Schwert und Laute
Caitlin!«
»Liam... ich flehe dich an. Das ist lächerlich...«
»Lächerlich?«
Nun war der Moment, den ich gefürchtet hatte, doch gekommen. Abrupt richtete er sich in eine kniende Stellung auf und schlug mit der Faust auf die Matratze. Reflexartig wich ich zurück. Als er sah, dass er mich erschreckt hatte, trat er den Rückzug zum Bettrand an und gab sich damit zufrieden, mich kalt zu mustern.
»Es ist an der Zeit, dass ich erfahre, wen von uns beiden du wirklich liebst, Caitlin.«
»Das weißt du doch.«
»Wenn ich es weiß, warum habe ich dann dieses schreckliche Gefühl, dass du doch etwas für Colin empfindest? Wieso habe ich Angst, dich mit ihm in einem Raum allein zu lassen? Warum?«
»Liam, ich habe meine Wahl an dem Tag getroffen, als ich dieses Tal verlassen habe.«
Er saß zusammengesunken, mit hängendem Kopf da.
»Was bedeutet er dir? Ich will die Wahrheit wissen, das bist du mir schuldig.«
Er zwang mich, meinen eigenen Gefühlen ins Auge zu sehen, auch denen, die ich beschämt unterdrückte. Ich liebte Colin, aber auf eine andere Weise. Aber wie soll man einem Mann erklären, dass eine Frau einen Mann lieben kann, ohne sein Leben teilen zu wollen?
»Ich habe mich dir in der alten Hütte bei Methven hingegeben, weil ich dich liebte. Vor dem Altar hat meine Hand sich von Colins Arm gelöst und sich auf deinen gelegt, weil ich dich liebte. Alles, was ich auf Dunning Manor und in Edinburgh durchgemacht habe, das habe ich erduldet, weil ich dich liebte, Liam. Dann, nachdem du mich gedemütigt und im tiefsten Grund meiner Seele verletzt hast, habe ich auf dich gewartet, weil ich dich liebte...«
Ich stieß den Atem aus und gewann die Beherrschung wieder. Mir gingen die Argumente aus, und ich hoffte, dass er verstanden hatte. Doch er starrte stur auf seine Hände, die flach auf seinen Schenkeln lagen. Ich kam zum Schluss.
»Wie kannst du nur an meiner Liebe zu dir zweifeln? Ich liebe Colin, ja... wie einen großen Bruder, der über mich wacht. Für das, was er für mich getan hat, werde ich ihm immer dankbar sein. Ich achte ihn, und ich weiß, dass er mich ebenfalls respektiert. Aber ich könnte ihm niemals bis in die Hölle folgen. Dir schon.«
»Das hat er mir auch gesagt...«
Seine Stimme war kaum zu verstehen. Ich hatte mich zusammengerollt
und sah ihn jetzt verblüfft an. Er schlug seine feuchten Augen zu mir auf.
»Genau das hat er mir auch zu erklären versucht. Colin hat mir den Zettel gezeigt. Er war aufrichtig überzeugt davon, dass er von dir stammte, und hat nach dir gesucht. Er hat mir auch erklärt, dass du Angst vor Meghans Geist hattest und dass er dich deswegen in die Arme genommen hat...«
»Er hat dir von der Erscheinung erzählt?«
Liam nickte seufzend.
»Ich habe ihn aufgefordert, das Tal zu verlassen, weil ich ihm die Geschichte nicht geglaubt habe. Ich dachte, dass er lügt, dass er sich eine List ausgedacht hätte, um dich in sein Netz zu locken. Ich wollte nicht länger mit ansehen, wie er um dich herumschlich. Und dann habe ich mich nicht mehr darum gekümmert. Was für ein Narr ich doch bin!«
Er erhob sich, ging zum Schrank und suchte herum, dann zog er ein zusammengerolltes Pergament hervor.
»Ich bin nicht besonders abergläubisch. Feen, Kobolde, Wasserwesen... das sind alles bloß Ammenmärchen. Doch es gibt Dinge, die ich nicht erklären kann. Den Tod, das Leben. Woher wir kommen und wohin wir gehen. Ich fürchte den Tod nicht, denn ich weiß, dass ein Ort für mich bereitet ist, im Jenseits ... Das ist es, was uns Krieger in den Kampf treibt. Der Tod ist unausweichlich. Er ist das Ende eines Lebens und der Beginn eines anderen, ein Übergang. Das Leben selbst währt ewig. Alle durchschreiten wir eines Tages diesen Schleier, der unsere Welt von der anderen trennt. Doch oft kehren die Seelen zurück, suchen uns auf. Allerdings mag ich es gar nicht, wenn schwarze Seelen sich in Dinge einmischen, die sie nichts angehen. Lies das«, forderte er mich auf und reichte mir das Pergament.
Was das Schicksal vereint hat, werde ich trennen. Möge der Hass auflodern wie das Feuer der Hölle. Mögen sie einander zerfleischen, zerfleischen, zerfleischen, in alle Ewigkeit! MAIL – NILTIAC
Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass ich meine Lektüre beendet hatte, nahm er mir das Blatt aus den Händen.
»Das habe ich gestern Morgen gefunden. Es steckte in einem Spalt zwischen zwei Mauersteinen über der Haustür. Und da
habe ich verstanden. Colin hatte mich
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