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Schwert des Aufruhrs

Schwert des Aufruhrs

Titel: Schwert des Aufruhrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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gerettet hatte. Daher war es nicht überraschend, dass Haus Kurita Victor mit einer ansehnlichen Delegation das letzte Geleit gab.
    Die Überraschung bestand eher in Vincent Kuritas Reaktion auf Harrison.
    »Prinz Harrison«, begrüßte der Koordinator seinen Herrscherkollegen recht steif. Er sprach Sternen-bund-Anglik mit starkem Akzent. Man merkte, dass er das Japanische gewöhnt war. Seine dunklen Augen bohrten sich in die Frau an Harrisons Seite. »Ich habe Sie schon in besserer Gesellschaft gesehen.«
    Mit fast zwei Metern Körpergröße hätte Harrison den kleineren Draconier leicht von oben herab behandeln können. Stattdessen schüttelte er beiläufig tadelnd den Kopf und tätschelte die Hand McKennas, die sich bei ihm untergehakt hatte. »Das ist unter Ihrer Würde, Vincent.«
    Die beiden Samuraikrieger erstarrten, als Harrison den Koordinator mit Vornamen ansprach. Kriegsherr Toranaga kochte geradezu.
    »Hier geht es wohl eher darum, was unter ... Ihnen ist«, erklärte er laut.
    Im Gefolge des Koordinators gab es nur wenige Frauen. Zwei Damen in traditioneller Kleidung und eine junge Frau in der Ausgehuniform der VSDK, mit Aufnähern der Militärakademie Sun Zhang und den Rangabzeichen einer Tai-sa. Ein Captain. Die junge Offizierin überraschte Julian in zweierlei Hinsicht. Zum einen, weil sie in keiner der Geheimdienstbesprechungen erwähnt worden war, die er auf Harrisons Befehl hin hatte über sich ergehen lassen müssen. Und dann war sie die Einzige, die ihre Gefühle zu verbergen wusste. Die beiden anderen Frauen erröteten bei der unverschämten sexuellen Anspielung Toranagas, die der Kriegsherr in aller Öffentlichkeit geäußert hatte.
    Falls es eine bessere Möglichkeit gab, das Geflüster zu beenden und beide Delegationen in feindseliges Schweigen zu hüllen, hätte Julian sie jedenfalls nicht nennen können. Alles wartete darauf, wie der Prinz auf diese offene Beleidigung reagierte. Selbst Sterling McKenna, die normalerweise sehr deutlich auf eine solche Herabsetzung ihrer selbst und ihres Staates reagiert hätte.
    Julian trat wortlos neben Harrison. Er hätte das voraussehen müssen, sobald er Vincent Kurita erkannte. Natürlich reagierte der Drache gereizt auf McKenna. Ihre Raben-Allianz grenzte an die Peripherieregion des Kombinats, häufig als Feind, aber immer als Bedrohung. Auf gewisse Weise herrschte zwischen den beiden eine noch größere Feindschaft, als sie die fünf Jahrzehnte der Scharmützel in den Draconis-Weiten erzeugt hatten.
    Das erinnerte ihn an die Sandovals!
    Aaron Sandoval war Militär der Republik und nicht notwendigerweise ein crucischer Nationalist. Aber vor allem war der Mann sehr erfahren. Dementsprechend machte er Julian wenig Sorgen. Aber Erik Sandoval-Gröll... Er stammte aus der Mark Dra-conis der Sonnen. Es waren Eriks Vater und seine Onkel, seine Brüder und Vettern, die die davionisti-schen Bewegungen in den Weiten unterstützten und den Konflikt unentwegt schürten. Falls Erik auf diesem Planeten einen noch größeren Feind als Torana-ga hatte, den Gegenspieler der Sandovals in diesem Krieg, dann war es der Koordinator.
    Julian machte einen Schritt zur Seite und schob sich vor Erik. Sein Absatz senkte sich auf dessen Stiefelspitze. Aus dem Augenwinkel hatte er Erik zu einer Entgegnung ansetzen sehen. Und er bemerkte, dass Aaron Sandoval Erik die Hand auf den Arm legte, um einem Ausbruch zuvorzukommen. Callandre schob sich hinter Erik, vermutlich ohne genau zu wissen, warum. Aber trotzdem unterstützte sie Julian.
    Innerhalb eines Pulsschlags war Erik Sandoval-Gröll isoliert, und sein leises Aufstöhnen über die gequetschten Zehen ging in Harrisons gezwungenem Lachen unter.
    »Das Leben steckt doch voller Überraschungen, Koordinator Kurita. So ka?«
    Julian beherrschte neben Deutsch und Französisch genug Japanisch, um den kurzen Nachsatz zu verstehen, der in diesem Zusammenhang so viel wie >Stimmt's?< bedeutete. Auf eigene Kosten bot Harrison dem Herrscher des Kombinats eine Möglichkeit, im Angesicht dieses Fehltritts seines Tai-shu das Gesicht zu wahren.
    Kurita richtete sich steif auf und hüllte sich in die Würde seines Amtes. »Hai, Prinz Harrison. So ka«.
    Stimmt. Er verbeugte sich knapp, eigentlich war es kaum mehr als ein Nicken. Aber es genügte den strikten Regeln der draconischen Diplomatie.
    Und es ermöglichte allen, in Ehren nach Hause zu gehen. Und zwar lebend.
    Hinter Harrisons Gruppe hatte sich ein kleiner Stau niedrigerer Würdenträger

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