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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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wo wir ihm das Notwendige geben können. Niemand kann sich diesem alten Strolch nähern, wenn er verwundet ist, und ich beschwöre Euch, es nicht zu versuchen.«
    Aus dem Augenwinkel und ein wenig verlegen musterte ich die Versammlung. Alle betrachteten den alten Mann, der stöhnend im Gras lag, doch niemand trat zu ihm. Die anderen waren nicht so kräftige Erscheinungen wie Liam und Colin, aber sie wirkten nicht weniger grimmig. Wenn diese Männer sich nicht näher wagten, dann sollte auch ich es lieber bleiben lassen. Zweifellos war es das Beste, den alten Rodaidh seinem traurigen Schicksal zu überlassen.
    Liam brachte Bonnie und sein eigenes Reittier, was der Debatte ein Ende setzte. Die anderen Pferde wurden von einem der Männer herangeführt. Wir stiegen auf, doch dieses Mal schaffte ich es allein auf mein Tier. Geduldig warteten wir, bis Rodaidh sich endlich, unter Anrufung sämtlicher Heiligen, auf seines gequält hatte.
    So machten wir uns auf den Weg. Erst jetzt spürte ich, wie die Nachtkälte fast ungehindert durch mein dünnes Tuch drang. Meine beiden unheimlichen Begleiter flankierten mich rechts und links. Beschwer dich doch! Aber ich hatte das Recht, mich über das Schicksal zu sorgen, das mich in den Händen dieser grobschlächtigen Banditen erwartete! Außerdem fühlte ich mich körperlich immer schlechter. Mein Magen knurrte heftig. Mein Abendessen hatte ich im Herrenhaus von mir gegeben.
    In einem Schweigen, das mir immer bedrückender erschien, ritten wir im Trab weiter. Nach einigen Minuten nahm ich meinen Mut zusammen und fragte meinen Entführer nach seinen
ungesetzlichen Geschäften. Warum nicht einen kleinen Schwatz halten?
    »Ihr seid also Schmuggler?«
    »Gelegentlich, wenn es nötig ist. Von etwas muss man schließlich leben.«
    »Und was verschiebt Ihr so?«
    Er warf einen Blick über die Schulter. Als er sich mir wieder zuwandte, lag ein Lächeln auf seinen Lippen.
    »Was ich schmuggle... das interessiert Euch?«
    »Ja. Ich reise nicht gern mit Fremden. Daher möchte ich gern ein wenig mehr über Euch erfahren.«
    »Nun gut. Im Allgemeinen Waffen. Französische Pistolen, Musketen und Schwerter aus Spanien. Im Großen und Ganzen alles, was auf dem Kontinent erhältlich ist. Bücher für den Anführer des Clans. Außerdem ein wenig Tand und kleinere Artikel, Dinge, die den Frauen Vergnügen bereiten und wenn nötig eine Tarnung für die Waffen abgeben. Man soll eben alle Menschen glücklich machen.«
    »Ist das nicht ein recht gefährliches Metier?«
    »Sagt mir, welches das nicht ist, und ich werde es ergreifen.«
    Er wandte sich zu mir, neigte den Kopf leicht zur Seite und betrachtete mich einen Augenblick lang. Die Brise ließ seine ungebärdigen Haarsträhnen vor seinen Augen tanzen, doch das schien ihn nicht zu stören.
    »Ihr seid keine Engländerin, Eure Aussprache ist anders als die der Leute hier.«
    »Ich bin Irin.«
    »Ja, dafür hätte ich meine Hand ins Feuer gelegt. Was wisst Ihr über die Highlands, kleine Irin?«
    »Nicht viel, fürchte ich.«
    »Und über die Menschen, die sie bewohnen?«
    Verlegen schlug ich die Augen nieder.
    Nun ja, ich habe viel über Euch erzählen hören, Mr. Highlander, aber ich glaube, das sind Dinge, die Ihr nicht gern hören würdet, dachte ich.
    »Schon gut«, versetzte er schmunzelnd, als er sah, dass ich keine Antwort geben würde. »Ich habe eine gewisse Vorstellung davon, welchen Ruf wir genießen.«

    Wie um zu meinem Elend beizutragen, frischte der Wind auf. Mein blutgetränktes Hemd klebte mir auf der Haut, und es wurde ziemlich kühl. Ich hatte nichts anderes als mein Umschlagtuch, um mich zu schützen. Aber immerhin bedeckte es die Blutflecken. Der Highlander trieb sein Pferd zu größerer Geschwindigkeit an. Trotz der Schmerzen, die mir die Blutergüsse auf der Innenseite meiner Schenkel bereiteten, blieb mir nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Aber ich konnte mir nicht erlauben, mich zu beklagen. Bestimmt würden wir einen Ort finden, wo wir im Warmen schlafen konnten. Zumindest hoffte ich das.
    So ritten wir lange Minuten dahin, bis wir vor einer dunklen Kate anhielten, die in einer kleinen Talmulde lag. Ich fühlte mich erleichtert, denn meine Zähne klapperten, und mein Körper litt Höllenqualen. Das war nicht die Herberge, die ich so sehr erhofft hatte, aber die Hütte würde ihren Dienst tun.
    »Wir halten nur so lange an, wie Rodaidh braucht, um seine Wunde zu versorgen«, warnte mich Liam vor.
    »Was, wir übernachten

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