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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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einer der Männer.
    »Im Moment gar nichts.«
    Liams Bruder wandte sich an ihn.
    »Ist sie Dunnings Tochter?«
    »Nein!«, fiel ich grob ein. »Ich bin...«
    Der Mann musterte mich mit lebhaftem Interesse. Ich schwieg, denn ich hielt es für vorteilhaft, nicht allzu viel über meine Person zu verraten. Doch er wollte seine Neugierde befriedigen und überschüttete mich mit Fragen.
    »Eine Dienerin also? Hat man Liam einen kleinen Aufpreis gezahlt, oder...«
    »Colin!«, brüllte Liam.
    »Also wirklich...«
    »Sie bleibt so lange bei uns, bis wir... unsere Ware zurückgeholt haben. Danach lassen wir sie frei... und zwar unversehrt.«

    Ich warf ihm einen entsetzten Blick zu. Sie hielten mich also als Geisel fest, als Faustpfand im Austausch für ihre elenden Waren. Mein Leben für ihre Waffen! War das alles, was ich wert war? Ich schlug Bonnie meine Absätze in die Flanken. Colin, der meine Bewegung wahrscheinlich vorausgesehen hatte, hielt das Tier, das fliehen wollte, mit aller Kraft fest. Zwei andere Männer kamen ihm zur Hilfe.
    »Heda, Schöne! Du wirst nirgendwohin...«
    Eine Kugel pfiff über unsere Köpfe hinweg. Soldaten stürzten aus dem Wald und griffen Liams Männer an, die bereits ihre Schwerter gezogen hatten. Colin sprang hinter mir auf Bonnies Rücken und gab ihr die Sporen. Wie die Hasen flüchteten wir gen Westen.
    Nach einer Weile lenkte er unser Reittier ins Unterholz und wartete. Liam, der uns gefolgt war, sprang ab und postierte sich hinter einem Baum. Colin zog mich mit sich vom Pferd und zwang mich, mich in den Farn zu werfen. Ich hatte nichts dagegen, mein Herz klopfte zum Zerspringen. Schweigend warteten die beiden Männer. Nur die kleinen Dampfwölkchen, die ihr schneller Atem aufsteigen ließ, verrieten ihre Position.
    Wieder ging ich angestrengt mit mir zu Rate. Ich befand mich einige Schritte von den beiden entfernt. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem erwarteten Eintreffen der Garde. Etwas weiter oben an der Straße konnten wir Kampflärm hören. Ich sah mich um, und eine Idee stieg in mir auf. Vielleicht konnte ich ja doch noch flüchten. Ich hatte keine besondere Lust, für die barbarischen Taten dieser blutrünstigen Wilden einzustehen, daher kroch ich zu dem mir am nächsten stehenden Baum und schob mich mit dem Rücken zum Stamm langsam hoch. Die beiden Männer waren immer noch auf ihrem Posten. Colin hielt ein Schwert in der Hand, während Liam nur mit dem Bajonett bewaffnet war, das er dem Soldaten abgenommen hatte. Jetzt oder nie, dachte ich. In der Dunkelheit würden sie mich nie wiederfinden, und morgen konnte ich nach Westen weiterfliehen. Irland, dorthin musste ich flüchten. Ich musste an der Küste ein Schiff finden, das mich mitnahm, und in meine Heimat zurückkehren.
    Skeptisch betrachtete ich den undurchdringlichen Wald. Die
Nacht mochte zwar meine Flucht begünstigen, doch sie würde mir auf der anderen Seite nicht helfen, zwischen den Bäumen, die ich vor mir ahnte, den Weg zu finden. Aber hatte ich eine andere Wahl? Entweder ging ich dieses Wagnis ein, oder ich blieb in den Händen der Highlander, die, wie ich fürchtete, nicht zögern würden, ihre Zorn an mir auszulassen, falls die Ereignisse sich nicht zu ihren Gunsten entwickelten. Ich holte tief Luft und rannte los.
    Zweige peitschten mir ins Gesicht und zerschnitten mir das Gesicht und die Arme, die ich zu meinem Schutz vor mir erhoben hatte. Oh Herrgott! Hilf mir! Plötzlich fühlte ich, wie ich zu Boden geworfen wurde. Das Gewicht, das mich niederdrückte, presste mir die Luft aus den Lungen. Ich stöhnte auf; der Schmerz des Sturzes verschlug mir den Atem.
    »Was glaubt Ihr, wo Ihr hinwollt, Mistress? Ihr seid wirklich stur wie ein Esel! Wenn Ihr so weitermacht, werde ich Euch anbinden müssen.«
    Ich erkannte Liams Stimme. Er hielt meine Schultern auf den Boden gedrückt.
    »Bitte...«
    »Was kann ich denn nur sagen oder tun, damit Ihr versteht, dass wir Euch nichts Böses wollen, dass Ihr jedoch für den Moment bei uns bleiben müsst? Ich möchte meine Ware wiederhaben, und Ihr kennt die Örtlichkeiten dort. Ihr helft mir, sie zurückzuholen, und dann lasse ich Euch frei, wo Ihr wollt. Verstanden? Das ist ein ehrlicher Handel.«
    »Ich will nicht dorthin zurück...«, wimmerte ich, von Panik ergriffen. »Ich kann nicht... Sie werden mich festnehmen und mich...«
    »Was habt Ihr denn nun angestellt? Habt Ihr Dunnings Porträt ramponiert?«
    Ich schluchzte auf.
    »Ich... Oh Gott, ich habe ihn getötet! Ich

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