Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
reichte bis zum Mund und spaltete die Lippe auf groteske Weise, als er sie jetzt beim Anblick seines Gefangenen zu einem grässlichen Lächeln verzog.

    »Ah, endlich! So sehen wir uns wieder, Macdonald. Drei Jahre... eine lange Zeit, wisst Ihr.«
    Barber trat an ihn heran und musterte ihn verächtlich. Ein dumpfes Geräusch drang zu mir, gefolgt von einem Schlag. Liam keuchte, krümmte sich und fiel auf die Knie. Der andere presste ihm den Lauf noch fester an die Schläfe, von der jetzt ein Blutfaden herunterrann. Am liebsten wäre ich aus meinem Versteck gestürzt, aber ich war vollständig gelähmt.
    »So, dann widmen wir uns jetzt dem Schmuggel, was?«
    »Geht zum Teufel, Bastard...«
    Barber trat ihm mit dem Fuß in den Magen. Männer versammelten sich um die beiden, und ich hielt unter ihnen nach einem bekannten Gesicht Ausschau, besonders nach Thomas MacSorley.
    »Heute Nacht kann ich endlich mein Werk beenden, Hurensohn. Drei lange Jahre habe ich darauf gewartet, drei lange Jahre, in denen ich mir vorgestellt habe, wie ich Euch die Spitze meines Dolchs ins Gesicht setze und zusehe, wie sie ganz langsam in Euer Auge eindringt... bevor ich Euch die Kehle aufschneide.«
    Er beugte sich zu Liam herunter, packte in sein Haar und zwang ihn, zu ihm aufzusehen.
    »Seht Ihr das? Ihr erinnert Euch an mich, nicht wahr?«
    »Ich hätte Euch an diesem Tag den Garaus machen sollen, Barber«, zischte Liam gehässig.
    »Ja, das hättet Ihr wohl. Doch Ihr habt es nicht getan, und heute verlange ich Genugtuung.«
    Eine Klinge blitzte auf. Auf dem Kamm des Abhangs war es still geworden, keine Schüsse, keine Schreie mehr. Weitere Männer kamen hinzu, einige davon verletzt. Man hatte einen Körper zu Boden geworfen, der in merkwürdig verrenkter Stellung dalag. Ein Toter. Seine Kehle war durchgeschnitten, die bevorzugte Tötungsmethode dieser Krieger, denn sie war schnell und verlangte keinen großen Kraftaufwand, und die Wirkung war garantiert.
    Barber ließ seine Klinge über Liams Hals gleiten und zog sie über seine Wange, bis die Spitze unter seinem linken Auge anhielt.
Liam rührte sich nicht und starrte Barber an, ohne mit der Wimper zu zucken. Mein Herz pochte zum Zerspringen.
    »Kennt Ihr das Sprichwort ‹Auge um Auge, Zahn um Zahn‹?«
    Liam blieb stumm. Im Licht der Fackeln vermochte ich nur sein Profil zu erkennen. Seine Haut war wachsbleich, und der Schweiß ließ sie schimmern. Das Schnauben von Pferden und das Knarren von Wagenachsen, die unter dem Gewicht ihrer Last ächzten, zogen Barbers Aufmerksamkeit auf sich. Er trat an das Fuhrwerk und inspizierte mit entzückter Miene die Ladung. Liam hatte einen Aufschub bekommen. Ich sah, wie sein Kiefer sich anspannte und seine Schultern zuckten, und ich wusste, dass er sich gedemütigt fühlte, weil er sich so leicht hatte fangen lassen und dabei noch so viele Männer in eine tödliche Falle geführt hatte.
    Immer noch sah ich mich nach MacSorley um. Dieser Verräter. Gewiss hatte er Fersengeld gegeben. Abgesehen von Simon war er der Einzige gewesen, der den Platz für die Landung kannte. Plötzlich fiel mir wieder ein, dass ich gesehen hatte, wie er noch heute Morgen einer Dienerin in der Herberge einen Zettel gegeben hatte, wahrscheinlich eine Nachricht an Barber. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mir keine Gedanken gemacht, da er über jeden Verdacht erhaben schien. Außerdem hatte er einen guten Grund, sich an Liam rächen zu wollen. Anna. Herrje, wie dumm ich gewesen war! Liam musste darauf brennen, ihn zu töten, genau wie ich im Übrigen. In diesem Moment erinnerte ich mich an die Pistole, die ich immer noch in der verkrampften Hand hielt. Ich würde sie benutzen müssen.
    Im Schutz der Büsche rutschte ich herum, um eine bessere Stellung zu finden. Liam musste meine Bewegung wahrgenommen haben, denn er drehte mir den Kopf zu... Wenn Liam mich gesehen hatte, dann vielleicht auch der Mann, der ihn bewachte. Doch Letzterer rührte sich nicht, sondern fuhr fort, seinen Herrn zu beobachten, der in einiger Entfernung mit seinen Leuten disputierte. Ich wagte mich ein wenig weiter an den Rand des Gebüsches heran. Liam runzelte die Stirn. Unsere Blicke trafen sich, doch ich konnte den Ausdruck in seinen Augen nicht deuten. Ich hob die Pistole, und er schluckte und nickte langsam. Die Bewegung zog die Aufmerksamkeit seines Wächters auf ihn, und
Liam wandte sich sofort ab. Er hatte mir sein Einverständnis gegeben.
    Unentschlossen schaute ich mich um. Auf wen sollte ich

Weitere Kostenlose Bücher