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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Liam verraten! Sie hatte ihren Clan verraten! Dann war der Angriff auf den Waffentransport vielleicht gar kein unglücklicher Zufall gewesen; sie hatten Liam aufgelauert. Campbell hatte aus Meghans allzu hübschem Mund erfahren, welchen Weg die Männer mit der Ladung einschlagen würden. Was hatte sie ihm wohl erzählt? Wie oft hatte sie ihn getroffen? Wie lange hatte sie schon mit dem Teufel getanzt? Fragen... Zu viele Fragen und nicht genug Antworten.
    Ewen beobachtete mich. Ab und zu unterbrach ein schwaches Seufzen von Catriòna, die sich nicht aus ihrer Ecke gerührt hatte, das Schweigen. Der Ruf einer Eule riss Ewen aus seinen Überlegungen. Er warf Niall, der sich nicht bewegt hatte, einen Blick zu. Mit dem Fuß stieß er gegen den Körper, der reglos blieb. Dann steckte er den Kopf aus der Tür und überprüfte die Umgebung, bevor er sich zufrieden wieder uns zuwandte.
    »Ihr könntet mir trotzdem von Nutzen sein«, sagte er, leiser jetzt. »Ich weiß, dass die Macdonald-Brüder an Euch hängen. Vielleicht setze ich Euch noch einmal ein, um zu bekommen, was ich wirklich will, nämlich den Kopf von Mungo MacPhail. Wir könnten ein weiteres Mal über einen Tausch verhandeln. Dieser Mann ist schuld am Tod meines Vaters.«
    »Das stimmt nicht, und das weißt du ganz genau, Ewen«, rief Catriòna sofort.
    »Misch dich da nicht ein! Ich weiß, was ich zu tun habe. Wenn es nach mir ginge, könnte dieser ganze verfluchte Clan ausgelöscht werden.«
    »Du bist nichts als ein Bastard«, höhnte sie. »Vaters Tod war ein Unfall. Er war betrunken und ...«
    Die Ohrfeige knallte so laut, dass ich zusammenfuhr. Die Hand aufs Gesicht gepresst, kauerte Catriòna sich weinend in ihrer Ecke zusammen. Das war genug. Ich sprang auf, zog die Pistole unter meinen Röcken hervor und spannte sie.

    Verblüfft, mit offenem Mund, starrte Ewen erst mich an, dann die Waffe.
    »Bewegt Euch keinen Zoll, sonst schieße ich«, rief ich und trat vorsichtig zu Catriòna, die ebenso verblüfft wirkte wie ihr Bruder.
    »Könnt Ihr denn mit diesem Ding umgehen?«, fragte Ewen gelassen.
    Er ließ den Pistolenlauf, der sich auf ihn richtete, nicht aus den Augen.
    »Soll ich Euch vielleicht eine kleine Kostprobe geben?«
    Meine Hände zitterten, doch es gelang mir, die Arme gerade ausgestreckt zu halten. Mein Herz klopfte zum Zerspringen. Ein bleiernes Schweigen hatte sich über uns gesenkt; man hätte die Luft mit dem Messer schneiden können. Ich sah Ewen unverwandt in die Augen und hielt seinem mordlustigen Blick stand.
    »Wenn Ihr mich tötet, verliert Ihr jede Möglichkeit, Macdonalds Kopf zu retten.«
    »Liam?«, stotterte ich besorgt.
    »Dachte ich es mir doch. Er ist es, mit dem Ihr verheiratet seid, stimmt’s?«
    Meine Hände wollten nicht zu zittern aufhören. Verständnislos kniff ich die Augen zusammen.
    »Liam hat mächtige Feinde ... Dieser Barber möchte die Waffengeschäfte Eures Clans übernehmen, und er wird einen hohen Preis bezahlen, um ihn auszuschalten.«
    Ein Schritt zur Seite. Ein Schritt nach vorn. Campbell bewegte sich vorsichtig, listig, auf mich zu.
    »Wir wissen, dass er für den Herbst eine wichtige Waffenlieferung an der Ostküste erwartet.«
    Noch ein Schritt. Wie eine Schlange glitt er in einem verstohlenen Zickzackkurs auf mich zu. Langsam geriet ich in Panik. Ich wusste, dass ich früher oder später abdrücken musste. Andererseits hatte er meine Neugier geweckt. Ich musste wissen, worauf er hinauswollte, wovon er sprach.
    »Heraus mit der Sprache, Campbell.«
    »Was glaubt Ihr, wie ich an diese Informationen komme?«
    »Meghan...?«

    Langsam schüttelte er den Kopf. Er war kaum noch drei Fuß von mir entfernt. Wenn er den Arm ausstreckte, konnte er mit Leichtigkeit die Pistole erreichen, den Lauf packen und mir die Waffe abnehmen. Ich wich zurück und fand mich mit dem Rücken zur Wand wieder.
    »Nicht Meghan. Aber jemand, der Liam und seine Pläne gut kennt.«
    Er lachte und ließ dabei die Pistole nicht aus den Augen.
    »Was wollt Ihr?«
    Er gab keine Antwort, aber sein Gesicht verzerrte sich zu einer grauenhaften Fratze. Catriòna kam in Bewegung und richtete sich, den Rücken an der Wand, halb auf.
    »Hört nicht auf ihn, Caitlin. Er wird Euch töten...«
    Ewen riskierte einen letzten Schritt nach vorn. Den Finger am Abzug, hob ich die Waffe. Ich würde einen Menschen erschießen, ich würde ein weiteres Mal töten. Eine Welle der Übelkeit drehte mir den Magen um. Es war unvermeidlich, ich musste es tun.

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