Schwert und Laute
Blick auf MacIvor.
»Wann?«
»Heute Nacht nicht, das ist zu früh. Ich muss mir einen Plan zurechtlegen. Wenn die Gefangenen nach Fort William verlegt werden, kompliziert sich die Angelegenheit. Morgen weiß ich mehr.«
Die beiden Männer schätzten einander ab.
»Ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann, MacIvor. Das habe ich schon einmal getan...«
»Ihr habt selbst zugegeben, dass ich dabei nichts zu gewinnen habe, außer vielleicht... meinen Seelenfrieden.«
»Und wenn du mich in eine Falle lockst? Woher wusstest du überhaupt, dass ich hier bin? Du hast wahrlich nicht lange gebraucht, um mich ausfindig zu machen.«
»Beim Wachwechsel haben die Soldaten erzählt, sie hätten Macdonalds in der Stadt gesehen. Ich bin kein Idiot, ich wusste genau, dass Ihr das wart. Ich brauchte nur ein paar Fragen zu stellen, um herauszufinden, wo Ihr abgestiegen seid. Inveraray ist nicht besonders groß.«
Gelassen reckte MacIvor die Schultern und hielt Liams verächtlichem Blick stand.
»Wenn ich nicht wirklich die Absicht hätte, Euch zu helfen, wäre ich auch nicht so dumm gewesen, Euch aufzusuchen. Mir war klar, dass Ihr mich möglicherweise töten würdet.«
»Viel hätte nicht gefehlt. Dein Glück, dass meine Gattin mich begleitet; sonst würdest du in diesem Moment vielleicht schon mit durchgeschnittener Kehle am Grund des Loch liegen.«
Der Mann musterte mich ein wenig erstaunt.
»Eure Gattin?«
»Handelst du allein?«, fragte Liam, indem er MacIvors letzte Bemerkung ignorierte.
»Ja, ich konnte mich doch ganz offensichtlich niemandem anvertrauen. Da hätte man mich ganz schnell denunziert.«
»Sicher, schließlich steht der Kopf eines Macdonald auf dem Spiel.«
Liam stützte sich mit einer Hand an dem kalten Stein ab und rieb sich mit der anderen nachdenklich die Stirn.
»Wir müssen in Verbindung bleiben, aber man darf uns nicht zusammen sehen.«
»Ich könnte doch die Nachrichten überbringen«, warf ich vorsichtig ein.
Beide Männer wandten sich mir zu und musterten mich.
»Nie im Leben!«, rief Liam entsetzt aus.
»Ich würde unbemerkt bleiben. Ihr seid zu auffällig, du und deine Männer, eure Farben heben sich deutlich von denen der Campbells ab. Ich dagegen könnte mich unter die Menge der Marktbesucher oder der Kirchgänger mischen. Überleg doch.«
»Ich will nicht, dass du dich in Gefahr bringst, a ghràidh .«
»Er bräuchte doch nur eine Botschaft an einem Ort, den wir zuvor abgemacht haben, zu hinterlassen, und ich könnte sie dort abholen. Das ist überhaupt nicht gefährlich!«
»Sie hat Recht«, meinte der Soldat und sah mich prüfend an. »Das wäre die sicherste Methode.«
Liam wandte uns den Rücken und begann wieder im Kreis zu gehen. Er stützte die Hände in die Hüfte und sah sorgenvoll zu Boden. Dann hob er den Blick zu mir.
»Schön, einverstanden«, sagte er nervös.
Dann musterte er MacIvor kalt.
»Sollte meiner Frau etwas zustoßen, MacIvor, dann schwöre ich, dass ich dir bei lebendigem Leib das Fell abziehe, dir dann mit den Händen das Herz herausreiße und es dir in den Mund stopfe. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
Der Mann nickte und schluckte heftig.
Ich ging schnell, mit klopfendem Herzen, und wich den Menschen aus, die mir entgegenkamen. Die wertvolle Nachricht steckte tief in meiner Tasche. Die dicke Eiche hinter der Kapelle, hatte MacIvor gesagt, unter einem großen Stein zwischen den Wurzeln. Das Briefchen war dort gewesen. Ich beschleunigte den Schritt, denn Liam machte sich Sorgen um mich. Er erwartete mich am Ufer des Loch, in der Nähe eines alten Bootswracks.
Liam faltete das Papier zusammen und steckte es in seinen Sporran.
»Und?«, fragte ich gespannt.
»Heute Nacht«, erklärte er knapp. »Wir sollen noch drei Pferde mitbringen. Ich werde den Herbergswirt fragen, was er ausrichten kann, ansonsten müssen wir sie eben stehlen. Wir sollen auf der Südseite des Tolbooth warten und uns fluchtbereit halten. Dort liegt ein kleiner Lieferanteneingang, durch den werden sie kommen.«
»Oh, heilige Muttergottes!«, seufzte ich und bekreuzigte mich. »Beschütze uns.«
Er legte einen Arm um meine Taille und zog mich an sich.
»Jetzt bin ich doch froh, dass du mitgekommen bist, a ghràidh «, gestand er, während er meine Hüften streichelte.
Seine Augen wirkten so dunkel wie das Wasser des Loch.
»Wegen MacIvor? Du hättest ihn getötet, stimmt’s?«
Sein Blick richtete sich auf einen unsichtbaren Punkt in der
Ferne. Die Sonne
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