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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Die Sünde, dass man mir Gewalt angetan hatte? Hatte ich Dunnings Sünden gebüßt?
    »Und was glaubst du?«
    »Tja... ich weiß nicht«, stotterte er. »Der Priester hat gesagt, es sei eine Sünde, wenn eine Frau einen Mann verführt.«
    »Ist es denn auch eine Sünde, wenn eine Frau den Mann liebt?«
    »Wenn sie... nun ja, Ihr wisst schon, was ich meine...«
    Unbehaglich trat er von einem Fuß auf den anderen.
    »Sogar, wenn sie mit ihm verheiratet ist?«
    »Nein, also das glaube ich nicht«, erklärte er ein wenig überzeugter.
    »Warum sollte sie dann leiden?«, hakte ich nach.
    Der arme Calum war verwirrt, und ich hatte meine Freude daran, den jungen Mann zum Nachdenken über die zahlreichen Widersprüchlichkeiten unserer Religion zu bringen, die uns ständig mit dem Fegefeuer oder, noch schlimmer, mit ewigen Höllenqualen drohte.
    »Bist du schon einmal mit den Männern des Clans auf eine Unternehmung ausgezogen?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln und das peinliche Schweigen zu durchbrechen, das sich über die Kapelle gesenkt hatte.
    »Ich bin schon im Tal mit auf Patrouille geritten, aber dies ist das erste Mal, dass ich Glencoe verlassen habe.«
    »Bist du ärgerlich, weil du auf mich Acht geben sollst?«

    »Aber nein, Mrs. Macdonald!«, rief er aus. »Es ist mir eine Ehre, über die Sicherheit von Liams Gattin zu wachen.«
    Im Mondlicht sah ich, dass seine Augen vor Stolz glänzten. Doch mit einem Mal erstarrte er, und seine Miene wurde ernster.
    »Was ist?«
    Er kauerte sich neben mich und legte einen Finger über meine Lippen, um mir zu bedeuten, dass ich schweigen sollte. Dann griff er nach seinem Schwert, das auf dem Boden lag, und beugte sich zu mir herüber.
    »Bleibt hier, ich komme wieder...«
    Calum ging hinaus, verschwand in der pechschwarzen Nacht und kehrte erst nach einer Weile zurück. Doch da brauchte er mir schon nichts mehr zu erklären, denn auch ich hörte, dass sich eine berittene Truppe näherte. Aus unserem Versteck im Dunkel heraus sahen wir einen Konvoi aus drei Karren und mindestens fünfzehn Reitern, der in schnellem Tempo vorüberzog. Mein Magen schnürte sich zusammen. Calums Hand, die auf meinem Arm lag, verkrampfte sich und zeigte mir, dass er dieselben Befürchtungen hegte wie ich: Das waren zweifellos Barbers Männer, und sie ritten direkt nach Ethie Haven.
    »Mein Gott! Du musst sie warnen!«, schrie ich panisch. »Calum, renn los und sag Liam und den anderen Bescheid...«
    Er sah mich an und schwankte sichtlich zwischen seiner Pflicht, mich zu schützen, und seinem Drang, die Männer zu warnen.
    »Mach schnell, Calum, warte nicht, bis es zu spät ist!«, fuhr ich ihn an. »Ich komme schon zurecht... Mir werden sie nichts tun, sie wollen nur die Waffen.«
    Und Liams Kopf... Ich verzichtete darauf, den Gedanken laut auszusprechen. Der junge Mann warf mir einen letzten unsicheren Blick zu und entfernte sich dann rasch.
    Was war geschehen? Da war etwas Ungutes im Gange... Wenn ich mich recht erinnerte, hatte Liam seinen Männern mitgeteilt, die Ware würde in der Bucht von Bervie umgeladen, die fast einen Tagesritt weiter nördlich lag. Irgendwie musste der richtige Landungsort durchgesickert sein. Doch alle Männer hatten ohne Ausnahme diese Information erhalten und erst im letzten
Moment in der Bucht von Lunan, die knapp unterhalb von Lang Craig lag, die Wahrheit erfahren. Der Verräter hatte also unmöglich die Gruppe verlassen können, ohne dass man seine Abwesenheit bemerkt hätte, und Barber hätte gar nicht hier sein dürfen ...
    Mit einem Mal blieb mir fast das Herz stehen. Ich raffte meine Röcke und rannte aus der Kapelle. Ich musste zu Liam, bevor es zu spät war, ich musste ihn warnen... Nun war wirklich allergrößte Eile geboten.
    Ich folgte dem Ufer und entdeckte ohne Schwierigkeiten die Stelle, an der das Schiff gelandet war. Der steile Abstieg dagegen fiel mir schwer. Hinter einem Busch verborgen sah ich zu, wie das Boot ausgeladen wurde. Die Arbeit ging rasch vonstatten, und das Rauschen der Brandung übertönte die Geräusche, unter denen die Kisten auf Fuhrwerke gestapelt wurden. Auf der Suche nach Liam spähte ich ins Dunkel und entdeckte ihn schließlich. Er gab seine Befehle, indem er in regelmäßigen Abständen das Licht einer Laterne, die er in der Hand hielt, verdeckte. Von Barbers Helfershelfern war im Moment nichts zu sehen. Wahrscheinlich würden sie warten, bis die Waren gelöscht waren, um sich dann der Beute zu bemächtigen. Ich ahnte, dass

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