Schwert und Laute
Ende gegangen. Nun war es an MacIain, über Leben oder Tod zu entscheiden. Isaaks Taten waren äußerst schwerwiegend gewesen. Doch ich fragte Liam nicht, wie das Urteil gelautet hatte. Das Schicksal dieses Mannes ging mich nichts mehr an. Aber ich hatte eine dunkle Ahnung, was aus ihm geworden war. Man hatte Isaak aus dem Tal fortgeführt, gefesselt auf einem Pferd sitzend und von vier Männern eskortiert, zu denen auch Liam und Colin gehört hatten. Weniger als eine Stunde später waren sie wieder da gewesen. Das Pferd, auf dem der Verurteilte gesessen hatte, war ohne seinen Reiter zurückgekehrt.
Das Licht der Kerze spielte auf der Haut meines Mannes, ließ einen kantigen Hüftknochen hervortreten und betonte die Grübchen über seinen Pobacken. Er stand vor dem Fenster und wiegte sich, seinen Sohn an die Schulter gelegt, hin und her. Gedankenverloren sah er nach draußen.
Lautlos trat ich an die beiden heran, doch er spürte, dass ich hinter ihm stand, und wandte den Kopf. Seine Züge wirkten abgespannt. Der Prozess gegen Isaak hatte ihn sehr angestrengt, doch jetzt war sein Blick heiter. Er nahm die Hand von Duncans Kopf, um mir über das Haar zu streichen, griff in meine Frisur und hob sie an, um sie zu lösen. Das Haar fiel mir offen auf die Schultern, und er schob eine Strähne beiseite, um mein Gesicht sehen zu können.
»Weißt du, dass ich dich wegen deiner Augen geheiratet habe?«
»Meiner Augen?«
Verblüfft sah ich ihn an. Sein schön geschwungener Mund wurde weicher.
»Unter anderem natürlich«, setzte er lachend hinzu.
Ohne nachzudenken, klopfte er Duncan auf den Rücken und sah mich eindringlich an.
»Im Moment haben deine Augen die Farbe eines ruhig daliegenden Meers. Aber sie verändern sich ständig, sind manchmal grün und dann wieder blaugrau. Ein einfacher Blick verrät mir, was du fühlst. Und jetzt bist du glücklich.«
»Natürlich, weil meine beiden Männer bei mir sind«, sagte ich leise lachend.
Kurz fiel er ein und verstummte dann. Auch seine Augen spiegelten seine wechselnden Stimmungen. Manchmal wirkten sie so blau, dass ich Lust bekam, mich hineinzustürzen. Dann wieder waren sie düster und unermesslich tief, oft unergründbar. Um seinen Gemütszustand zu erkennen, musste ich die Sprache seines Körpers lernen. Ein Teil dieses Mannes war mir immer noch ein Rätsel... Doch ich sagte mir, dass ich mein ganzes Leben lang Zeit hatte, um es zu lösen. Ein nachdenkliches Schweigen hatte sich über uns gesenkt. Mit dem Zeigefinger zog er den Umriss meiner Lippen nach, und dann drang mir erneut sein Flüstern ins Ohr.
»Ich habe für dich getötet, a ghràidh, und ich würde es ohne Zögern wieder tun, wenn es nötig ist. Für den Kleinen würde ich dasselbe tun. Ich werde nicht mehr zulassen, dass mir jemand die Menschen, die ich liebe, entreißt... Nie wieder...«
Ein gehauchtes Geständnis, und doch bedeutungsschwer... Er nahm meine Hand, verschränkte seine Finger mit meinen und legte sie an seine Wange. Ich spürte seine warme Haut und seine spitzen, kräftigen Bartstoppeln. Duncan suchte sich diesen Moment aus, um ungehörig laut zu rülpsen und sich hektisch zu winden wie eine Larve, die versucht, aus ihrem Kokon zu schlüpfen. Liam sah aus dem Augenwinkel zu ihm herunter, doch als er sah, dass sein Sohn nicht die Absicht hegte, das, was ihm bei seiner letzten Mahlzeit zu viel gewesen war, auf seine Schulter zu speien, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder mir zu. Leise sprach er weiter.
»Ich hätte sie umbringen können, Caitlin. Meghan meine ich. Ich habe sie nicht geliebt, ich habe sie nur benutzt, um... du weißt schon...«
»Das konntest du doch nicht ahnen.«
Er brummte und rieb seine Nase in Duncans Haarschopf, der ihn am Kinn kitzelte.
»Die Liebe kann die Liebe töten.«
Fragend sah ich zu ihm hoch.
»Isaaks Liebe zu Meghan zum Beispiel«, erklärte er.
»Das kann keine Liebe gewesen sein, Liam.«
Er zuckte die Achseln. Duncan fühlte sich durch die Bewegung gestört, quengelte und steckte sich die Faust in den Mund, um laut daran zu saugen.
»Was ist Liebe überhaupt? Ein Drang des Herzens, eine Leidenschaft gegenüber einem anderen Menschen? Wenn sie übersteigert und unvernünftig wird, kann sie einen zu unüberlegten Handlungen treiben, die den anderen verletzen, manchmal sehr tief. Meghan hat doch furchtbar gelitten. Und Isaak...«
Kurz glomm Trauer in seinem Blick auf. Er würde es nicht fertig bringen, von Isaak zu sprechen. Eines Tages
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