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Schwerter der Liebe

Titel: Schwerter der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Morgengrauen. Niemand konnte Vorhersagen, was es sein würde, bis sie sehen und hören konnten, was Nicholas tun und sagen würde.
    Die beiden Männer sahen sich in die Augen, von ihrer Statur her waren beide groß und breitschultrig, und sie lieferten sich ein Kräftemessen auf körperlicher und geistiger Ebene. Jeder der beiden war dem anderen in jeder Hinsicht gewachsen, allerdings hatte Nicholas eine Verletzung, die ihm die Farbe aus dem Gesicht weichen ließ. Eine Verletzung, von der Juliette praktisch nichts wusste. Sie konnte es sich allerdings denken, denn sie war dabei gewesen, als sie ihm zugefügt worden war.
    Juliette zitterte am ganzen Leib, während sie Entsetzen und Wut, Verwirrung und Abscheu verspürte. Sie hasste es, sich so sehr am äußersten Rand von Nicholas” Leben als Fechtmeister zu bewegen, dass sie nicht wusste, welchen Grund es für diese unerwartete Konfrontation gab und was sie tun konnte, damit sie sich nicht zu einer tödlichen Auseinandersetzung entwickelte.
    »Kräftig, aber nicht ganz gesund«, stellte Blackford mit klarer, schneidender Stimme fest. »Ich hatte mich gefragt, wie wohl dein Unterricht für unseren barbarischen Freund gelaufen ist und ob du noch genug Kraft hast, um ein Glas zu heben, ganz zu schweigen vom Rocksaum einer ...«
    Abrupt hielt er inne, oder besser gesagt: abrupt wurde er unterbrochen, da eine Orange ihn am Mund traf.
    »Verzeih mir«, sagte Nicholas in einem eiskalten Tonfall. »Ich dachte, du wolltest ein Spiel mit mir spielen.«
    Der Engländer berührte die Stelle, an der seine Lippe vom wuchtigen Aufprall der Orange aufgeplatzt war, und betrachtete das Blut an seinen Fingern. »Das ist kein Spiel, jedenfalls dann nicht, wenn deine Vorwände und Schwächen zum Tod führen können.«
    »Deine Sorge berührt mich von Herzen, doch ich vermag nicht zu erkennen, welchen Grund du dazu hast.«
    Blackford warf ihm einen finsteren Blick zu. »Tatsächlich nicht?«
    »Aber du musst keine Angst haben«, gab Nicholas zurück. »Ich habe kein Interesse an Kunststücken mit Waffen oder Orangen, sondern ich erwarte nur eine an die Lady gerichtete Entschuldigung dafür, dass du sie mit deinem Groll und deinen schlechten Manieren so in Verlegenheit gebracht hast.«
    Ein kurzes, lautes Lachen kam über Blackfords Lippen, dann drehte er sich um und schaute Juliette heiter an. »Oh, nur zu gern, und ich krieche voller Eifer zu Kreuze. Sie war nur im entferntesten Sinne ein Ziel, und sie sollte auch keinen Schaden nehmen.«
    »Ich glaube«, sagte Juliette mit unterschwelligem Zorn, »Sie sind so nutzlos wie Ihre Worte.«
    »Eine gute Erklärung«, meinte der Engländer, der sich seine gute Laune nicht nehmen ließ. »Und es dürfte eine Wahrheit sein, die sich bestätigen lassen sollte, noch bevor dieser Abend vorüber ist.«
    »Wieso?«
    Er beging nicht den Fehler, sie zu fragen, was sie damit meinte, sondern er schüttelte nur den Kopf. »Mir mangelt es an Erklärungen, die Ihnen gefallen würden, ohne Sie zu schockieren. Fragen Sie Ihren Bräutigam.«
    Sie hob trotzig das Kinn, überzeugt davon, dass er sich mindestens jetzt über sie lustig machte, wenn das nicht zuvor sogar auch schon der Fall gewesen war. »Das werde ich machen.«
    »Ausgezeichnet. Vielleicht bekommen Sie sogar einen Antwort, wenn Sie angemessen ernst und aufrichtig sind und sich weigern, sich mit Höflichkeit oder schönen Worten abspeisen zu lassen.«
    Juliette warf einen raschen Blick zu Nicholas, da sie nicht wusste, wie er diese Bemerkungen aufnehmen würde, wenn er den anderen schon so wenig leiden konnte. Er sah Blackford nachdenklich an, und als der Engländer ihrem Blick folgte, verfinsterte sich seine Miene prompt. Im gleichen Moment wurde sich Juliette einer eigenartigen Vertrautheit bewusst, so als hätte sie diesen Moment schon einmal erlebt oder vielleicht auch nur geträumt. Sie wusste, es konnte nicht sein, doch dieser Raum, die beiden Männer und die angespannte Atmosphäre, dazu der Geruch nach Orangen, Würstchen und Brot, nach Kerzenwachs und brennendem Kaminholz — alles das wirkte wie der Teil eines Ortes, der ihr vertraut sein sollte.
    Dieser Eindruck währte nur einen Moment lang, dann war er auch schon wieder vorüber. Sie war sekundenlang etwas irritiert, doch es änderte nichts an dem hartnäckigen Eindruck, Nicholas und Gavin Blackford seien sich trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten und Persönlichkeiten sehr ähnlich. Zweifellos wurde das lediglich dadurch

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