Schwert und Laute
Geschwindigkeit. Jetzt brach das Chaos aus.
Ich hörte das dumpfe Krachen, mit dem Körper schwer auf den Boden stürzten, und das Wiehern von Pferden.
»Bas orra! «, rief jemand – Tod über sie –, ein Kriegsschrei, der bald von wildem Geheul gefolgt wurde.
Mir blieb fast das Herz stehen. Der Angriff hatte begonnen. Unwillkürlich legte ich die Hand auf mein Messer. Das Blut pochte in meinen Schläfen, und ich war wie gelähmt vor Angst.
Das Klirren der Schwerter übertönte die Schreie und das Stöhnen. Alles floss ineinander, wurde chaotisch und irreal. Lange verharrte ich unbeweglich, zusammengekauert in meinem Schlupfwinkel, und betete, Gott möge Liam und unsere Männer schützen.
Eine Bewegung erweckte meine Aufmerksamkeit, Zweige knackten, und dann tauchte ganz dicht neben mir wie aus dem Nichts eine Gestalt auf. Verblüfft stieß ich einen Schrei aus. Die Gestalt hielt an und wandte sich in meine Richtung. Ich konnte unmöglich erkennen, ob der Mann einer der Unsrigen war, und ich legte keinen besonderen Wert darauf zu erfahren, ob er zur Bande der Wölfe gehörte. Er kam auf mein Versteck zu, er hatte mich aufgespürt. Seine Schwertklinge blitzte auf.
Langsam, den Rücken gegen den Baumstamm gepresst, richtete ich mich auf und hielt meinen Dolch vor mir gezückt. Mein Herz klopfte zum Zerspringen. Ein Strahl Mondlicht fiel auf den Unbekannten. Er trug weder das leuchtend rote Plaid der Macdonalds noch das der Camerons. Die Farben waren dunkel wie im Tartan der Campbells ...
Hals über Kopf stürzte ich aus meinem Versteck und rannte, den Mann auf den Fersen, so gut wie möglich zwischen den Bäumen hindurch. Meine Lungen brannten wie Feuer. Ich stieß gegen unsichtbare Steine und Wurzeln, meine Röcke hinderten mich beim Laufen, und die Zweige, die mir gegen die Haut schnellten, hielten mich auf. Der Pflanzenwuchs wurde dichter, hielt mich auf und schloss mich ein. Mein Vorsprung wurde kleiner.
Die Schritte hinter mir verrieten, dass er zu mir aufschloss. Verzweifelt wollte ich schreien, aber ich hatte keine Kraft mehr dazu. Dann krachte etwas Schweres gegen mich, und ich wurde so fest auf den Boden gepresst, dass es mir kurz den Atem raubte. Der Mann war so massig, dass er mich fast zerquetschte.
Ein ekelhafter Geruch nach feuchter Wolle, Schweiß und Whisky stieg mir in die Nase. Ich schrie und schlug um mich wie eine Wahnsinnige. Der Mann hielt mir den Mund zu, doch ich biss ihn heftig in die Hand. Unterdrückt fluchend legte er mir die Finger um den Hals und erstickte mich beinahe.
»Mund halten, dreckige Hure, sonst schneide ich dir die Kehle durch.«
Ich spürte seinen stoßweisen Atem auf meinem Gesicht. Wutschnaubend rappelte er sich auf, packte mich brutal am Arm und riss mich hoch. Dann drehte er mich mit einem Griff herum, so dass ich ihn ansah. Seine Züge konnte ich nicht genau erkennen, doch sein Profil und seine Gestalt waren mir vertraut. Er nahm mein Kinn und hob mein Gesicht ruckartig hoch, so dass der Mondschein, der durch das Laub einfiel, es beleuchtete.
»Na, so etwas! Wenn das nicht Macdonalds kleine Metze ist! Und, haben wir uns von unseren Blessuren erholt?«
»Ewen Campbell«, hauchte ich entsetzt.
»Ich sehe, dass Ihr Euch an mich erinnert, meine Schöne. Ich
wusste ja, dass Liam die besten Beutestücke für sich behält. Aber ich muss sagen, dass es recht dumm von ihm ist, sie mit in den Kampf zu nehmen. Er muss es wirklich nötig haben«, höhnte er mit rauer Stimme.
Auf meiner panischen Flucht hatte ich nicht mehr an meinen Dolch gedacht, den ich immer noch fest in der rechten Hand hielt. Ich wollte ihn hochreißen, doch Ewen sah die Klinge aufblitzen, verdrehte mir grob den Arm auf dem Rücken und zwang mich, die Waffe loszulassen. Der Dolch verschwand im Laubwerk.
»Elendes Miststück!«, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen.
Ich stieß ein schmerzliches Stöhnen aus, das ihn nur zum Lachen brachte. Er warf einen verstohlenen Blick in die Runde, bevor er mich wieder ansah.
»Wo ist Catriòna?«
»Ich weiß es nicht«, stammelte ich zitternd.
»Ihr lügt, ich weiß, dass sie hier irgendwo sein muss. Die ganze Geschichte hat zehn Meilen gegen den Wind nach einer Falle gestunken. Ich ahnte, dass etwas nicht stimmte. Warum sollten Männer aus Lochaber nach Glenlyon kommen und etwas von einer Expedition von Steuereinnehmern erzählen?«
»Nun, dann seid Ihr wahrhaftig ein Idiot, dass Ihr in die Falle geht, obwohl Ihr es wusstet«, schleuderte ich ihm
Weitere Kostenlose Bücher