Schwert und Laute
sinken.
»Ich weiß genau, dass Eure Heirat sie enttäuscht hat«, erklärte sie und schüttelte ihr faltiges Haupt, »aber sie wird sich damit abfinden müssen. Sie hätte Liam ohnehin nicht heiraten können. Das wäre nicht möglich gewesen...«
Sie warf mir einen leicht verlegenen Blick zu, bevor sie weitersprach.
»Sie rührt ihr Essen kaum an, und ihr Zustand wird jeden Tag schlechter, aber... Hört mir zu, Caitlin. Ich mag Euch gern und möchte Euch warnen. Ich habe sie mehrmals dabei überrascht, wie sie in meinem Grimoire geblättert hat, und ich bin mir sicher, dass sie versucht, Euch zu schaden.«
Ich dachte wieder an den Vogelfuß, der zwischen meiner Wäsche gesteckt hatte. Sollte ich ihr davon erzählen? Und wenn das gar nicht Meghan gewesen war? Lieber wollte ich noch warten. Effie kramte in ihrer Tasche herum und zog einen mit einem roten Faden umwickelten Strauß Johanniskraut hervor, den sie vor mich auf den Tisch legte.
»Das ist ein Zauber, der gegen Flüche wirken soll. Ihr müsst ihn über Eurer Eingangstür aufhängen.«
Ich sah die alte Frau einen Moment lang an und kämpfte gegen eine Furcht, die verstohlen in mir aufstieg. Sie glaubte wirklich, dass Meghan in der Lage war, Hexenwerk gegen mich einzusetzen!
»Ihr denkt, dass sie so weit gehen würde, mich mit einem... Fluch zu belegen?«
»Bei Meghan ist alles möglich. Ich weiß übrigens, dass sie schwanger ist.«
Mir verschlug es die Sprache. Effie bemerkte mein Unbehagen.
»Ihr habt es gewusst, stimmt’s? Das hatte ihr an dem Tag, als ich sie zum Einkaufen nach Ballachulish geschickt habe, zu schaffen gemacht. Ich habe es einige Tage später entdeckt. Die Anzeichen
lügen nicht. Auf jeden Fall werden bald alle von ihrer Schande erfahren. Bei ihrer schmalen Taille... Sie ist verzweifelt, Caitlin. Sie wird alles tun, was in ihrer Macht steht, um Euch zu schaden und Liam zurückzugewinnen. Ob er nun der Vater des Kindes ist oder nicht – und ich bete jeden Tag zu Gott, dass dem nicht so ist –, jedenfalls will sie ihn nach wie vor für sich haben.«
Ich vermied es, das Thema zu vertiefen.
»Stehen in Eurem Buch denn auch Flüche? Glaubt Ihr wirklich, sie könnte Hexerei betreiben?«
»Nicht wirklich. In diesem Buch geht es um Medizin und nicht um Hexerei. Dagegen könnte Meghan nach den Rezepten bestimmte Dinge herstellen, die unangenehme Wirkungen haben könnten, wenn man sie versehentlich zu sich nimmt.«
Erschauernd erinnerte ich mich an die Haferkuchen.
»Es tut mir so leid«, sagte Effie, als sie meine Bestürzung bemerkte.
Bedrückt rieb die alte Frau sich über das Gesicht und ließ dann die offenen Hände schlaff auf ihren fadenscheinigen Tartan-Rock sinken.
»Wo ist Meghan jetzt eigentlich?«, fragte ich ein wenig schroff.
»Sie ist heute Morgen ganz früh mit Isaak aufgebrochen, aber ich weiß nicht, wo sie sind. Seit einigen Tagen lässt er sie gar nicht mehr aus den Augen. Ich spüre, dass die beiden etwas aushecken.«
Isaak. Auch er hatte mir gedroht. Ich hatte mehr als einen guten Grund, mir Sorgen zu machen. Eine fast schon panische Angst beschlich mich.
Den Rest des Nachmittags brachte ich damit zu, das Problem aus allen Blickwinkeln zu beleuchten. Seit Meghans Kurzbesuch mit dem Korb unter dem Arm hatte ich sie nicht wiedergesehen. War sie wirklich die Urheberin des bösen Zaubers, den ich zwischen meiner Wäsche gefunden hatte? Ich kannte eine Möglichkeit, das herauszufinden. Auf einen groben Klotz gehörte ein grober Keil! Ich hängte Effies Talisman über die Tür und verließ das Haus. Ich benötigte dringend einen Holunderzweig.
Aus Liams Haaren tropfte es auf mich herunter. Leise lachend schob ich ihn sanft zurück, doch er ließ nicht locker und leckte mich am Ohr.
»Liam, du machst das Bett nass. Nachher kann ich nicht mehr darin schlafen.«
Er lachte; offensichtlich hatte er seine gute Laune wiedergefunden.
»Umso besser.«
Ich erstarrte, als ich einen Einschnitt an seinem rechten Unterarm erblickte, der heute Morgen noch nicht da gewesen war.
»Hast du dich verletzt?«, fragte ich mit leicht zitternder Stimme.
Das ist absurd, Caitlin; du weißt genau, dass Liam sich nicht der Hexerei verschreiben würde! Und erst recht nicht, um dir zu schaden! Ich verscheuchte diese alberne Vorstellung aus meinen Gedanken. Er streckte den Arm aus, betrachtete die Wunde und zuckte die Schultern.
»Das ist nichts, ein kleiner Unfall«, erklärte er einfach und machte sich dann mit gierigen Lippen
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