Schwert und Laute
kalt anstarrte, war abgemagert, und seine eingefallenen Wangen verschwanden fast unter dem goldbraunen Bart, der sie bedeckte.
Ein Auge war blau geschlagen, und eine Braue sowie seine Unterlippe waren aufgeplatzt und von einer Kruste aus getrocknetem Blut überzogen. Die abgerissenen und schmutzigen Kleider schlotterten um ihn herum. Im Licht der Kerze sah er Furcht einflößend aus. Meine Kehle schnürte sich zusammen, und ich streckte die Hand aus, um ihn zu berühren und mich zu vergewissern, dass ich nicht träumte.
»Liam... was haben sie nur mit dir gemacht?«
»Rühr mich nicht an«, murmelte er verbittert.
Was ich in seinem Blick las, ließ mich erstarren. Liam trat ein, schloss die Tür hinter sich, lehnte sich dagegen und starrte mich verstört an.
»Du hast mich verraten, Caitlin!«
Sein Ton war so schneidend, dass ich blinzelte und zusammenzuckte, aber ich sagte nichts.
»Ich habe dir vertraut, Herrgott!«, fuhr er, völlig außer sich, fort. »Ich hatte dir das Versprechen abgenommen... Und du bist dorthin zurückgegangen und hast dein Versprechen gebrochen.«
»Es musste sein...«, stammelte ich und zog den Kopf zwischen die Schultern.
Knurrend und schnaubend wie ein wütender Stier umkreiste er mich; dann blieb er plötzlich vor mir stehen. Seine Züge waren verzerrt.
»Du hattest es versprochen!«
Sein Gesicht war nur wenige Zoll von meinem entfernt, und sein rasender Blick durchbohrte mich. Nachdem der erste Schreck vorüber war, begann die Wut in mir hochzukochen und explodierte wie ein Feuerball. Ich zog die Augen zusammen und schrie zurück.
»Wie kannst du es wagen, mich so zu behandeln? Meinst du, du bist der Einzige, der gelitten hat? Wenn ich nicht nach Dunning Manor zurückgegangen wäre, würdest du heute noch auf der Heide leben, Liam Macdonald.«
»Es war nicht deine Aufgabe, dorthin zu gehen.«
»Und warum nicht? Es war mein Verbrechen, mein Fehler, und es stand mir zu, die Sache in Ordnung zu bringen. Du solltest nicht für meinen Fehler bezahlen.«
»Als ich dich geheiratet habe, Caitlin, da habe ich die Verantwortung für deine Fehler übernommen. Du bist schließlich meine Frau! Ich war mir meiner Handlungsweise durchaus bewusst. Vergiss nicht, dass auf meinen Kopf ein Preis ausgesetzt war!«
»Und ich sollte hier sitzen, ohne etwas zu tun, und darauf warten, dass du auf dem Grassmarket baumelst?«, schrie ich rebellisch. »Ist es das, was du mir sagen willst?«
»Ja!«
Erbittert stürzte ich mich auf ihn und packte mit beiden Händen sein zerrissenes Hemd.
»Was glaubst du, wen du geheiratet hast, Liam? Ein verzärteltes Gänschen? Frühzeitig Witwe zu werden, gehörte nicht zu meinen Plänen, und ich musste etwas unternehmen. So konnten wir doch nicht weiterleben. Ich jedenfalls nicht.«
Er stieß mich heftig zurück.
»Als ich erfuhr, dass man mich an deiner Statt beschuldigte, habe ich den Braten gerochen, und ich habe Nachforschungen über Winston Dunning angestellt. Ich wusste, dass es eine Falle war, Caitlin. Und du warst mir ungehorsam und bist Hals über Kopf hineingelaufen.«
»Und du hast mir nicht davon erzählt?«, rief ich aus. »Warum?«
»Ich wollte dieses Problem selbst lösen. Ich wollte nicht, dass du diesen Bastard wiedersiehst...«
Die Worte blieben ihm im Hals stecken.
»Ich wollte nicht...«
Er verstummte, und mich beschlich ein furchtbarer Verdacht.
»Was meinst du?«, stotterte ich und fragte mich mit einem Mal, wie viel er wohl wusste.
Einen Moment lang stand er reglos da, ohne ein Wort, als hätte er meine Frage nicht gehört. Eine ganze Palette von Gefühlen malte sich auf seinem ausdrucksvollen Gesicht.
»Wie du sehen kannst, hat Winston Dunning mir einen Höflichkeitsbesuch abgestattet«, sagte er dann kalt und wies mit zitternder Hand auf seine verkrusteten Wunden.
»Mir hat er erzählt, er hätte nur von außen in deine Zelle hineingesehen... Das verstehe ich nicht.«
»Und ob! Du verstehst sehr gut, mo bhean, meine Gattin! Er ist gestern Morgen in eigener Person gekommen, um mir mitzuteilen, dass ich die Begnadigung des Königs erhalten hätte. Der ›Irrtum ‹ sei ›korrigiert‹ worden.«
Die Muskeln an seinem Kiefer zogen sich krampfartig zusammen. Sein Gesicht glühte vor Wut, und seine Blicke durchbohrten mich. Mein Puls schlug schneller. Ich erstarrte angesichts der mörderischen Wut, die in seinen Augen stand.
»Stell dir vor, ich bin ganz genau darüber im Bilde, welchen Handel du mit diesem Hurensohn
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