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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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glänzte, um sie vor seine Augen zu führen.
    »Dann stimmt es also, was man mir über Euch zugetragen hat. Ihr seid mit diesem Wilden verheiratet«, sagte er mit unverhohlenem Abscheu. »Was für eine Vergeudung!«
    Ich riss meine Hand weg, wich dann einen Schritt zurück und bot ihm kalt die Stirn.
    »Wilder oder nicht, er ist immerhin ein Mann, etwas, das Ihr nie sein werdet.«
    Winston brach in ein höhnisches Gelächter aus, bei dem es mir kalt über den Rücken lief. Als er sich wieder beruhigt hatte, nahm er mein Kinn zwischen die Finger, näherte sein Gesicht dem meinen, bis er es fast berührte, und starrte lüstern auf meine Lippen. Aus seinen blassblauen Augen musterte er mich eingehend.
    »Ihr kennt mich nicht richtig, meine süße Caitlin. Ich hätte Euch gern in mein Bett geholt. Gott, ich bin vor Begierde fast umgekommen! Aber dann hätte ich das falsche Bild von mir, das ich so mühsam aufgebaut hatte, zerstört.«
    Abrupt ließ er mich los, kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und setzte sich wieder. Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Als er meine verblüffte Miene bemerkte, lächelte er.
    »Ich muss gestehen, dass ich mehr als einen getäuscht habe und dass diese Geschichte mir gelegentlich scheußliche Unannehmlichkeiten bereitet hat. Aber jetzt ist die Komödie ja vorüber, nicht wahr?«
    »Warum habt Ihr das getan?«
    »Warum, warum, warum? Ha! Das ist die Frage«, rief er aus
und streckte einen Finger in die Luft. »Die Antwort ist ganz einfach. Damit man mich nicht zu einer Heirat zwingen konnte. Mein Vater träumte davon, eine Plantage in den Kolonien zu besitzen. Offensichtlich kam es nicht in Frage, dass er selbst den Ozean überquerte, da Mutter eine solche Reise niemals überlebt hätte; und außerdem erlaubten ihm seine Geschäfte hier nicht, länger als ein paar Wochen zu verreisen. Aber da war ja der liebe kleine Winston...«
    Gedankenverloren betrachtete er das Muster des kostbaren Aubusson-Teppiches zu seinen Füßen.
    »Vor etwas mehr als zwei Jahren bot sich die Gelegenheit, seinen Traum zu verwirklichen. Lord Carlisle wollte seine einzige Tochter Emily verheiraten. Dieses eingebildete Frauenzimmer ist so dumm, dass sie wahrscheinlich den Unterschied zwischen meinem Schwanz und einer Wurst nicht begriffen hätte!«
    Ob seiner groben Bemerkung riss ich die Augen auf.
    »Bedaure, wenn ich Eure züchtigen Ohren beleidigt habe«, sagte er lachend. »Außerdem hätte ich lieber ein Pferd umarmt als diese Vogelscheuche. Sie ist so mager, dass ihr die Haut an den Knochen klebt; sie schielt, und ihre Zähne sind so schief, dass sie die Hand vors Gesicht halten muss, wenn sie lächelt.«
    Angewidert verzog er den Mund.
    »Er wollte, dass ich das Carlisle-Mädchen heirate, weil zu ihrer Mitgift Plantagen auf den Bermudas gehörten. Mein Vater rechnete sich aus, dann diese Ländereien bewirtschaften zu können. Sehr gerissen, der alte Fuchs, nicht wahr? Mich schickt er mit diesem Drachen auf die Bermudas, und er bleibt ganz ruhig mit Euch hier zurück, um Euch nach Herzenslust zu bespringen.«
    »Also habt Ihr so getan, als wäret Ihr...«
    »Aber ja! Ihr seid sehr scharfsinnig, meine Teure«, bemerkte er, wobei er wieder in seine gekünstelte Art zurückfiel.
    »Ihr seid widerwärtig, Winston Dunning.«
    »Von jetzt an Lord Dunning, bitte sehr.«
    »Euren Titel könnt Ihr Euch stecken, wohin Ihr wollt; Ihr seid ebenso abstoßend wie Euer Vater.«
    »Aber, aber! Eine so grobe Sprache aus einem so schönen Mund! Haben die Macdonalds Euch gelehrt, so zu reden?«

    »Lasst Liam da heraus! Er hat nichts damit zu tun.«
    »Ich bedaure, Euch enttäuschen zu müssen, doch das genaue Gegenteil ist der Fall. Vergesst nicht, dass er derjenige ist, den man des Mordes anklagt.«
    Mein Magen zog sich zusammen. Dieser Mann war ein widerlicher Bastard. Er hatte die Vorwürfe gegen Liam erhoben, obwohl er ganz genau wusste, dass ich die Tat begangen hatte.
    »Er ist unschuldig«, stieß ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wenn Ihr das wusstet, warum habt Ihr nicht gesagt, dass ich es war?«
    Er zog mich schamlos mit seinen Blicken aus. Instinktiv verschränkte ich die Arme vor der Brust. Winston kam langsam auf mich zu. Ich erstarrte, schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. Absichtlich langsam wanderte er um mich herum und strich mit den Fingerspitzen über meine Schultern und meinen Nacken. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut. Er blieb stehen und flüsterte mir ins Ohr, wobei seine

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