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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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schien durch sein Haar, das von der Brise bewegt wurde und mir die Haut kitzelte.
    »Ich glaube schon.«
    Seine Wange strich über meine, während seine Hände sich in tiefere Regionen vorwagten.
    »Ich war nicht mehr ich selbst; ich konnte nicht klar denken. Als er mir seinen Namen sagte, war mir nicht klar, wer er war. Doch als ich sein Gesicht gesehen habe... Alles ist in mir explodiert, der Hass, der Kummer, die Wut und der Schmerz. Und dieser niemals gestillte Durst nach Rache, der mich umtrieb. Alles ist in mir aufgestiegen, hat mir den Atem verschlagen und mich blind gemacht. Ja, ich hätte ihn getötet. Ein Teil von mir glaubt ihm, wenn er behauptet, er hätte das alles nicht gewollt. Wahrscheinlich war er nicht der Einzige. Auch andere Soldaten haben den Bewohnern von Glencoe unauffällige Warnungen zukommen lassen. Sonst wären viel mehr von uns massakriert worden. Aber ich hätte ihn trotzdem umgebracht.«
    »Warum?«
    »Weil ich nicht mehr MacIvor gesehen habe, sondern all die anderen... Sergeant Barber, der meinen Vater getötet hat, dieses Schwein, das meine Schwester vergewaltigt hat, Glenlyon, Drummond, Lindsay, Lundie... All die anderen. Wenn ich ihn getötet hätte, hätte ich sie alle getötet, verstehst du?«
    »Ja«, flüsterte ich und bettete meine Wange an seine Brust. »Warum hast du es also nicht getan?«
    »Für dich, für unser Kind. Für Colin...«
    Er hob mein Gesicht zu sich hoch.
    »Was hätte ich denn von meiner Rache gehabt? Die Toten kehren nicht zurück, und ich habe dich. Mehr will ich nicht. Die Erinnerungen an jenen schrecklichen Morgen werden ohnehin nie verblassen und mich für den Rest meines Lebens verfolgen, komme, was da wolle. Ich muss mit ihnen leben und damit fertig werden.«
    Mit der Fingerspitze zog er den Umriss meines Mundes nach und streifte ihn mit seinen sanften, warmen Lippen.
    »Ich liebe dich, Caitlin, du bist mein Atem, meine Seele, mein Leben. Ich bin glücklich, so wie es ist.«

    Er küsste mich leidenschaftlich und presste mich mit einer Hand an seinen Körper, während die andere zu meiner Brust hochglitt und sie ohne Umstände zu reiben begann.
    »Wir haben das Zimmer noch bis heute Abend, a ghràidh «, flüsterte er, und seine heißen Lippen brannten auf meinem Hals.
    »Hegst du etwa lüsterne Gedanken, mein teurer Gatte?«
    Ich ließ die Hand unter seinen Kilt gleiten und riss die Augen auf.
    »Oh, der kleine Schelm!«

    Die Pferde, die eng zusammengedrängt in der stinkenden Gasse standen, wurden ungeduldig. Die Luft war dick, und ein ekelhafter Geruch nach verfaultem Fisch drehte mir den Magen um. Wir warteten schon seit über einer Stunde, und bis jetzt hatte sich noch nichts gerührt. Ich konnte nicht mehr, eine Woge der Übelkeit nach der anderen stieg in mir auf.
    »Das dauert zu lange«, murrte Bryan, »da muss etwas schiefgelaufen sein.«
    »Ja, viel zu lange«, fiel Angus ein. »Bist du dir sicher, dass der Junge genug Mumm in den Knochen hat, um das zu tun?«
    »Ja«, murmelte Liam, der die Tür nicht aus den Augen ließ.
    Mir brach kalter Schweiß aus, und mein Kopf drehte sich.
    »Hast du eine Ahnung, warum er das macht?«, meldete Bryan sich erneut zu Wort. »Ist das nicht ein bisschen arg merkwürdig, dass ein Campbell seinen Kopf riskiert, um einem Macdonald die Haut zu retten? Vielleicht ist das Ganze ein Hinterhalt.«
    »Er hat seine Gründe«, antwortete Liam. »Außerdem weiß MacIvor, dass ich ihn in Stücke schneiden werde, wenn er mir eine Falle gestellt hat.«
    Plötzlich flog die Tür auf, und Colin kam in geduckter Haltung heraus. Liam gab Stoirm die Sporen und verließ die Gasse, gefolgt von den gesattelten Pferden. Colin zog Finlays reglosen Körper hinter sich über den Boden, und dann erschien MacIvor, der seine Muskete mit sich schleppte.
    Bryan rannte zu seinem am Boden liegenden Bruder, dessen Hemd blutdurchtränkt war. Seine Wunden würden wir später verbinden. Sie warfen Finlay über den Sattel und banden ihn fest.

    »Beeilt euch!«, schrie MacIvor. »Es ist nicht so gelaufen, wie ich erhofft hatte. Ich musste zwei Männer töten, und es wurde allgemeiner Alarm gegeben.«
    Wir saßen alle auf und donnerten im Galopp an den verblüfften Wachen vorbei, die ihre Gewehre auf uns anlegten.
    »Leg dich flach auf den Sattel!«, rief Liam mir zu.
    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Die erste Musketensalve pfiff über unsere Köpfe hinweg. Merkwürdig, meine Übelkeit war verschwunden. Die zweite Salve erscholl und

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