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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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mich aus seinen blauen Augen zu betrachten.
    »Wie schön du bist!«, murmelte er.
    Mit seiner heißen, feuchten Zungenspitze zog er den Umriss meiner Lippen nach und bahnte sich dann neugierig einen Weg in meinen Mund.
    »A ghràidh gile mo chridhe! Ich bin verrückt nach dir, ohne dich kann ich nicht mehr atmen.«
    Er richtete sich auf, glitt mit den Händen über meinen Körper und verweilte lange auf meiner Brust.
    »Dein Körper beginnt sich zu verändern, und das gefällt mir sehr.«
    Er umschloss eine Brustwarze mit den Lippen und biss sanft hinein. Er hatte Recht, meine Brüste waren voller geworden und die Warzenhöfe dunkler. Mein Körper verwandelte sich zu einem perfekten Nest, in dem unser Kind Gestalt annahm und heranwuchs.
    »Wirst du mich noch genauso lieben, wenn ich dick und rund bin, weil ich deinen Sohn trage?«
    Er legte seine großen Hände über meine Brüste, stützte sein Kinn darauf und sah mich aus halb geschlossenen Augen an.
    »Ich werde dich noch genauso lieben, wenn du kugelrund bist,
weil du mein Kind trägst«, sagte er zärtlich. »Ich werde dich lieben, nachdem du es auf die Welt gebracht hast, und auch, wenn du alt und schrumpelig bist wie ein vertrockneter Apfel.«
    Ich schenkte ihm einen skeptischen Blick und verdrehte ihm die Nase.
    »Wenn du wirklich Wert darauf legst, mit mir alt zu werden, solltest du gelegentlich daran denken, mir etwas zu essen zu besorgen. Ich bin hungrig, mo rùin.«
    »Nicht so hungrig wie ich«, flüsterte er und umarmte mich. »Ich habe Appetit auf dich...«
    »Liam Macdonald!«, rief ich lachend, »du bist ein schrecklicher Vielfraß!«

    Die Ernte war eingebracht, und das Getreide lagerte zum Trocknen in der Scheune, wo es darauf wartete, in die Mühle gebracht oder im kommenden Frühling zur Whiskyherstellung verwendet zu werden. Die Männer jagten, und wir salzten das Fleisch für den Winter ein. Die schönsten Tiere waren auf dem Markt in Crieff verkauft worden, und die Übrigen weideten in den Hügeln, die das Dorf umgaben. Das Tal war von Ocker- und Brauntönen überhaucht, die mit den purpurfarbenen Schatten der Berge verschmolzen. Der Herbst spiegelte den Gemütszustand der Natur, die sich anschickte, in einen tiefen Schlummer zu versinken.
    Seit seinem Ausbruch aus dem Gefängnis von Inveraray vor einem Monat hatte Colin sich unauffällig verhalten. Er blieb selten länger als zwei oder drei Tage in Carnoch und ging mir demonstrativ aus dem Weg. Das betrübte mich, doch ich respektierte seine Entscheidung.
    Colin hatte uns über die Einzelheiten seiner Flucht berichtet. Das ganze Unterfangen hatte eine ungünstige Wendung genommen, als der Gefängnisvorsteher früher als vorgesehen in seine Schreibstube zurückgekehrt war und MacIvor überrascht hatte, der eben dabei war, den Schlüssel zur Zelle der beiden Angeklagten zu entwenden. MacIvor hatte sich entschließen müssen, ihn zu töten; doch die Leiche wurde entdeckt, bevor die Gefangenen Zeit zur Flucht hatten. Bei dieser Gelegenheit hatte Finlay einen
Bajonetthieb in die Flanke eingesteckt und war bewusstlos auf den Steinboden gestürzt.
    Eine Woche nach unserer Rückkehr war eine Abteilung aus Fort William aufgetaucht und hatte jede Hütte und jedes Nebengebäude durchsucht. Die Operation hatte kaum länger als eine Stunde gedauert. Merkwürdigerweise ließen sie keinen Auslieferungsbefehl für die flüchtigen Gefangenen zurück. Seitdem hatte sich kein Offizier der Krone mehr im Tal blicken lassen.

    Ich beobachtete ein Eichhörnchen, das unter der alten Eiche herumhüpfte und sich unter den Blättern seine Wintervorräte suchte. Lachen und Gesang und das Spiel von Angus’ Geige und Alexander Macdonalds Dudelsack drangen gedämpft wie aus weiter Ferne zu mir. Ich war ein Stück den Hügel hinaufgegangen, um mich auszuruhen.
    Heute wurde Samhain gefeiert, der Tag des keltischen Totengotts. Das Fest beschloss die Erntezeit. In dieser Nacht öffnete der Fürst der Finsternis den Toten die Tore seines Reichs, auf dass sie die Welt der Lebenden aufsuchen konnten, und man begrub Belenus, den Gott der Sonne, bis zum Frühling und stürzte so die Erde in Kälte und Düsternis.
    »Ich habe dich schon überall gesucht«, sagte eine tiefe Stimme hinter mir.
    Liam hatte sich hinter mir niedergekauert, umarmte mich und legte sein Kinn auf meine Schulter. Ich schmiegte mich an ihn.
    »Ich bin ja nicht weit gegangen.«
    Wir sahen über den Loch Leven hinaus.
    »Ich liebe dieses Tal, Liam. An diesen

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