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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Westen des Firth of Lorn. Ich hatte mich mit einem
unbequemen, wackligen Stuhl vor das schmale Fenster des Zimmerchens gesetzt und beobachtete die Luftkunststücke der Möwen, die über den Fischerbooten, die voll mit zappelnden Fischen vom Meer zurückkehrten, auf ihr tägliches Festmahl warteten. Bei dem Gedanken an Nahrung meldete mein Magen sich laut zu Wort.
    Ein Rascheln in den Laken hinter mir riss mich aus meinen Träumereien. Liam lag noch im Bett und wandte mir den Rücken zu; seine Beine verschwanden in den zerknüllten Laken. Ich betrachtete seinen von eisernen Muskeln wohlgeformten Körper und gestattete mir eine Art bescheidenen Besitzerstolz. Du gehörst mir, Liam. Mir und niemand anderem... Ebenso, wie ich dir gehöre. Ich hätte nicht übel Lust gehabt, meine Finger in die kupferfarbene Lockenmähne zu wühlen, die sich zerzaust über das Kissen breitete, hielt mich aber zurück.
    Er drehte sich um und bot mir sein Profil mit dem kräftigen, kantigen Kiefer, den hohen Wangenknochen und der geraden Nase, die ihm diesen aristokratischen Anflug verliehen; und sein Mund... sinnlich und so sanft, eine Quelle der Lust. Heiß stieg mir das Blut in die Wangen, und ich rutschte auf meinem Stuhl herum, der unter mir gefährlich knarrte.
    »Wenn ich Badh Dubh bin, dann bist du Cuchulain«, flüsterte ich.
    Liam schlug die Augen auf und kniff sie gleich wieder zusammen, als er in das letzte orangefarbene Licht der untergehenden Sonne sah.
    »Was machst du da, a ghràidh ?«
    »Ich schaue dich an.«
    Er stützte sich auf einen Ellbogen und nahm absichtlich eine Stellung ein, die seine Brustmuskeln vorteilhaft hervorhob. Ein griechischer Gott, der für die Nachwelt posiert. Ich lächelte ihn an.
    »Und?«
    »Und mir gefällt, was ich sehe.«
    Sein wohlgeformter Mund verzog sich langsam zu einem vergnügten Lächeln, und er streckte die Arme aus, als wolle er mich einladen, mich hineinzustürzen. Ich schmiegte mich mit dem Rücken
an seine Brust, um ein wenig von seiner Wärme abzubekommen. Sein Atem streichelte meinen Nacken wie mit leichten, warmen Händen. Liebevoll strich er mit seiner großen Pranke besitzergreifend über meinen Bauch.
    »Hast du ein wenig geschlafen?«, flüsterte er mir ins Ohr.
    »Ja, und du?«
    »Ein bisschen. Ich habe lange nachgedacht.«
    »Worüber? MacIvor?«
    »Unter anderem.«
    Er ließ sich auf den Rücken fallen und zog mich mit. Ich drehte mich um, damit ich ihm ins Gesicht sehen konnte, und spielte mit den Fingern in dem weichen Vlies, das seine Brust bedeckte.
    »David MacIvor hat sein Leben gegeben, um das von Colin und Finlay zu retten.«
    Er unterbrach sich kurz, betrachtete die Risse in der Zimmerdecke und schüttelte zweifelnd den Kopf.
    »Warum? Ich habe versucht, mich in ihn hineinzuversetzen, aber ich musste mir eingestehen, dass ich niemals das für einen Campbell hätte tun können, was er für einen Macdonald getan hat.«
    »MacIvor war unglücklich, Liam. Du bist es nicht. Er hatte nichts und daher auch nichts zu verlieren. Du schon!«
    »Ich fühle mich schuldig; ich hätte seine Hilfe nicht annehmen dürfen. Ich hätte allein zurechtkommen müssen.«
    »Er hat selbst so entschieden, und er hat geahnt, dass er den Tod finden würde, Liam. MacIvor hat mir gesagt...«
    Liam warf mir einen fragenden Blick zu.
    »Es wäre ihm lieber gewesen, von deiner Hand zu fallen.«
    »Warum?«
    »Ausgleichende Gerechtigkeit, sagte er. Dieser Mann litt seelische Qualen und war sehr unglücklich. Er hat den Tod durch die Hand eines anderen gesucht. Und ich glaube, sein Herz war leichter, als er gegangen ist.«
    Nachdenklich, den Blick in die Ferne gerichtet, lag Liam da.
    »Möge Gott seiner Seele gnädig sein«, flüsterte er schließlich und schloss die Augen. Er fuhr sich mit der Linken durchs Haar.
    »Du blutest ja, Liam!«

    »Was?«
    »Dein Arm, er blutet, die Wunde ist wieder aufgegangen. Wahrscheinlich muss ich sie nähen.«
    Er untersuchte den langen Schnitt an seinem Unterarm, der in einer geraden Linie vom Ellbogen bis zum Handgelenk verlief. Er hatte großes Glück gehabt; ein Stück weiter, und die Sehnen wären durchtrennt worden.
    »Sie ist nicht besonders tief«, murrte er.
    »Wir müssen sie noch einmal reinigen, sonst entzündet sie sich.«
    Er zog eine scheußliche Grimasse.
    »Was? Guten Whisky auf einen winzigen Kratzer verschwenden?«
    Er legte den Mund auf meine Lippen, um jeden Widerstand meinerseits zu ersticken. Dann rückte er ein Stückchen von mir ab, um

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