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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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anderen reiten, weil ich so stank! Ich glaube, sogar mein eigenes Pferd konnte mich nicht mehr riechen!«
    »Jemand musste schließlich die Nachhut übernehmen!«, rechtfertigte sich John.
    »Es hat sich nicht eine mitleidige Seele gefunden, die mich da herausgezogen hätte!«, gab Liam zurück.
    »Na, der alte MacEwen hat dir doch geholfen!«
    »Geholfen? Hugh MacEwen hätte mich am liebsten für sein nächstes Ragout in Stücke gehackt! Er überraschte mich von hinten und hielt mir sein Messer an die Gurgel. Ich hatte ihn nicht kommen sehen, und mein Dolch ist mir durch diesen glitschigen Schlamm aus den Fingern gerutscht.«
    »Bestimmt hat er dich mit einem seiner Schweine verwechselt, Liam«, meinte Simon vor Erheiterung brüllend. »Er hat acht Kinder zu ernähren, deswegen hat er wahrscheinlich das fetteste Tier aus seinem Pferch ausgesucht.«
    »Dann hat er aber auch das Schnellste erwischt, denn ich habe ihm ebenfalls ein Schlammbad verpasst.«
    Liam wandte sich zu mir und enthüllte eine kleine Narbe, die mir bis jetzt entgangen war und versteckt unter seinem Haar, hinter seinem rechten Ohr saß.
    »Ich hätte dabei fast ein Auge gelassen«, erklärte er. »Ich hatte seine Klinge so dicht vor dem Gesicht, dass ich noch drei Tage lang geschielt habe.«
    »Das war deine Feuertaufe«, schnaubte Angus.
    »Ja, damals war ich erst siebzehn. Ich kann dir versichern, a ghràidh, dass ich bei diesem ersten Mal so viel Erfahrung gesammelt habe, dass ich der vollkommene Viehdieb geworden
bin. Man hat mich nie wieder dabei erwischt, wie ich mich mit den Schweinen im Schlamm wälze!«
    »Das war wirklich ein beschwerlicher Raubzug«, meinte Angus lachend. »... Für die Campbells, das versteht sich von selbst!«
    »Der größte Überfall, den wir je auf Argyle unternommen haben, und das auch noch mit dem Segen des Königs!«
    »Der König hat das gebilligt?«, fragte ich verblüfft.
    »Ja«, gab John zurück. »Der Marquis von Atholl, John Murray, hat uns Argyle auf einem Silbertablett serviert.«
    Er schenkte eine weitere Runde Cognac ein.
    »Aber warum?«
    Der Kriegsführer des Clans trank einen Schluck von dem kostbaren bernsteinfarbenen Nass und sprach dann weiter.
    »Der Graf von Argyle und Monmouth, der illegitime Neffe von König James II., der damals noch auf dem Thron saß, hatten eine Armee aufgestellt, um ihn zu stürzen, doch die Verschwörer scheiterten und wurden zum Tod durch Enthauptung verurteilt. Der arme Monmouth ... Sein Henker musste fünfmal zuschlagen, um seinen Kopf vollständig vom Körper zu trennen.«
    »Der Henker hatte wohl zufällig vergessen, seine Axt zu schärfen!« , erläuterte Simon und grinste viel sagend. »Argyle hatte da mehr Glück, seinem Hals war der Kuss der ›schottischen Witwe‹ zugedacht. Sie küsst nur ein einziges Mal, und schon hat man den Kopf verloren.«
    »Hmmm...«, fuhr John fort. »Das war die Stunde der Vergeltung. Der Kronrat hatte eine Armee gegen sie aufgestellt. Sie bestand aus Männern der Clans, die offene Rechnungen mit den Campbells hatten, wie den Macdonalds, den Macleans, den Stewarts und den Macgregors. Nach den Hinrichtungen hatte der Marquis von Atholl uns nach Argyle geführt und uns erklärt: ‹Für Eure Loyalität gegenüber König James‹. Ich kann dir versichern, dass es bei diesem Raubzug nicht die Macdonalds waren, die an den Ästen der alten Eiche auf dem Galgenhügel hingen, und die, welche das Tolbooth von Inveraray füllten, waren weder Macgregors noch Macleans. Die Krone hatte die Gefangenen übernommen, um sie auf die Plantagen in den amerikanischen Kolonien zu deportieren.«

    Der lässige Ton, in dem die Männer von diesen Raubzügen und Morden sprachen, brachte mich aus der Fassung. Als ob sie einfach nur auf eine Jagdpartie ausgezogen wären! Vielleicht sahen sie es ja genauso, dachte ich desillusioniert.
    Liam zog mich neben sich auf die Bank. Ich lehnte mich an seinen Oberkörper und schmiegte meinen Kopf in seine Schulterbeuge.
    Plötzlich stürmte unter wildem Geschrei eine Horde Kinder herein, gefolgt von Geillis. Sie schleppte ein Tablett voller Haferscones, die mit Blaubeermarmelade und Mandelmilch-Sirup garniert waren.
    Angus holte seine Geige hervor, und die Kinder begannen zu tanzen und zogen ihre Eltern mit in ihren Reigen. Morag und Eilidh, die Schwestern des kleinen Robin, forderten mich auf, ihnen zu folgen. Nur ungern verließ ich mein kuschliges Nest, doch dann ließ ich meine Röcke bis zur Erschöpfung

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