Schwert und Laute
ich zurück zu meinem Vater gehen können, doch dort würde man mich gewiss zuerst suchen. In einer Kirche um Asyl zu bitten, war eine andere Möglichkeit... Der Priester würde gewiss Mitleid mit einem armen Mädchen in Nöten haben, doch sobald er Wind von dem Mord bekam...
Während ich noch versuchte, mir einen Plan zurechtzulegen, bewegte ich mich zur Tür. Ein dumpfes Krachen, das aus dem
Keller kam, riss aus meinen düsteren Gedanken. Mein Herz schlug rascher, und ich zog mich in den Schatten zurück. Da kam jemand. Erschrocken rannte ich in Richtung Küche, doch eine eisenharte Faust ergriff mich und hielt mich zurück. Der Unbekannte legte eine gewaltige Hand über mein Gesicht, die meine Nase und meinen Mund bedeckte und den bestürzten Schrei erstickte, der eben über meine Lippen kommen wollte.
»Nicht schreien«, murmelte mir eine tiefe Stimme ins Ohr.
Ich erkannte den typischen gutturalen Akzent der Schotten. Das war der gefangene Highlander. Aber was hatte er hier zu suchen? Mit dem Absatz trat ich ihn gegen die Beine, und er unterdrückte einen Fluch, bewegte sich jedoch keinen Zoll. Fest und gebieterisch schloss sich seine Hand um meine Taille. Mit einem Ruck hob er mich hoch und trug mich den Korridor entlang, der zur Küche führte.
»Um Gottes willen, so beruhigt Euch doch... Ihr werdet noch das ganze Haus alarmieren.«
»Lasst mich los...«
Ich fand mich plötzlich zwischen diesem Rüpel und der Wand eingequetscht. Er hatte eine Hand um meinen Hals gelegt, und mit der anderen hinderte er mich am Schreien. Ich zappelte und trat aus, versuchte ihn zu kratzen und schaffte es, meine Fingernägel in seine Seite zu graben. Ein gälischer Fluch drang an mein Ohr. Mit seinem massigen Körper drückte er mich einfach platt. Nun konnte ich mich gar nicht mehr rühren und musste zwangsläufig Ruhe geben. Dieses Mal, Caitlin, kannst du dich nicht retten, dachte ich. Ich wünschte mir nur, dass es schnell gehen und ich nicht leiden würde. Wenigstens blieb mir so die Demütigung erspart, am Galgen zu sterben. Mit geschlossenen Augen wartete ich auf mein Ende.
»Ich will Euch nichts Böses tun, aber schweigt still, um Himmels willen!«
Misstrauisch öffnete ich ein Auge. Er lockerte vorsichtig seinen Griff und zog die Hand zurück, bereit, erneut zuzupacken, wenn ich wieder zu schreien begann. Das Blut pochte in meinen Schläfen, und ich schwitzte stark. Nach seinem Geruch zu urteilen, ging es dem Fremden nicht anders.
»Was habt Ihr hier zu suchen, Weib?«
Der Mann musterte mich aus seinen leuchtenden Augen. Ich blieb stumm und sperrte den Mund auf wie ein Karpfen, der auf dem Trockenen nach Luft schnappt. Er begann mich zu beschnüffeln wie ein Hund ein Stück Fleisch, in das er gleich seine Fänge graben will. Seine Finger, die um meinen Hals gelegen hatten, wanderten über meinen ganzen Körper, ohne die geringste Rücksicht auf meine weibliche Empfindsamkeit zu nehmen. Auch ich konnte mich jetzt wieder rühren und wollte die unverschämte Hand abschütteln, doch er war schneller, hielt meinen Arm fest und quetschte ihn schmerzhaft. Der Mann stieß mich ins Mondlicht hinaus und untersuchte mich, dann riss er verblüfft die Augen auf.
»Ihr seid ja verletzt, Frau«, flüsterte er und betrachtete mein blutverklebtes Hemd.
»Lasst mich! Geht, ich werde nichts sagen, ich schwöre es Euch, aber lasst mich...«
Der Koloss schwieg eine Weile und schien über die Lage nachzudenken, dann stieß er ein Brummen aus und zog mich am Arm hinter sich her.
»Trobhad, a bhoireannaich. Kommt mit, Weib.« Sein Gälisch klang etwas anders, als wir es in Irland sprechen, doch ich konnte ihn verstehen
Ehe ich wusste, wie mir geschah, drehte er mich herum und zerrte mich nach draußen. Ich stolperte über Steine und Wurzeln, die aus dem Boden ragten, und klammerte mich dann am Plaid meines Entführers fest, um nicht zu fallen. Brutal riss er mich dann hinter einem Heckenrosendickicht, dessen Stacheln mich dabei kratzten, zu Boden, hockte sich selbst hin und schaute sich aufmerksam um. Panik ergriff mich, überwältigte mich vollständig und raubte mir die Sinne. Ich würde sterben... Kein Zweifel, dass dieser Barbar mich in einem Stück verschlingen würde. Angetrieben von meinem Überlebensinstinkt sprang ich auf und raffte meine Röcke, um mich aus dem Staub zu machen. Doch ich fand mich fast sofort der Länge nach im feuchten Gras liegend wieder, niedergedrückt von einem fürchterlichen Gewicht, das mir fast
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