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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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leicht die Stirn und schien etwas von mir zu erwarten. Ich sah ihn an und versuchte zu verstehen, was ich tun sollte.
    »Caitlin, das Gelübde...«
    Liams ernste Stimme holte mich in die Wirklichkeit zurück. Ich fasste mich wieder, richtete mich auf und räusperte mich.
    »Ich«, begann ich mit zittriger Stimme, während Liam meine Hände noch fester drückte, »Caitlin Mary Fiona Dunn, gelobe vor Gott und den Menschen, dich zum Gatten zu nehmen, dich zu lieben, zu achten, zu beschützen und zu ehren, heute und morgen, in guten und in schlechten Tagen, bis dass der Tod uns scheidet...«
    Jetzt war es geschehen! Die Worte, die ich soeben ausgesprochen hatte, waren so gewichtig, dass meine Gedanken nicht von neuem abschweifen konnten. Ich betrachtete unsere ineinander verschlungenen Hände. In guten und in schlechten Tagen... Auf Leben und Tod... Liam griff in seinem Sporran und zog einen fein gearbeiteten goldenen Trauring hervor. Es war ein Claddagh, die Art Ring, wie er in Irland symbolisch für die Treue steht. Der Priester segnete ihn in seinem monotonen Singsang, während Liam ihn mir an den Finger steckte.
    »Hiermit erkläre ich euch vor Gott zu Mann und Frau vereint.«
    Mein Gemahl beugte sich zu mir herüber, um mich zu küssen, und löschte damit den letzten Nachhall von Colins Berührung
aus, den ich noch auf den Lippen spürte. Ausgerechnet in diesem Moment gaben die Beine unter mir nach, und Liam konnte mich gerade noch auffangen.
    »He! Alles in Ordnung?«, fragte er beunruhigt.
    »Ja... Ich glaube, das Korsett ist zu eng«, antwortete ich einfältig und lächelte.
    »Hmmm... Natürlich... das Korsett«, spöttelte er schmunzelnd. Seine Augen leuchteten.
    Unter ohrenbetäubendem Radau traten wir nach draußen. Die Dudelsäcke spielten aus Leibeskräften, und die Männer stießen ihre Kriegsrufe aus und schossen mit den Pistolen in die Luft. Auf dem Vorplatz hob Liam mich hoch und wirbelte mich mit ausgestreckten Armen durch die Luft.
    »Fraoch Eilean!«, schrie er. »Sann agam-fin a tha thu ’nad bhean, a Chaitlin! Du bist meine Frau, Caitlin!«
    Er setzte mich auf den Boden und umarmte mich heftig.
    »Und nichts und niemand kann daran jemals etwas ändern, Mrs. Macdonald.«
    Er sah mich lange schweigend an. Das Blau seines Rocks ließ das seiner Augen noch tiefer erscheinen, aber vielleicht war es auch umgekehrt. Er streichelte mir die Wange.
    »Als ich dich in die Kapelle treten sah, da war mir, als hätte ich eine Vision, a ghràidh mo chridhe«, flüsterte er inmitten des Tumults, der uns umgab. »Eine Erscheinung aus dem Himmel. Du machst mich zum glücklichsten aller Männer.«
    Er umschlang mich von neuem, löste sich dann ein wenig von mir und sprach weiter.
    »Tha gaol agam ort, mo bhean. Ich liebe dich, meine Gattin.«
    Der lärmende, fröhliche Zug, der um uns herum sang und tanzte, war uns bis nach Keppoch House gefolgt, wo das Fest begann.
    Die Halle war mit Tischen aus Holzböcken und Brettern eingerichtet worden, an denen die Gäste sitzen sollten. Lady Keppoch befehligte laut schreiend die in alle Richtungen durcheinander laufenden Dienstboten, während Coll uns gelassen ein dram seines besten Whiskys kredenzte, um auf unser Glück anzustoßen.

    »Slàinte!«, riefen alle und hoben die Gläser, um sie dann in einem Zug zu leeren.
    Coll beugte sich zu mir herüber. Er trug das blaue Barett der Macdonalds mit den drei Adlerfedern, die hinter dem Emblem steckten.
    »Ich habe keine Ahnung, was Ihr mit ihm angestellt habt, Madam, aber es ist lange her, dass ich Liam so glücklich gesehen habe...«
    Er warf Liam einen wissenden Blick zu und sprach dann weiter.
    »Es ist wahr, dass die Liebe zu den unerklärlichen Phänomenen gehört. Sie trifft den Menschen wie ein Blitz, und ehe er noch Zeit gehabt hat, sich von dem Schrecken zu erholen, ist der Schaden schon geschehen... Er kann nicht mehr klar denken.«
    Er brach in Gelächter aus und schenkte Liam und sich selbst ein zweites dram von seinem Whisky ein. Ich selbst hatte mir kaum die Lippen mit dem starken Alkohol benetzt und war schon fast erstickt.
    »Eine Frau ist ein wenig wie ein guter Usquebaugh«, fuhr Coll fort und hob sein Glas, »er entflammt den ganzen Körper, kaum dass man ihn mit den Lippen berührt, er berauscht einen und lässt einen Mann den Kopf verlieren, bis er kein Mann mehr ist, sondern eher ein wildes Tier, das zu den barbarischsten Taten bereit ist, um erneut davon zu kosten.«
    Von neuem neigte er sich zu mir.

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