Schwert und Laute
straffte die Schultern und ließ seine Musterung widerspruchslos über mich ergehen. Er brummelte etwas Unzusammenhängendes und bedeutete mir, ich solle aufsteigen. Doch meine zitternden Beine schmerzten zu sehr. Ich war dabei, mühsam in den Sattel zu klettern, als ich mich plötzlich hochgehoben fühlte. Der Koloss sah mich eindringlich an.
»Ich weiß nicht, was dieser Bastard Euch angetan hat, Mistress, aber er hat gewiss alles verdient, was Ihr mit ihm angestellt habt. Ihr seid verletzt und benötigt Pflege.«
Er legte eine seiner großen Hände auf meinen Schenkel. Die Wärme, die er ausstrahlte, hatte etwas Beruhigendes. Seltsamerweise ließ meine Angst vor diesem Mann nach. Er betrachtete mich noch einige Sekunden lang, vielleicht in Erwartung einer Antwort von mir, zuckte dann die Achseln und reichte mir die Zügel.
»Ich gehe voran«, erklärte er. »Wenn die Luft rein ist, reite ich los, und Ihr folgt mir, einverstanden?«
»Ja.«
Vorsichtig schlich er davon. Seinen schwarzen Hengst führte er am Zaum. Das Pferd schüttelte sich und versetzte seinem neuen Herrn mit dem Kopf einen kleinen Stoß in den Rücken.
»Ganz ruhig, mo charaid, mein Freund«, flüsterte er dem nervösen Tier ins Ohr.
Vom Hof drangen Schreie zu uns. Mein Herz tat einen Satz. Der Highlander sah mich an und nickte dann. Er stieg auf sein Pferd, drehte sich ein zweites Mal zu mir um und verließ den Stall. Dann gab er seinem Reittier die Sporen und galoppierte auf den Wald zu. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
Ich hörte noch, wie Peterson hinter uns Befehle brüllte. Wir schlugen uns mehr schlecht als recht zwischen den Bäumen durch und kamen in einiger Entfernung wieder auf die Straße.
Der Highlander hielt an und wartete, bis ich auf gleicher Höhe mit ihm war, dann fasste er Bonnie am Zaumzeug.
»Was habt Ihr vor?«, verlangte ich zu wissen. »Es wird nicht lange dauern, bis sie hier sind. Sie haben uns gesehen.«
Er stieß einen schrillen Pfiff aus und wartete aufmerksam lauschend einige Minuten. Dann antwortete ihm ein ähnlicher Pfiff. Er bedeutete mir, ihm zu folgen.
Seite an Seite trabten wir die staubige Straße entlang. Der Highlander musterte prüfend und aufmerksam den Waldrand. Wir hatten erst ein kleines Stück Wegs zurückgelegt, als eine kleine Gruppe wild aussehender, bewaffneter Bärtiger in karierten Röcken aus dem Nichts auftauchte und uns von allen Seiten umzingelte. Die verängstigte Bonnie tat einen Satz und hätte mich um ein Haar in das Farnkraut am Straßenrand geschleudert, doch mein Entführer beruhigte sie. Jetzt musterten mich sechs Augenpaare verblüfft, und ich erstarrte im Sattel.
»Was ist denn das da?«, verlangte einer der Männer zu wissen.
Ein anderer brach in Gelächter aus.
»He, mein Alter! Ist das eine Trostprämie oder ...«
»Halt dein Maul, Isaak. Niemand rührt die Dame an, verstanden?«
»Das ist doch nicht dein Ernst, oder? Bei Gott! Nach dem Verlust, den diese Sassanach -Hunde uns beigebracht haben? Da haben wir doch wohl Anrecht auf ein bisschen Spaß!«
»Wir holen uns unsere Ware zurück. Aber ich werde jeden erwürgen, der ihr auch nur ein Härchen krümmt.«
Ein von unzufriedenem Murren unterbrochenes Schweigen
trat ein. Nach dem Ton des Highlanders hatte ich schnell erraten, dass er der Anführer der Bande war und nicht zögern würde, seine Drohung wahr zu machen. Ich steckte die Nase in mein Tuch, zog den Kopf ein und fragte mich mit einem Mal, ob ich nicht doch besser daran getan hätte, im Herrenhaus zu bleiben. Ein Mann, der fast so groß wie mein Entführer war, löste sich aus der Gruppe und kam auf uns zu. Sein Haar, das ihm offen über die Schultern fiel, war blond und schimmerte im Mondlicht silbrig.
»Ah! Liam! Mo bhràthair! Wusste ich doch, dass du den Kopf aus der Schlinge ziehen würdest, Bruder«, begann er und sah den Highlander an.
Liam... So hieß er also. Und der ansehnliche Blonde, der mich mit den Augen auszog, war sein Bruder.
»Wer ist diese... Dame?«, fragte er und trat auf mich zu.
Bonnie wieherte nervös und stampfte mit den Vorderhufen. Liams Bruder hielt sie fest, streichelte sie zwischen den Ohren und flüsterte ihr zärtliche Worte zu, was sogleich eine Wirkung auf ihre widerspenstige Laune hatte. Sie beruhigte sich. Dann sah er zu mir hoch, während Liam den versammelten Grobianen, die schweigend lauschten, rasch die Ereignisse des Abends umriss.
»Was wollen wir mit ihr anfangen?«, erkundigte sich
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