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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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rückten auf den Steilhang zu, indem sie sich im Zickzack zwischen den Büschen hindurchschlugen. Vor uns tauchte ein Schatten auf, Stahl blitzte, und einen Moment lang verharrte ich wie gelähmt. Als Liam meinen Aufschrei hörte, stieß er mich in eine Baumgruppe. Ich wäre fast den Weg hinuntergekugelt und stieß mir schmerzhaft die Hüfte an einem Stein, so dass ich aufschrie. Der Schatten stieß ein merkwürdiges
Seufzen aus, fiel reglos zu Boden und rollte bis zum Fuß des Steilhangs, wobei er immer wieder heftig auf den Steinen aufschlug.
    »Komm!«
    Liams Stimme riss mich aus meiner düsteren Betrachtung, und ich nahm den Anstieg wieder auf. Ein Schuss empfing uns, verfehlte uns jedoch knapp. Immer noch hielt ich die Pistole fest umklammert. Keuchend ließ ich den Blick umherschweifen und versuchte die Schwärze zu durchdringen, auf der Suche nach der Gefahr, die ich ganz in der Nähe spürte.
    Liam zog mich hinter sich. Ich folgte ihm so dichtauf, dass ich ihn riechen konnte. Zu unserer Rechten erscholl ein gellender Schrei, in den ich einfiel. Ich sah, wie eine Gestalt schwankte, sich um ihre eigene Achse drehte und stürzte. Der Mann, der den anderen niedergemacht hatte, drehte sich mit leuchtenden Augen zu uns um.
    »Zwei hab’ ich schon erwischt«, rief Simon hochgestimmt.
    »Ich will sie alle, diese Bastarde«, gab Liam zurück.
    »MacSorley hat uns verraten, der Dreckskerl. Er hat uns ganz schön zum Besten gehalten.«
    »Wenn du ihn findest, bring ihn gut verschnürt zu mir. Meine Pistole und ich haben ein ernstes Wort mit ihm zu reden.«
    Lachend verschwand Simon, und jetzt begriff ich. Ein Spiel! Sie spielten Katz und Maus. Diese Männer amüsierten sich, Herrgott! Angewidert trat ich um die Leiche herum, was mich an die Hütte im Leanachan-Wald erinnerte. Ein Schauer überlief mich von Kopf bis Fuß, und die Hand, in der ich die Pistole hielt, begann zu zittern.
    Noch zwei Schüsse und weitere Schreie. Die erstickten Geräusche von Kämpfen Mann gegen Mann. Vollständige Verwirrung herrschte. Wer tötete wen? Die Raubtiere witterten ihre Beute und warteten darauf, dass der Gegner einen fatalen Fehler beging. Angst führte zu solchen Fehlern; und um sie zu beherrschen, betrachteten die Männer wahrscheinlich solche Scharmützel als simplen Zeitvertreib und sahen dem Tod mit einer verblüffenden Gelassenheit ins Auge. Das raue Leben, das sie führten, hatte sie abgestumpft. Jede ihrer Narben hatte eine Geschichte, die sie am Feuer erzählten. Sie zeigten ihre Blessuren
vor wie Trophäen. Und so drehten sie dem Feind und dem Sensenmann eine lange Nase.
    Doch eines Tages würde ihnen zwangsläufig der Tod in den Weg treten, und das wussten sie. Sie forderten ihn dreist heraus, in dem Bewusstsein, dass er sie mit einem Schlag niedermähen würde, denn er umschlich sie ständig und schlug ohne Vorwarnung zu. Und Liam spielte dieses Spiel ebenfalls. Nur dass es für mich keines war.
    Wir hatten fast eine Stelle erreicht, an der mehrere Pferde zurückgelassen worden waren, als ein Mann in unserer Nähe Befehle brüllte. Liam erstarrte. Ich rannte mit voller Wucht in seinen Rücken hinein und hielt mich an seinem Hemd fest, das trotz der Kälte schweißnass war. Sein Herz schlug zum Zerspringen... Die Stimme, die hinter einem Gebüsch hervordrang, forderte die Gefährten des Mannes auf, sich dieser »Macdonald-Bastarde« rasch zu entledigen und sich schleunigst der Ladung zu bemächtigen. Barber... Liam hatte ihn erkannt. Ich wusste, dass er zwischen dem Wunsch, mich in Sicherheit zu bringen, und seinem Drang, diesem Gauner das Fell abzuziehen, schwankte. Zögernd wandte er sich zu mir um und sah wieder zu dem Dickicht. Einen Augenblick lang war er unaufmerksam.
    Das war sein Fehler... Er hatte gerade noch Zeit, mich zur Seite zu stoßen, und ich rollte unter die Büsche. Entsetzt sah ich einen Pistolenlauf aufblitzen, der sich an seine Schläfe presste, und dann stieß der Mann ihn vor sich her. Auf allen vieren kroch ich hinter ihnen her.
    Ein Kerl, von dem ich vermutete, dass es sich um Barber handelte, wandte sich Liam zu. Drei seiner Kumpane begleiteten ihn und trugen Fackeln in den Händen. Ich fuhr zusammen, als ich sein entsetzlich verstümmeltes Gesicht erblickte. Unter einem alten, zerbeulten Dreispitz leuchtete ein einziges Auge. An der Stelle, wo das andere hätte sitzen sollen, gähnte in seinem Schädel eine dunkle Höhle. Eine lange Narbe, die wie eine Tränenspur über seine Wange führte,

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