Schwert und Laute
völlig unangebrachtes Lachen stieg in mir auf. Ich versuchte es zu unterdrücken, war aber nicht dazu in der Lage. Das Geschnaufe und Geniese meines Bruders wirkte unter diesen Umständen so beruhigend normal. Patrick sah mich verblüfft an, fühlte dann meine Stirn und runzelte die Brauen. Wahrscheinlich glaubte er, dass ich kurz davor war, den Verstand zu verlieren, und vielleicht hatte er sogar Recht. Aber genau seinetwegen hatte ich diese Schwelle nicht überschritten.
»Patrick«, stieß ich erstickt hervor, »ich liebe dich.«
»Bist du dir... schnief... sicher, dass du nicht krank bist?«
Ich sah ihn durch einen Tränenschleier hindurch an. Krank? Und ob! Ich war krank vor Sorge.
Sogleich brach ich in Tränen aus. Da er nichts weiter tun konnte, hielt er mich in seinen Armen, bis ich mich beruhigt hatte.
Duncan befand sich nicht in der Hütte. Dort herrschte eine unbeschreibliche Unordnung. Ich fühlte mich der Verzweiflung nahe. Und wenn wir uns geirrt hatten? Wenn die Windel gar nichts mit Duncan zu tun gehabt hatte und Seamrag nur einmal wieder der Spur eines Tieres gefolgt war? Vielleicht hatte ja der Entführer, geplagt von Gewissensbissen, mein Kind schon lange zurückgebracht...
Ich setzte mich auf das durchgelegene Bett. Liam und die anderen durchsuchten das Durcheinander nach Hinweisen. Frauenkleidung, ein Paar völlig abgelaufene Stiefel, wenige magere, von Ungeziefer befallene Nahrungsvorräte... Ich betrachtete die Lichtpunkte, die von einer Spiegelscherbe ausgingen. Die Sterne tanzten auf meinem Rock, huschten auseinander und wurden zu verschwommenen Funken. Ich wischte mir die Augen. Am Rande meines Blickfeldes nahm ich kleine, huschende Bewegungen wahr und stieß einen Schrei aus. Wanzen flüchteten zurück in das Stroh der geplatzten Matratze. Auf dem Boden einer Schale klebte ein Rest gezuckerter Schafsmilch, auf deren Oberfläche eine tote Fliege trieb. Ich steckte einen Finger hinein und leckte ihn ab. Viel zu süß für Duncan, dachte ich widersinnigerweise.
Was sollten wir jetzt anfangen? Warten? Die Suche hatte sich auf die Ränder des Waldes, der die Hütte umgab, beschränkt. Colin schlug vor, dass wir uns erneut aufteilen sollten. Einige Männer könnten hier Stellung beziehen, und die anderen sollten den Wald durchkämmen. Liam fand die Idee gut und schlug mir vor, hierzubleiben, doch das lehnte ich sofort ab, und er versuchte nicht einmal, mit mir zu diskutieren. Also ging ich mit Liam, Colin und Patrick.
Ein Bach stürzte den Berghang hinunter und sprang zwischen den Felsbrocken dahin. Instinktiv folgten wir seinem Lauf. Das leise Plätschern, das üblicherweise beruhigend auf mich wirkte, reizte mich heute merkwürdigerweise. Liam ging voran, und Colin und Patrick folgten dicht hinter mir. Angesichts der düsteren Umgebung waren sie in Schweigen verfallen. Die Wälder waren dunkel und winddurchtost. Unter einem grauen Himmel klammerten sich Nebelfetzen an die Äste der Bäume, unheimliche Gespenster mit Klauenhänden. Ich zitterte in der kalten Atmosphäre, die uns umgab.
Ich glitt auf einem mit trockenem Laub bedeckten Eisflecken aus und unterdrückte einen Schrei. Colin fing mich mit fester Hand auf und verhinderte, dass ich in das strudelnde Wasser stürzte, das durch eine tiefe Felsrinne floss. Leise dankte ich ihm und schüttelte meine Röcke aus, um die Kiefernnadeln, die daran hingen, zu entfernen. Als ich den Kopf hob, bemerkte ich, dass Liam wie zur Salzsäule erstarrt dastand, eine Hand vorangestreckt und einen Fuß angehoben, als wolle er gerade den Boden verlassen. Zunächst glaubte ich, er habe einen Hirsch erblickt, doch dann folgte ich seinem verblüfften Blick und sah gerade noch einen Wirbel aus feuerrotem Haar und Tartan-Stoff, der auf der anderen Seite einer Anhöhe im Nebel verschwand. Ich stand wie gelähmt da. Mein Gespenst... Auch Colin hatte es gesehen und stieß einen merkwürdigen heiseren Laut aus.
Meghans Geist? Sei nicht töricht, Caitlin! Dann lebte Meghan noch? Liam hatte sich offenbar nicht in solchen unnützen Überlegungen ergangen, sondern bereits mehrere Schritte getan, ehe ich aus meiner Erstarrung erwachte. Patrick und Colin hatten sich getrennt und liefen, die Pistolen im Anschlag, zwischen den
Bäumen hindurch. In meinem Kopf überstürzte sich plötzlich alles.
»Meghan!«
Liams Schrei warf ein Echo und drang mir brutal in die Ohren. Endlich sah ich sie, ganz am Fuß der Anhöhe. Sie war es wirklich. Die junge Frau war reglos
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