Schwert des Aufruhrs
Raum.
Mit einer Kopfbewegung lud Caleb Erik ein, ihn zu begleiten. Die beiden Männer wanderten Seite an Seite hinter der Empore vorbei und fanden einen geeigneten Ort für eine ungestörte Unterhaltung neben Victors Sarkophag, verdeckt von drei zu Victors Füßen aufgestellten Fahnen. Es waren die Flaggen der Vereinigten Sonnen, der Lyranischen Allianz und der ComGuards. Sie symbolisierten Victors frühe Jahre.
Am Kopf des Sarges waren die terranische Fahne und die der Republik der Sphäre aufgestellt. Die Farben, unter denen er gestorben war.
Caleb fasste eine der Fahnen und zog sie ein Stück auf, um hinauf auf das Sonnenschwert der Vereinigten Sonnen zu blicken. Jetzt, da er Publikum gefunden hatte, hatte er seine Wut gebändigt.
»So«, stellte er fest. »Wie beurteilst du als Verwandter, wie mein Vater die ... Situation gehandhabt hat?«
Vorsichtig. »Sehr diplomatisch.«
»Wenn du mit diplomatisch meinst, dass er den ungnädigen Spott Vincent Kuritas und die offene, inakzeptable Beleidigung seines Adjutanten hingenommen hat, gebe ich dir recht.« Calebs Stimme klang wuterfüllt.
»Der >Adjutant< war Matsuhari Toranaga, Kriegsherr von New Samarkand. Hätte ihr Vater auf die Beleidigung reagiert und Vincent Kurita gezwungen, sie der Höflichkeit halber zu rügen, so hätte er Toranaga Gelegenheit geboten, sich öffentlich dem Willen des Koordinators zu widersetzen. Und Vincent Kuritas Thron wackelt ohnehin schon.«
Hinterher war er natürlich klüger. Erik wünschte sich, er hätte seine politische Einsicht schon früher angewandt, bevor er sich fast zum Narren gemacht hatte. Erst denken, dann handeln! Hatte Aaron nicht die letzten zwei Jahre damit zugebracht, ihm das einzutrichtern?
»Und um Vincent Kurita zu helfen, sodass er stärker aussieht als er ist, erniedrigt sich der Davion-Prinz und lässt zu, dass er schwach wirkt?« Caleb wirkte, als wolle er speien. »Ich hätte dem Drachen keinen so leichten Sieg gegönnt.«
Erik bewegte mit Unbehagen die Schultern. Fragte sich, wie weit er Caleb ohne die lenkende Hand seines Onkels entgegenkommen durfte. Andererseits, was Aaron nicht wusste ... »Ich auch nicht«, antwortete er. »Vielleicht wird es Zeit, dem Draconis-Kombinat zu zeigen, wie schwach es wirklich ist. Und wie stark Haus Davion.«
Caleb lächelte. Nur ein dünnes Grinsen, das bis zu den dunklen Augen reichte. »Vielleicht ist es das«, stimmte ihm der Davion-Thronfolger zu. »Vielleicht werde ich es meinem Vater gegenüber erwähnen. Danke.«
Erik erkannte, wenn er entlassen war. Für heute hatte er genug für seine Belange erreicht. Eine zufriedenstellendere Begegnung als die mit dem Champion des Prinzen. Er verneigte sich leicht und zog sich rückwärts zurück, überließ die Bühne Caleb, der verschwand, um sich in der Schlange neben seinem Vater einzureihen. Harrison bewegte sich zügig vorwärts, unterstützt von den Sicherheitsleuten und einem Priester der Kathedrale, der andere Besucher höflich bat, der fürstlichen Delegation Platz zu machen. Die meisten folgten dieser Bitte. Ein paar der niedrigeren Adligen ließen sich Zeit, um die Bekanntschaft des Prinzen zu machen, was die Delegation bremste und einigen letzten Besuchern gestattete, sich von Victor Steiner-Davion zu verabschieden.
Erik hatte schon an einem der vorherigen Tage in der Besucherschlange gestanden. Er hatte durch das Panzerglas auf das gut erhaltene Gesicht einer Legende der Inneren Sphäre hinabgeschaut. Selbst im Tod hatte Victor ehrlich und großmütig gewirkt. Aber vielleicht hatte das auch nur daran gelegen, mit welcher Einstellung Erik auf die niedrige Empore und an den Marmorsarg getreten war. Nicht alle Sandovals waren Victor gegenüber so positiv eingestellt. Seine Tante Dorann jedoch hatte nie ein unfreundliches Wort über den ehemaligen Prinzen und späteren Paladin verloren. Das allein schon hatte sein Bild von diesem Mann beeinflusst.
Jeder brachte sein persönliches Gepäck zu einem Ereignis wie diesem hier mit. Die alten Veteranen, die ihre Orden präzise aufgereiht am Fuß des Sarkophags ablegten. Männer und Frauen, die stolz vor Victor salutierten. Ein paar, die es spöttisch taten. Die meisten schauten nur schweigend auf ihn herab, flüsterten ein, zwei Worte und gingen.
Erik blieb neben der Empore stehen, im Schatten der Fahnen, und fing ein paar der letzten Grüße auf.
Die meisten waren ziemlich langweilig, erst recht aus dem Kontext gerissen. Ein Greis mit einer Com-Guards-Nadel am
Weitere Kostenlose Bücher