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Schwert des Aufruhrs

Schwert des Aufruhrs

Titel: Schwert des Aufruhrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Ruhe, war aber natürlich bereit, ihn zu wecken, sobald sich die Truppen vollzählig versammelt hatten. Erik stellte sich vor, wie Victor aufwachte, den Panzerglasdeckel seines Sarkophags zurückschob und auf dem Podest auf und ab wanderte, während er Prinz und Duchess, Gouverneure, Generäle und hohe Offiziere anherrschte und ihnen ihre Rollen in einem großen neuen Zeitalter erklärte.
    Einer Ära ohne ihn.
    Die respektlose Fantasie half Erik, sich zu beruhigen, indem sie ihn vom aktuellen Geschehen und dem Fiasko entfernte, das sich in der Vorhalle fast zugetragen hätte. Und sie gestattete ihm, die Personen in diesem Raum in anderem, neutralem Licht zu sehen. Er erkannte diejenigen, die sich Victors Sarg näherten, als läge ein Heiliger darin, ehrlich ergriffen von seiner Gegenwart. Und ebenso diejenigen, die das nur vortäuschten, sich nur zum Schein bekreuzigten, bevor sie selbstzufrieden näher traten und sich dem großen Helden auf die einzige ihnen mögliche Art überlegen fühlten: Sie lebten, und er nicht.
    Und einen Mann, der wie ein wütender Löwe um den Raum kreiste, verzehrt von rastloser, gefährlicher Energie. Er mied die Reihe der Wartenden ebenso wie die Sitzbänke, während er ein Schauspiel rechtschaffenen Beleidigtseins präsentierte, diejenigen mit Blicken durchbohrte, die durch ihn hindurch schauten oder, schlimmer noch, ihn erkannten, aber nicht beachteten.
    Caleb Davion. Caleb Hasek-Sandoval-Davion.
    Erik löste sich aus der Ecke, langsam genug, um den Sicherheitsagenten neben sich nur zu einem neugierigen Blick zu veranlassen. Leute wie er waren schon in vollständig kontrollierter Umgebung nervös genug. Das war nicht die Art Aufmerksamkeit, auf die Erik momentan Wert legte. Er nickte dem Mann im schwarzen Anzug kurz zu, gab ihm zu verstehen, dass er seine Anwesenheit und deren Bedeutung wohl anerkannte, und achtete darauf, Prinz Harrison nicht zu nahe zu kommen, als er sich entlang der Außenwand vorarbeitete und Caleb knapp hinter der Empore erreichte, auf der Paladinin Drummond schweigend und respektvoll Wache hielt.
    »Das Leben steckt voller Überraschungen«, sagte er. Nicht im Flüsterton, aber so leise, dass ihn außer Caleb niemand hörte.
    Indem er wiederholte, was der Prinz zu Vincent Kurita gesagt hatte, bot Erik dem Davion-Thronfolger die Gelegenheit, ihn zurechtzuweisen und damit seine Überlegenheit zu beweisen.
    Caleb aber hatte seine eigene Interpretation dieser Worte. Eine Interpretation, die offenbar wie eine schwärende Wunde an ihm nagte. Er hielt an, starrte Erik an, dann nickte er einmal. Knapp. Herrisch.
    »Das Leben steckt voller Überraschungen«, wiederholte Caleb, »wenn man sich im Krieg befindet.«
    Das war eine Auslegung, die Erik unterschreiben konnte. Eine Deutung, die nach den Jahrzehnten, den Jahrhunderten des Kampfes der Dynastie gegen den Drachen jeder Sandoval unterschreiben konnte. Im späten einunddreißigsten Jahrhundert war Haus Davion vor einem mehr als notwendigen Krieg zurückgeschreckt, von einem Jahrzehnt Heiligen Krieges zu erschöpft. Stattdessen hatte es den Sandovals und ihrem Lehen der Mark Draconis den sogenannten begrenzten Konflikt wie einen Mühlstein um den Hals gehängt: ganz der Art von Politikern entsprechend, sich aus der Verantwortung für einen in Wahrheit lang anhaltenden begrenzten Krieg zu stehlen.
    »Der Drache schläft niemals wirklich«, zitierte Erik einen Familienwahlspruch. »Er sammelt nur Kraft.«
    »Du bist ein Sandoval«, stellte Caleb von oben herab fest, als erweise er Erik eine kaiserliche Gunst, indem er ihn erkannte.
    Natürlich war der schwarze Dutt ein ziemlich unübersehbarer Hinweis.
    »Das bin ich, Sire. Erik Sandoval-Gröll.« Eine matrilineare Seitenlinie der Familie, aber trotzdem stark. Und über drei Generationen mit Caleb verwandt. »Adjutant Duke Aaron Sandovals und Kommandeur beim Schwertschwur. Ein loyaler Untertan der Vereinigten Sonnen.«
    »Wie kann ein loyaler Untertan der Vereinigten Sonnen Titel und Rang in einer Miliz der Republik halten?«, fragte Caleb misstrauisch.
    »Das ist eine Frage der Familie, ganz gleich, wo die momentanen Grenzen verlaufen. Stimmen Sie mir nicht zu, Lord Davion?«
    Das war das äußerste Zugeständnis in Bezug darauf, dass der Schwertschwur tatsächlich die Vereinigten Sonnen und damit auch Haus Davion unterstützte, das Erik sich ohne Aaron Sandovals Erlaubnis gestatten konnte. Ein Hinweis für Caleb, dass er Freunde in der Republik hatte - und in diesem

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