewissen Sandra Fenlon.«
Julian zuckte die Achseln. Für Callandre sprach das mit Sicherheit Bände. »Dir kann keine das Wasser reichen, Calamity.«
Diesmal lachte sie lauthals. Der alte Spitzname. Die besten Freunde. In den zehn Monaten am Nagelring waren sie unzertrennlich gewesen. Und all die Zeit über hatte der zündende Funke gefehlt, der für mehr als eine platonische Freundschaft nötig gewesen wäre. Einmal hatten sie versucht, es zu erzwingen. Es war nur eine von mehreren gemeinsam erlebten Katastrophen gewesen.
Im Kamin knackte und knisterte ein diesmal nur großes Feuer, als sich die beiden langsam aufeinander zubewegten, wie magnetisch voneinander angezogen, und sich bei jedem Schritt auch wieder dagegen stemmten. »Weißt du«, sagte Julian. »Ich habe mich immer gefragt...« Er fuhr sich mit den Fingern durch das rotblonde Haar.
»Was hast du dich gefragt?«
»Was ich sagen würde, wenn wir uns noch einmal begegnen.«
Sie zuckte die Achseln. Die gut abgetragene Lederjacke machte die Bewegung mit. »Na, du hattest sieben Jahre Zeit, dir etwas zu überlegen.« Ihr Tonfall klang nicht gerade freundlich.
»Das habe ich auch.« Er blieb vor einem alten Holzstuhl stehen und legte die Hände um die gerade Rückenlehne. »Und weißt du, was ich wirklich mit dir machen möchte?«
»Mir den Stuhl da über den Schädel ziehen?«
»Danach.«
Auf Callandres Gesicht trat ein Raubtierlächeln. »Liebe ist was Wunderbares«, sagte sie.
Dann beugte sie sich vor und rammte Julian die Faust punktgenau aufs Kinn.
Der Exarch versteht unsere Probleme nicht. Das hat er mit seiner völligen Untätigkeit angesichts der Exzesse Katana Tormarks hinlänglich bewiesen. Und Senator Monroe - er war ein guter Mann.
- P lanetarer G ouverneur F eyd O lson , Cylene,
25. April 3135
Terra
Präfektur X, Republik der Sphäre 2. Mai 3135
»Sie hat dich wirklich geschlagen?«
Sandra Fenlon klang zu zwei Dritteln erstaunt und zu
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