Schwert und Laute
liegt. Antworte mir!«
Ein Weilchen blieb er stumm, als suche er nach der besten Art, seine Erwiderung in Worte zu fassen, dann drehte er sich seufzend zu mir um.
»Du möchtest die Wahrheit wissen? Einverstanden.«
Plötzlich überkam mich ein seltsames Unbehagen, und ich schluckte schwer.
»Ja, ich habe bei Meghan gelegen«, gestand er. »Sie ist sehr anziehend, körperlich meine ich. Außerdem hat sie sich mir selbst angeboten. Ich bin ein normal veranlagter Mann, also...«
Seine Worte zerschnitten mir das Herz wie Rasiermesser. Ich war wütend auf Liam, weil er mir geantwortet hatte, und auch noch so grausam. Warum nur wollte ein Teil von mir immer das wissen, was ich nicht hören wollte? Weil es notwendig war, um meine Zweifel auszuräumen. Die Wahrheit, so schmerzlich sie auch sein mochte, war immer noch besser als der schreckliche Zweifel, der mir zusetzte. Liam räusperte sich.
»Aber weiter ging die Anziehung nicht, die sie auf mich ausübte«, erklärte er entschieden. »Das war eine rein körperliche Angelegenheit. Sie hat mir nichts bedeutet, und das Ganze hat nichts mit dir zu tun.«
»Und das letzte Mal, dass du... bei ihr... gelegen hast, wann war das?«
»Herrgott, Caitlin! Du quälst dich völlig umsonst. Was soll denn diese Geschichte? Vergiss Meghan...«
»Ich kann nicht. Sie erwartet schließlich ein Kind und ...«
Liam erstarrte. Die Worte waren mir herausgerutscht. Mit geschlossenen Augen wartete ich darauf, was er sagen würde, doch nichts geschah. Er bewegte sich leicht und rückte dann endgültig von mir ab.
»Und wie lange weißt du das schon?«, fragte er dann.
»Seit dem Tag, bevor ich weggegangen bin.«
»Hat sie es dir gesagt?«
»Ja. Mit offensichtlicher Genugtuung. Allerdings glaube ich nicht, dass sonst noch jemand Bescheid weiß, außer natürlich Effie und sicherlich Isaak.«
Die Matratze bebte. Verstohlen öffnete ich ein Auge. Liam saß mit dem Rücken zu mir auf dem Bettrand und hatte den Kopf in die Hände gestützt. Mein Herz zog sich zusammen. Ich kam mir plötzlich sehr dumm vor. Ich hatte nicht gewollt, dass er es auf diese Art erfuhr. Lieber wäre mir gewesen, er hätte es aus einem anderen Mund gehört als aus meinem.
»Sie hat dir gesagt, es sei von mir?«
»Ja.«
Er zögerte und überlegte.
»Möglicherweise hat sie dich angelogen.«
»Ich weiß, das dachte ich auch; aber jetzt glaube ich es nicht mehr. An dem Tag, als wir von Lochaber zurückkamen, war sie hier und wollte dich besuchen. Offensichtlich hatte sie nicht damit gerechnet, mich hier anzutreffen. Sie war verzweifelt. In diesem Moment war mir klar, dass sie mir die Wahrheit über... ihren Zustand gesagt hatte. Bleibt abzuwarten, wer der Vater ist.«
»Herr im Himmel!«, keuchte er.
»Liam, sie behauptet, seit etwas über einem Monat schwanger zu sein. Glaubst du...«
»Ein Monat«, murmelte er leise. »Ein Monat.«
Er rieb sich mit den Händen über das Gesicht. Langsam stand er auf, nahm sein Hemd und zog es an. Meine Ankündigung hatte auf ihn gewirkt wie ein kalter Wasserschwall.
»Warum hast du bis heute damit gewartet, um mir davon zu erzählen?«, fuhr er in vorwurfsvollem Ton fort.
Er sah mich durchdringend an und wartete auf meine Antwort. Er musste ahnen, wie unglücklich ich mich fühlte, doch er wahrte trotzdem seinen Abstand. Seine Augen blitzten, doch die Dunkelheit hinderte mich daran, ihren Ausdruck genau zu erkennen.
»Ich glaube, dass jemand versucht, mich mit einem Fluch zu belegen«, sprach ich weiter. »Ich habe Angst. Es ist möglich, dass Isaak dir etwas antun will. Der Unfall mit dem Messer war vielleicht gar keiner.«
»Unsinn! Warum sollte er etwas gegen mich haben? Wer hat dir nur so etwas eingeredet? Das ist lächerlich, Meghan ist keine Hexe.«
»Liam«, verteidigte ich mich, »ich habe einen Zauber zwischen meiner Wäsche gefunden. Seit einigen Tagen sind Gegenstände verschwunden. Ich bin mir sicher, dass es entweder Meghan ist oder Isaak. Sie kommen ins Haus, wenn wir fort sind, und ...«
»Du wirst sie verlegt haben«, unterbrach er mich schroff.
»So wie du Annas Haarsträhne verlegt hast?«
Schweigend stand er da, den Blick im Dunkel verloren. Ich hatte einen empfindlichen Punkt getroffen. Das Mondlicht, das durch das Fenster einfiel, ließ seine feuchten Locken und seine Körperbehaarung aufleuchten. Seine Brust hob und senkte sich betont langsam.
»Du hättest mir das niemals verschweigen dürfen«, versetzte er hart. »Du wusstest, dass
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