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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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nicht angelogen. Aber... ich konnte meinen Argwohn bezüglich deiner Gefühle für ihn einfach nicht überwinden. Vergib mir, Caitlin.«
    Dann zeigte er mir eine kleine, bräunlich schimmernde Flasche.
    »Das hier habe ich ebenfalls entdeckt.«
    Die Flasche hatte eine eigenartige Form. Der ziemlich lange und schmale Hals erweiterte sich zu einer bauchigen Form, die von einem Gesicht mit grotesken Zügen geschmückt wurde. Liam leerte den Inhalt auf den Nachttisch: verbogene Nadeln, dunkle Haarstückchen und ein Vogelschädel, der mit einer gelblichen, streng riechenden Flüssigkeit getränkt war.
    »Was ist das?«
    »Eine Zauberflasche, glaube ich.«
    »Und das Pergament... hat da jemand einen Fluch über uns geworfen?«
    »Ich bin inzwischen fest davon überzeugt, dass jemand Hexerei einsetzt, um uns zu schaden und zu entzweien.«
    »Liam...«
    Schnellen Schrittes trat er ans Feuer und warf den Brief hinein. Mit ernster Miene sah er mich dann an.
    »Was Gott vereint hat, das kann Er, und nur Er allein trennen«, erklärte er laut und feierlich. »Pack dein Bündel. Du kommst mit mir.«

21
Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern...
    Wenn Inveraray keine Campbell-Stadt gewesen wäre, hätte ich sie vielleicht bezaubernd gefunden. Es war tatsächlich die einzige richtige Stadt im Westen der Highlands und zugleich der Sitz der Krone in unseren Bergen. Am Fuß der düster aufragenden, massiven Burg von Inveraray erstreckte sich am Nordufer des Loch Fyne, am Zusammenfluss mit dem Aray-Fluss, der kleine Hafen, wo Schiffe ankerten, die von weit her kamen, sogar aus Frankreich und Spanien. Natürlich war das hier nicht Edinburgh, aber immerhin der Ort, der ihm in den gesamten Highlands am ähnlichsten war.
    In der Stadt herrschte ein hektisches Gewimmel. Liam, Donald, Angus und Bryan waren sehr nervös. Allein und aus freiem Willen setzte ein Macdonald niemals seinen Fuß in diese Stadt. Wie verirrte Schafe in der Höhle des Löwen hielten wir Ausschau nach der kleinsten feindseligen Regung oder dem harmlosesten Blick, der uns zu durchdringend erschien. Es kam nicht in Frage, uns hier länger als notwendig aufzuhalten.
    Vor meinen Augen breiteten sich der Reichtum und die Macht der Campbells aus. Hier befand sich auch der traurige Hügel, auf dem schon mehr als ein Macdonald sein Leben am Ende eines Stricks ausgehaucht hatte. Macdonald-Fleisch, das an den Ästen der alten Eiche hing, auf dass sich die Campbell-Raubvögel davon nährten... Doch leider hatten dieselben Macdonals Inveraray auch schon zweimal geplündert.
    Wir stiegen in einer ruhigen kleinen Herberge am Rand des Fleckens ab. Liam schickte Donald aus, um Neuigkeiten einzuholen,
und wir warteten bei einem Krug Bier auf ihn. Nicht weit von uns entfernt saßen zwei englische Soldaten an einem Tisch und warfen uns verstohlene Blicke zu. Liam trug eine künstliche Gelassenheit zur Schau, doch ich wusste, dass er angespannt war. Seine Finger trommelten auf der Bank herum, nur wenige Zoll von seiner geladenen Pistole entfernt.
    Donald kehrte ausgerechnet in dem Moment zurück, als die Rotröcke aufbrachen. Einen langen Moment stand er ihnen in der Tür gegenüber, doch dann schluckte er seinen Stolz herunter und trat beiseite, um sie vorüberzulassen. Ich hörte, wie Liam den angehaltenen Atem ausstieß. Er leerte seinen Humpen mit einem Zug.
    »Im Moment können wir nichts tun, um ihm zu helfen«, erklärte Donald. »Sie sind angeklagt, eine Kuh, drei Pferde und drei Ochsen gestohlen zu haben. Der Wert des Ganzen wird auf fast vierhundert schottische Pfund veranschlagt.«
    Düster dreinblickend verzog Liam das Gesicht und schüttelte stirnrunzelnd den Kopf.
    »Himmelherrgott! Was ist diesen verfluchten Dummköpfen nur in den Sinn gekommen?«, rief er und schlug mit der Faust auf den Tisch, was uns einige tadelnde Blicke eintrug.
    »Beruhige dich, Liam«, sagte ich und strich ihm leicht über den Schenkel. Er zuckte zusammen.
    »Der Graf von Argyle befindet sich in Edinburgh und nimmt einige Tage lang an den Sitzungen der Kammer der Lords teil; und der Sheriff von Ardkinglass hat noch nicht entschieden, was er mit ihnen anfangen soll. Das ist das erste Mal seit dem Massaker, dass sie einen unserer Männer ins Gefängnis geworfen haben, und sie müssen auf glühenden Kohlen sitzen. Sie wagen es nicht, unser Blut zu vergießen. Aber das Gesetz ist nun einmal das Gesetz, und die Strafe für Viehdiebstahl immer noch der Strang... Wir müssen ein, zwei Tage

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