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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Bruder aus dem Tolbooth-Gefängnis zu befreien...«
    Liam riss den Soldaten herum und stieß ihn brutal gegen die Tür, wobei er ihm die schimmernde Klinge immer noch unter den Adamsapfel hielt, der auf- und abhüpfte, wenn der Mann schluckte.
    »Wer seid Ihr?«
    »MacIvor... David MacIvor ...«
    Liam verstummte einen Moment, dann schob er den Mann an eine Stelle, an der es heller war, um sein Gesicht anzusehen. Er erstarrte.
    »Herrgott im Himmel!«, murmelte er ungläubig.
    Ich glaubte schon, er wolle den jungen Mann loslassen, doch Liam ging nur noch heftiger auf ihn los. Sein Blick flackerte.
    »Du bist wirklich verdammt dreist, MacIvor!«, brüllte er. »Ich weiß nicht, was mich davon abhält, dir die Kehle durchzuschneiden, du Schuft.«
    »Ich weiß, was Ihr empfindet... Aber ich konnte nicht anders handeln... Ich hatte meine Befehle ...«, stotterte der andere schreckensbleich.
    »Befehle, Himmelherrgott! Und sag mir bloß nicht, dass du weißt, was ich empfinde! Du hast nicht die geringste Ahnung davon, was ich fühle, Hurensohn!«
    »Es tut mir aufrichtig leid ... Ich wollte nicht...«
    Ich begriff nicht das Geringste von den Andeutungen, welche die beiden Männer austauschten. Offensichtlich kannten sie sich von früher und waren nicht im Guten auseinander gegangen. Mein Blick wanderte von Liam, der vor Wut schnaubte, zu dem
armen Soldaten, der entsetzt unter dem scharfen Stahl, der sich immer fester gegen seine Kehle presste, zitterte.
    »Du hast die heiligen Regeln verraten, MacIvor, du hast die Meinigen abgeschlachtet, und du wagst es, mir mit einem einfältigen ‹tut mir leid‹ zu kommen!«
    »Liam«, warf ich besorgt ein, denn ich fürchtete plötzlich, er könne eine unwiderrufliche Tat begehen, »er hat gesagt, er könne uns helfen...«
    »Halte dich da heraus, Caitlin«, schrie er. »Dieser dreckige Hundesohn hat zum Regiment von Argyle gehört, das mein Tal mit Feuer und Blut überzogen hat. Wir hatten ihm Obdach gewährt, Anna und ich ...«
    Er war so aufgewühlt, dass ihm die Stimme versagte. MacIvor sah mich an, als bemerke er mich zum ersten Mal.
    »Du hast unter meinem Dach genächtigt, MacIvor«, fuhr Liam fort, leiser jetzt, aber nicht weniger hasserfüllt. »Du hast mein Brot und mein Fleisch gegessen und meinen Whisky getrunken. Mein Sohn... hatte dich gern... er hat dich als seinen großen Bruder betrachtet...«
    »Ich mochte Coll ebenfalls«, stotterte der Soldat. »Ich habe doch versucht, Euch zu warnen, Macdonald ... Bevor ich hinausging, habe ich mich vergewissert, dass Ihr nicht mehr schlieft... Ich wollte das alles nicht... Außerdem wusste ich nicht, welche Befehle an diesem Morgen ausgegeben wurden. Ich hatte nur eine Vorahnung... Ihr müsst mir glauben, ich wollte nicht... Ich habe das nicht gewollt...«
    Liam schloss die Augen, ließ MacIvor plötzlich los und stieß einen wutentbrannten Schrei aus, der in dem Portal widerhallte. Ich stand wie versteinert da. Dieser Soldat hatte an dem Massaker von Glencoe teilgenommen. Der junge Mann fiel auf die Knie und begann zu unseren Füßen wie ein Kind zu weinen. Das Bild war herzzerreißend. Liam lehnte an der Mauer und betrachtete den Dolch, den er immer noch so fest umklammerte, dass seine Fingerknöchel weiß waren. Im Mondlicht zitterte die Klinge leicht. Ich konnte erraten, dass er mit seinem Gewissen rang.
    »Liam ...«, sagte ich und berührte vorsichtig seinen Arm.
    Er steckte die Waffe in den Gürtel, stützte den Kopf in beide
Hände und stöhnte wie ein verwundetes Tier. Der Mann im roten Rock hatte sich in eine Ecke geflüchtet und beruhigte sich langsam.
    »Ich habe Euren Sohn geliebt, Macdonald«, murmelte MacIvor. »Er war genauso alt wie mein eigener Bruder. Ich schwöre beim Leben meiner Mutter, dass ich ihm kein Leid tun wollte, weder ihm noch Euch. Eure Gattin war sehr freundlich zu mir... Sie hat mich behandelt, als wäre ich einer der Euren.«
    »Und sie hat mit dem Leben dafür bezahlt, dreckiger Bastard!«, stieß Liam mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Wir kannten die Befehle nicht; es gingen viele Gerüchte um, aber... Deswegen habe ich ja versucht, Euch zu warnen. Ich war überzeugt, dass Ihr noch Zeit hättet, um zu fliehen...«
    »Wir hatten genug Zeit. Danke für deine Fürsorge, MacIvor; Anna und Coll sind erfroren.«
    Der Mann stieß einen klagenden Laut aus, halb ein Schluchzen und halb ein schmerzliches Stöhnen, und schloss die Augen.
    »Ich habe niemanden getötet... Ich konnte nicht... auf

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