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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Seine Augen blitzten unter den dichten, leicht gerunzelten Brauen.
    »Behandelt ihn schonend, es mag sein, dass ich seiner gelegentlich bedarf. Er ist ein ausgezeichneter Viehdieb, aber nur, wenn er seine fünf Sinne beisammen hat.«
    Ich drehte mich zu Liam um und starrte ihn zweifelnd an.
    »Ich dachte, du würdest kein Vieh mehr stehlen?«
    Er zuckte die Achseln, zog eine Grimasse und leerte sein Glas.
    »Ich weigere mich nie, einem Freund einen Gefallen zu tun«, sagte er nur zu seiner Rechtfertigung.
    »Aber warum stehlt ihr das Vieh? Wieso züchtet ihr es nicht ganz einfach, wie in den Lowlands?«, fragte ich gereizt.
    »Hier ist es schwierig, die Herden über den Winter zu bringen.
Man muss eine Herde jedes Frühjahr neu aufbauen«, erklärte Coll. »Und außerdem muss ich gestehen, dass es weitaus amüsanter ist, das Vieh zu stehlen, als es aufzuziehen. Der Reichtum eines Clans bemisst sich häufig nach dem Wert seiner Herde. Versteht Ihr, in den Highlands ist Geld ziemlich nutzlos. Wir treiben keinen Handel wie die Menschen in den Lowlands. Es gibt praktisch nichts zu kaufen, und wir kommen mit wenig aus. Das Vieh ist unsere Lebensgrundlage und auch ein sehr begehrter Tauschartikel. Und außerdem wäre das Leben ohne diese Überfälle ziemlich trübsinnig. Sie erhalten die guten Beziehungen zwischen Nachbarn«, setzte er hinzu. Ein spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Fürchtet Ihr nicht, Euch eines Tages am falschen Ende eines Stricks wiederzufinden?«
    Er schüttete sich aus vor Lachen.
    »Ach, wisst Ihr, für dieses kleine Vergehen müsste halb Schottland baumeln. So ist das Leben in den Highlands; selbst die verfluchten Campbells, die den Sassanachs ihre Seele verkauft haben, frönen dieser Leidenschaft. Wenn der Strick mich nicht tötet, dann zwangsläufig etwas anderes, also kann ich ebenso gut glücklich sterben!«
    Einige Augenblicke lang musterte er mich schamlos und sah dann Liam aus dem Augenwinkel an.
    »Es ist wahr, dass es möglicherweise andere Arten gibt, glücklich zu sterben«, gestand er zu.
    Von neuem nippte ich an dem Whisky und verzog das Gesicht. Dieses Feuerwasser war bestimmt ausgezeichnet zur Reinigung von Wunden geeignet.
    »Ihr scheint den Tod durch den Strang ziemlich auf die leichte Schulter zu nehmen, Mr. Macdonald«, sagte ich und sah ihn verwirrt an.
    »Nennt mich doch bitte Coll, Caitlin.«
    »Dann also Coll. Ich bin mir nicht sicher, ob Colin Eure Meinung teilt. Er hat mir von seinem unglückseligen Abenteuer erzählt, bei dem er um ein Haar aufgehängt worden wäre...«
    Neben mir meldete sich Liam zu Wort.
    »Colin war unvorsichtig«, brummte er. »Wenn er die Regeln befolgt
hätte, wäre er nie in diese Lage geraten. Dieses Mal war das Glück ihm hold, doch Fortuna wird ihn nicht immer beschützen. Ein Mann riskiert sein Leben nicht für ein einziges Kalb.«
    »Und was ist es dann wert, dass ein Mann sein Leben dafür opfert?« , fragte ich, neugierig geworden.
    »Die Krone eines Königs, die Ehre eines Clans, edle Überzeugungen... unter anderem.«
    Er sah mich durchdringend und leidenschaftlich an.
    »Oder eine Frau...«
    »Vielleicht würde diese Frau es vorziehen, mit einem lebendigen Mann aus Fleisch und Blut zu leben statt mit einem Gespenst.«
    »Wenn sie Ehrgefühl besitzt, dann wird sie sich damit abfinden, mit einem Gespenst zu leben.«
    »Wenn sie ein Gefühl für Ehre hat, dann wird sie bereit sein, auch selbst ihr Leben für ihn herzugeben«, entgegnete ich heftig.
    Seine Augen verengten sich. Ich spürte, dass wir dieses kleine, doppelsinnige Gespräch besser nicht weiterführten.
    »Aber Scherz beiseite, Caitlin«, schaltete sich Coll ein, der ebenfalls die zunehmende Spannung wahrgenommen hatte. »Ich möchte Euch gern vor einigen Charakterzügen Liams warnen.«
    »Coll... langweile meine Frau nicht mit deinen Geschichten«, tadelte Liam ihn stirnrunzelnd.
    »Normalerweise ist er von gleichmütigem Temperament. Wenn Ihr ihm allerdings zu sehr zusetzt und er vor Wut außer sich gerät, nehmt Euch in Acht, meine Teure. Dann wird er gefährlich wie ein brünstiger Stier.«
    »Tatsächlich?«, sagte ich und sah Liam, der seufzend die Achseln zuckte, aus großen Augen an. »Und was muss man tun, damit er außer sich gerät?«
    »Das möchtest du lieber nicht wissen, Caitlin«, brummte Liam und konfiszierte mein Whiskyglas. »Du solltest besser ein Glas Wein trinken, a ghràidh, dieses Gift hier ist viermal destilliert.«
    Ich lächelte ihm

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