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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Gefahr, den Preis dafür zu zahlen.
    Als mir klar wurde, dass ich die Frucht von Dunnings Schandtaten trug, hatte ich mich in meiner Verzweiflung Becky anvertraut. Sie hatte vorgeschlagen, ich solle Dunning Manor verlassen, bevor man meinen Zustand entdeckte. Aber wohin sollte ich mich wenden? Mein Vater hätte mich eiligst nach Irland zurückgeschickt und zu meinem Schutz in einem Kloster untergebracht. Auf die eine oder andere Art hätte man mir mein Kind weggenommen. So weit durfte es auf keinen Fall kommen. Also hatte ich mich zum Bleiben entschieden und gedacht, dass eine Lösung sich schon von allein einstellen würde. Ich schämte mich dafür, doch ich hoffte auf eine Fehlgeburt. Es dauerte nicht lange, bis Lord Dunning meine Schwangerschaft entdeckte. Zuerst war er verärgert, sogar wütend gewesen.
    Aber dann hatte er sich einen Plan zurechtgelegt. Angesichts der Neigungen seines Sohnes bestand wenig Hoffnung, dass er ihm einen Erben schenken würde. Doch hier bot sich die Gelegenheit,
dieses Manko wettzumachen. Winston würde eine junge, wenig umworbene Adlige heiraten. Die beiden würden das Kind aufziehen, das ich trug und dessen Blut die Linie der Dunnings weiterführen würde. So würde der Schein gewahrt bleiben, und ich wäre weiterhin in den schmierigen Händen des alten Lustmolchs. Natürlich kam das alles nur in Frage, wenn ich einen Jungen gebar. Wenn ich ein Mädchen zur Welt brachte, würde man mich mit dem Kind ohne viel Federlesens zu meinem Vater zurückschicken. Doch ich bekam einen Sohn.
    Da ich nicht viel an Gewicht zugelegt hatte, war es mir leichtgefallen, meine Schwangerschaft unter weiten Hemden, Schürzen und den Röcken zu verbergen, von denen man im Winter mehrere übereinander zog. Becky erzählte jedem, der es hören wollte, dass ich Essen aus der Speisekammer stahl. Wenn die anderen Dienstboten einen Verdacht hegten, dann hüteten sie sich wohlweislich, darüber zu sprechen. Lady Catherine war ahnungslos. Ich beklagte mich ständig über die Kälte im Herrenhaus und versteckte meinen Körper unter einem dicken Umschlagtuch. Während des letzten Monats schützte ich Krankheit vor und zog mich in mein Zimmer zurück, das ich nur selten verließ. Als die Wehen begannen, brachte man mich direkt zu der Hebamme, die nie erfuhr, wer ich war. Diese Nacht war die schmerzlichste meines Lebens. Offiziell hatte ich Lord Dunnings perfidem Plan noch nicht zugestimmt.
    Um sein Gewissen zu beruhigen, hatte Lord Dunning mir die Wahl gelassen. Wenn ich ihm und seinem Sohn mein Kind überließ, würden sie die Verantwortung übernehmen und ihm eine brillante Zukunft und ein mehr als beneidenswertes Erbe sichern, nämlich einen Adelstitel. Wenn ich meinen Sohn aber behielt, würde ich mich auf der Straße wiederfinden, als ledige Mutter, die ein Kind zu ernähren hatte. In diesem Fall konnte ich ihm als einziges Erbe nur das Elend und den Makel eines Bastards bieten. Und so traf ich zum Wohle meines Kindes die nahe liegendste Entscheidung. Seitdem hatte ich gewusst, dass er vor einem Leben in Armut sicher war... jedenfalls bis zu jener Nacht, als Winston mich gezwungen hatte, mich unwiderruflich von ihm loszusagen.

    Ich bemerkte, dass ich so lange an einem der Knöpfe an Patricks Rock gedreht hatte, bis er fast absprang. Sofort ließ ich ihn los. Patrick betrachtete mich sorgenvoll. Das Blut stieg mir ins Gesicht. Ich tupfte mir die Stirn mit dem Taschentuch ab, das ich in meinem Mieder stecken hatte, und schaute weg. Doch er legte die Hand unter mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen.
    »Ich will es wissen, Caitlin. Wo bist du vorgestern Nacht gewesen? Was ist passiert, das dich so aufgewühlt hat?«
    Ich zögerte. Er nahm meine offene Hand und streichelte sie mit den Fingerspitzen.
    »Caitlin, meine kleine Schwester, als wir Kinder waren, haben wir alles geteilt. Unsere Spiele, unsere Bekenntnisse und unsere... Prügel«, setzte er hinzu und lächelte traurig. »Ich bin mir sicher, dass du in allerbester Absicht gehandelt hast. Ich würde mir nie ein Urteil über deine Handlungen anmaßen.«
    »Ich habe einen Handel abgeschlossen, damit Liam freikommt«, gestand ich und schlug die Augen nieder.
    Das Schweigen zog sich in die Länge. Ich spürte, wie Patricks Hand sich verkrampfte. Schließlich schloss er sie fest um meine Finger.
    »Mit Winston Dunning?«, verlangte er kalt zu wissen.
    »Ja...«
    Sein Atem ging mühsam und verriet mir, dass er versuchte, seine Gefühle zu beherrschen.
    »Dann

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