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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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fest, dass das Sprechen ihm jetzt große Mühe bereitete.
    »Ich hatte gehofft, Macdonald würde nach dem Ausbruch mit mir abrechnen.«
    »Liam hätte so etwas nie getan«, gab ich zurück, schockiert über seine Worte.
    »Das wollte ich damit nicht sagen... Ich wäre nur lieber von seiner Hand gestorben, als von meinen eigenen Leuten umgebracht
zu werden, versteht Ihr? Das wäre eine Art ausgleichender Gerechtigkeit gewesen...«
    »Ich weiß nicht, ob ich Euch folgen kann. Ihr habt geahnt, dass Ihr das nicht überleben würdet? Das ist Selbstmord!«, rief ich entrüstet aus.
    »Das ist eine Art, die Dinge zu betrachten... Wir wollen es so ausdrücken, dass mir bewusst war, wie gering meine Aussichten waren, heil aus der Sache herauszukommen.«
    Er stieß ein leises, sarkastisches Lachen aus, krümmte sich dann vor Schmerz und klammerte sich an meine Hand. Sein Atem ging schwach und unregelmäßig.
    »Ich hatte nicht das Zeug zu einem richtigen Soldaten«, hauchte er. »Nach Glencoe bin ich krank geworden, und man hat mich hierher versetzt. Ich bin nie mit dem Argyle-Regiment nach Flandern gegangen. Dort wäre ich inzwischen wahrscheinlich schon gefallen. Nun ja... Das ist kein Leben bei der Armee. Man verlangt von uns, unser Leben zu opfern... aber was bekommen wir dafür? Die Ehre, für einen König zu sterben? Einen König, dem wir herzlich gleichgültig sind... Ich bin Highlander, Madam, genau wie Macdonald ... Ich hasse die Sassanachs ebenso wie er, versteht Ihr... Doch da ich der jüngste Sohn meiner Familie war, hatte ich keine andere Wahl. Mein Bruder wird den Familienbesitz erben, und ich küsse den Hintern der Engländer... Sie schaffen es ja nicht einmal, uns anständig zu ernähren und uns die nötige Kleidung und Ausrüstung zu stellen... Der Graf von Argyle tut, was er kann, aber die Gelder werden in London einfach nicht freigegeben.«
    Ein Hustenanfall schüttelte ihn. Ich legte die Hand auf seine feuchte Stirn.
    »Woher stammt Ihr?«
    »Narrachan, am Loch Avich. Dort sind die Hügel sehr fruchtbar und die Erde trägt reichlich ...«
    Ich hörte ein Rascheln in dem trockenen Laub, das den Boden bedeckte, und spürte, dass sich hinter mir jemand befand. Mir stellten sich die Nackenhaare auf. Ich sprang auf, fuhr herum und zielte mit dem Dolch auf die Gestalt, die sich in der Dunkelheit abzeichnete. Eine Faust packte meinen Arm und verdrehte ihn.

    »Eines Tages wirst du mich wirklich noch umbringen, a ghräidh.«
    »Du hättest mir ruhig sagen können, dass du es bist!«, schrie ich, immer noch unter den Nachwirkungen des Schrecks.
    Liam reichte mir meine Waffe zurück und warf einen Blick hinter mich.
    »Ihm geht es schlecht«, flüsterte ich. »Er hat einen Bauchschuss abbekommen.«
    Wir hörten MacIvors stockendes Röcheln. Er schien das Bewusstsein verloren zu haben.
    »Wir können ihn nicht hier lassen, er wird sterben...«, murmelte ich.
    »In diesem Zustand kann er nicht reisen, Caitlin.«
    Liam beugte sich über den Verletzten und ließ sich dann schwer neben ihm niedersinken.
    »Wir bleiben hier«, erklärte er leise. »Die anderen sind mit Finlay vorangeritten. Seine Verletzung war nicht schwer, aber er hat Blut verloren.«
    In der Dunkelheit tastete ich Liams Körper ab. Als ich über seinen linken Arm strich, zuckte er heftig zurück. Sein Ärmel war nass und klebte auf seiner Haut fest.
    »Du bist verwundet!«, rief ich aus und versuchte, erneut nach seinem Arm zu greifen.
    Er schob mich energisch weg.
    »Das ist nur ein kleiner Kratzer«, widersprach er.
    »Dafür blutet er aber ziemlich stark«, gab ich gekränkt zurück.
    Liam wollte aufstehen, doch ich drückte ihn auf den Boden zurück.
    »Lass nur, du bist erschöpft. Ich gehe.«
    Als ich kurz darauf zurückkehrte, brachte ich Decken und Flaschen aus gekochtem Leder mit. Die Dunkelheit machte mir die Aufgabe nicht leichter. Ich würde seine Wunde blind reinigen müssen. Ich kauerte mich neben ihn und riss sein Hemd bis zum Ellbogen auf.
    »Au!«, jammerte er.
    »Ist ja gut, ganz brav, mein Kleiner«, spottete ich sanft. »Was sein muss, das muss sein.«

    Ein langer, dunkler Einschnitt verlief über seinen ganzen Unterarm. Unmöglich einzuschätzen, wie tief er reichte. Ich reinigte die Wunde und verband sie so gut wie möglich mit einem Stück Stoff, das ich von meinem Rocksaum abgerissen hatte.
    »Kannst du deine Hand bewegen?«
    Ich spürte, wie er mir kräftig ins Hinterteil kniff, dann riss Liam mir die Flasche aus den Händen,

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