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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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honigsüß zu und küsste ihn auf die Wange.
    »Sollte das eines Tages geschehen, dann wird mir schon etwas einfallen, um dich zu zähmen, bis du sanft wie ein Lamm wirst.«
    Ich wandte mich zu Coll um.

    »Ich überlasse ihn Euch für einige Minuten, Coll. Ich werde mir ein Glas Wein holen; Euer Whisky verbrennt mir sonst noch das Gehirn.«

    Ich beobachtete das Hin und Her einer Wasseramsel, die in die Stromschnellen des Roy tauchte, um sich von den Larven von Wasserinsekten zu nähren, und dann auf die Steine außerhalb des Wassers zurückkehrte. Ich hatte mir einen ruhigeren Ort gesucht, in einiger Entfernung vom Festlärm, um mich von dem Gespräch zu erholen, das mich eben ziemlich erschüttert hatte. Mit einer Mischung aus Freude und Furcht fiel mein Blick auf den glitzernden Ring, der jetzt an meinem Finger saß. Betrübt sagte ich mir, dass die Umstände, die uns zusammengeführt hatten, vielleicht zu unserem Verderben werden könnten.
    Liam wollte nicht, dass ich mich in diese Angelegenheit einmischte. Ich fragte mich allerdings, wie er seinen Kopf aus dieser Schlinge ziehen wollte. Er konnte doch nicht sein ganzes Leben in der Angst verbringen, dass irgendjemand sich seinen Kopf holte. Glaubte er, dass ich freiwillig damit leben würde, dass dieser Strick um seinen Hals lag, und nicht zu wissen, in welchem Moment die Falltür unter seinen Füßen sich öffnen und ihn ins Leere reißen würde? Glaubte er, ich würde sitzen bleiben und zuschauen, wie ihm dieser Strick ins Fleisch schnitt, es aufriss und ihn erstickte, bis er seinen letzten Atemzug aushauchte? Auch ich hatte meine Ehre. Ich würde nicht zulassen, dass mein Mann um meinetwillen zu Unrecht angeklagt und ein Gesetzloser würde, ein »gebrochener Mann«.
    Mit einem Schluck leerte ich mein Glas zur Hälfte und stellte es neben mich ins Gras. Plötzlich wurde mir bewusst, dass Liam hinter mir stand und mit seiner hünenhaften Gestalt hoch über mir aufragte.
    »Beunruhigt dich etwas, a ghràidh ?«, flüsterte er mir ins Ohr und ging hinter mir in die Hocke.
    Als ich mich umwandte, fand ich mich Auge in Auge mit seinem schönen, sorgenvollen Gesicht wieder. Wie lange er mich wohl schon beobachtete?
    »Oder bereut Ihr es schon, Mrs. Macdonald?«

    Heftig fuhr ich herum, so dass ich vor ihm kniete, packte den Ausschnitt seines Rocks und sah ihm gerade in die Augen.
    »Niemals, Mr. Macdonald«, gab ich zurück und legte die Lippen auf die seinen.
    »Einen Moment lang habe ich mich gefürchtet«, gestand er mir flüsternd. »Ich hatte Angst, du würdest nicht in der Kapelle auftauchen; du hattest dich ein wenig verspätet...«
    Er nahm einen Schluck aus meinem Glas und reichte es mir zurück.
    »Wie konntest du nur so etwas denken?«
    »Ich möchte, dass du mir eines versprichst, Caitlin. Verlass mich niemals wieder...«
    »Ich halte das, was ich dir vor Gott gelobt habe, Liam.«
    Ich nahm seinen Kopf in beide Hände und sah tief in seine blauen Augen.
    »Ich liebe dich. Wenn Gott es will, werde ich dich nie verlassen. Für mich sind die Ehegelübde heilig. In guten und in schlechten Tagen.«
    »Ja, in guten und in schlechten Tagen...«
    Er küsste mich und vergrub das Gesicht an meinem Hals. Seine Umarmung raubte mir den Atem. Sein warmer, leicht nach Wein riechender Atem strich über meinen Nacken und ließ mich erschauern.
    »Hast du Hunger? Wir werden erwartet«, flüsterte er.

    Das Bankett zog sich drei Stunden lang hin. Man schwelgte in Moorhuhn-, Wildschwein- und Hirschbraten, während Wein, Bier und Whisky in Strömen flossen. Musik erklang und bewog die Gäste nach und nach, Tische und Bänke wegzuschieben, um zu tanzen. Bald saßen wir dicht an der Wand, während die muntere Gesellschaft den ganzen Raum beanspruchte.
    Im großen Saal herrschten Freude und Gelächter und steckten alle Anwesenden an. Jedenfalls fast alle. Ich erhaschte einen flüchtigen Blick auf Colin, der allein in der Nähe der Eingangstür stand und uns beobachtete, Liam und mich. Dann sah er mich an, und einen Moment lang brannte die Erinnerung an seinen Kuss mir auf den Lippen. Ich schloss die Augen, um mein Unbehagen
zu zerstreuen. Mit einem Mal hörte ich wieder die tröstenden Worte, die er bei unserer Flucht auf der Anhöhe zu mir gesprochen hatte, spürte seine zarten Küsse, die ich leidenschaftlich erwidert hatte. Plötzlich plagte mich erneut das Gewissen. Als ich die Augen aufschlug, war Colin fort. Ich sollte ihn an diesem Abend nicht wiedersehen.
    Wir tranken

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