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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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warten.«
    Liam biss die Zähne zusammen und ging seinen zweiten Humpen an.
    »So lange können wir hier nicht bleiben«, brummte er und wischte sich den Mund mit dem Handrücken.
    »Was sollen wir denn tun? Wir können schließlich nicht einfach das Gefängnis stürmen!«, rief Angus aus.

    Liam warf ihm einen gereizten Blick zu, ging aber nicht auf die Bemerkung ein.

    Am Abend aßen wir in der Herberge. Der Gastraum war überfüllt mit Männern, die gekommen waren, um nach einem harten Arbeitstag ihren Durst zu stillen. Es waren Handwerker, Hafenarbeiter und Matrosen, eine bunte Mischung alkoholgeröteter Gesichter. Überall flogen schlüpfrige Bemerkungen, und manch einer schielte gefährlich.
    In einer schlecht beleuchteten Ecke kicherte eine Frau. Sie saß auf den Knien eines Mannes, dessen Hände unter ihren Röcken steckten, während sein gut gelaunter Kumpan die Nase in ihr aufgeschnürtes Mieder steckte und sabbernd und schamlos ihre Brust knetete.
    Donald beobachtete diese Szene amüsiert, während Bryan still seinen vierten Humpen trank und es sorgfältig vermied, mich anzusehen.
    »Es ist Zeit«, erklärte Liam lakonisch und zog mich am Arm.
    »Zeit wozu?«, fragte ich zerstreut, den Blick immer noch auf das obszöne Schauspiel gerichtet.
    »Wir suchen uns einen Platz zum Schlafen.«
    Er wandte sich an die drei Männer und warf einige Münzen auf den Tisch.
    »Ihr könnt ruhig hier bleiben, aber wir beide werden uns an einen ruhigeren Ort begeben.«
    Er folgte Donalds Blick. Lächelnd beäugte der Mann eine hübsche Rothaarige, die sich unter den unanständigen Bemerkungen der Gäste vom Nachbartisch in den Hüften wiegte.
    »MacEanruigs!«, warnte er ihn. »Keinen Ärger, dies ist weder die Zeit noch der Ort dazu. Verstanden?«
    »Gewiss, mach dir keine Sorgen«, brummte der Angesprochene.
    Angus richtete sich auf und versetzte Donald einen Klaps auf den Rücken, so dass ihm das Bier über das Gesicht schwappte.
    »Ich passe schon auf ihn auf, Liam. Heute Nacht schläft er bei mir«, erklärte er lachend.
    »Versuch aber, nicht so laut zu schnarchen. Wenn du schläfst,
möchte man meinen, dass die Luft aus einem Dudelsack entweicht«, murrte Donald, der sich das Kinn, von dem das Bier tropfte, abwischte.
    »Meine Frau hat sich noch nie beklagt«, versetzte Angus und lachte noch lauter.
    Liam schob mich zur Tür, bereit, jeden, der es wagte, mich allzu genau anzusehen, mit einem vernichtenden Blick zu bedenken.

    Wir gingen die schlammbedeckte Straße entlang, wobei wir den mit Wasser vollgelaufenen Fahrrinnen auswichen. Die Luft war kalt und feucht, und ich zitterte unter meinem Plaid und beschimpfte mich lautlos, weil ich meinen Umhang in der Satteltasche vergessen hatte. Der Oktober war nicht mehr weit. Die Landschaft überzog sich mit warmen Farben, aber nachts kühlte es bereits empfindlich ab, und die Tage wurden merklich kürzer.
    Liam legte einen Arm um meine Schulter, drückte mich an sich und spendete mir ein wenig von seiner Wärme. Wir schwiegen, denn jeder hing seinen Gedanken nach. Nach einer Weile verhielt er den Schritt. Ich spürte, wie er sich leicht anspannte, während seine Hand zu seinem Dolch glitt.
    »Was...?«
    »Uist ! Still!«, flüsterte er und verstärkte seinen Griff.
    Er schob mich in den Schatten eines Portals und zog seine Waffe. Ich drückte mich klopfenden Herzens hinter ihm an die Wand. Liam schien einem unsichtbaren Verfolger aufzulauern. Sein Herz pochte ebenso rasch wie meines. Plötzlich tat er einen Satz nach vorn und verschwand. Ich hörte ein Gurgeln, als würde jemandem die Kehle zugedrückt, gefolgt von einem leisen Fluch. Liam erschien wieder in dem Portal und stieß einen Mann vor sich her, der die rote Uniform der englischen Soldaten trug. Er hatte einen Arm um seinen Hals geschlungen und ihm den Dolch an die Kehle gesetzt.
    Der Mann rollte entsetzt die Augen und zappelte im eisernen Griff Liams, der unterdrückt fluchte.
    »Lasst mich los, Macdonald!«, stieß der junge Soldat mit erstickter Stimme hervor.

    Verzweifelt rang er nach Atem und zerrte an dem Arm, der ihm die Luft abdrückte.
    »Warum seid Ihr uns gefolgt?«, stieß Liam wütend hervor.
    Der Engländer brachte nur ein schreckliches Krächzen heraus. Liam lockerte seinen Griff, so dass der Unglückliche mit einem schrillen Pfeifen Luft in die Lungen ziehen konnte.
    »Ich wollte mit Euch sprechen... Ich kann Euch helfen«, erklärte der Mann mit erstickter Stimme.
    »Mir helfen, wobei?«
    »Euren

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