Schwerter der Liebe
Kleinen so zu bedrängen, da der quengelte und sich wieder hinlegen wollte. Aber es war nötig, wenn sie ihn nicht verlieren wollten.
Nachdem sie ihn schließlich in Ruhe gelassen hatten, fiel er sofort wieder in einen tiefen Schlaf, der Nicholas beunruhigte. Doch als Valara hereinkam, um nach ihnen zu sehen, wischte sie seine Bedenken beiseite. Schlaf war im Moment das Beste für Gabriel, der genauso müde wie krank war. Er wusste, er war hier in Sicherheit, deshalb konnte er sich ganz entspannt ausruhen.
Valaras Erklärungen waren einleuchtend, und Nicholas dankte ihr dafür. Dennoch verspürte er ein hartnäckiges Schuldgefühl, da er mehr hätte tun müssen, um dem Jungen die nötige Sicherheit zu geben. Jedoch war er sich nicht sicher, ob ihm das in seiner Junggesellenunterkunft überhaupt möglich sein konnte. Es ging um mehr als Sauberkeit, ein Bett und nahrhaftes Essen. Eine wichtige Zutat waren die Ruhe und Fürsorge, die Juliette ebenso beigesteuert hatte wie ihre reizende Gegenwart. Es war richtig von ihm gewesen, den Jungen hierherzubringen. Und es würde alles noch besser, wenn er und Juliette erst einmal verheiratet waren.
Nach einer Weile verließ Valara das Zimmer und kam nicht wieder zurück. Vielleicht wollte sie selbst ebenfalls zu Abend essen, vielleicht fand sie auch, dass Gabriel die Anwesenheit eines Chaperon überflüssig machte. Fakt war, Nicholas und Juliette waren mit einem Mal allein in ihrem Schlafzimmer.
In diesem Moment war ihm noch viel bewusster, dass er sich in der Abgeschiedenheit ihres Schlafzimmers aufhalten wollte. Das Bett, in dem Gabriel jetzt lag, war das Bett, in dem sie sonst schlief, gekleidet in ihr jungfräuliches Nachthemd, zweifellos Weiß auf Weiß bestickt von den Nonnen. Er konnte sich vorstellen, wie sie dort lag, warm und zart und schutzlos, konnte sich ausmalen, was er mit ihr machen würde, wenn er sich zu ihr auf die Matratze legen dürfte. Sie würde wundervoll zärtlich und willfährig sein ...
So willfährig.
Warum hinterließ dieses Versprechen bloß einen so bitteren Nachgeschmack, wenn er doch wusste, es war alles, was er erwarten konnte, und viel mehr, als er verdient hatte? Und warum gelang es ihm nicht, sein Verlangen und diese lasziven Visionen in den Griff zu bekommen, wo doch diese Lady weit über derart körperlichen, wollüstigen Bildern stand?
Als er sich dort setzte, wo sie ihm das Tablett hingestellt hatte, räusperte er sich und fragte: »Haben Sie schon gegessen?«
»Ich kann mich nicht erinnern«, antwortete sie und wirkte so unkonzentriert, als hätte er sie aus irgendwelchen tiefen Gedanken gerissen.
»Das hier reicht mühelos für zwei.« Er nahm ein Brötchen, etwas von dem gebratenen Speck und dem Käse vom Tablett und schob es in ihre Richtung.
»Ich habe eigentlich keinen Hunger.«
»Essen Sie etwas. Oder soll ich Sie wie Gabriel auf den Schoß nehmen und füttern?«
Sie warf ihm einen langen Blick zu, dann nahm sie sich etwas.
Nicholas war froh darüber, auch wenn es bedeuten mochte, dass sie sich lieber nicht von ihm anfassen lassen wollte. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Wenn es Gabriel morgen Abend wieder besser geht, könnten wir unseren nächsten Termin beim Priester doch noch wahrnehmen.«
»Vermutlich ja.«
Sie verzog dabei den Mund ein wenig, doch er war davon überzeugt, ihr schauderte davor, sich wieder einen Vortrag des alten Kirchenmannes anzuhören. Beim letzten Besuch waren die notwendigen Arrangements für die Hochzeit in Angriff genommen worden, doch der Priester war von ihrer gegenseitigen Verbundenheit nicht sonderlich überzeugt und hatte weitere Gebete und Beistand empfohlen. »Sie haben doch nicht Ihre Meinung geändert, oder?«
Sie sah ihn kurz an. »Nein.«
Er hätte sich eine freudigere Antwort gewünscht, konnte aber zufrieden sein, dass die Aussicht, seine Ehefrau zu werden, sie nicht völlig abstieß.
»Dann wäre da noch die Frage nach einem Haus.«
»Ich habe mich umgehört, aber ich frage mich, was Sie davon halten, hier zu leben.«
»Im Haus Ihrer Mutter?«
»Hier ist Platz genug, und ihr würde es ohnehin nicht gefallen, allein zu leben, wenn Paulette und ich erst einmal verheiratet sind.«
»Genug Platz für alle?«
Sie wusste sofort, was er meinte. »Natürlich auch auf die Jungs.«
»Und was wird Ihre Mutter sagen, dass sie mit einem ehemaligen Maitre d´armes und einem Haufen Straßenkinder unter einem Dach leben soll?«
»Sie wird sich daran gewöhnen, wenn erst
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