Schwerter der Liebe
formvollendet. Von der Zurschaustellung seiner Manieren ein wenig beruhigt, fuhr sie fort: »Ich bin mir sicher, Sie werden schon bald das nötige Geschick erlangt haben.«
Der Amerikaner verzog das Gesicht und drehte sich so, dass er neben ihr stand, während er die Hände auf dem Rücken verschränkt hielt. »Das glaube ich auch, vorausgesetzt, ich kann mit Pasquale mithalten. Er ist ein Lehrer, der einem alles abverlangt.«
»Tatsächlich?«, murmelte sie, fasziniert von diesem kleinen Einblick in eine so männliche Welt.
»Ich muss es wissen. Und ich fürchte mich vor dem Tag, an dem ich ihn erlebe, wenn er nicht wie heute von dieser gereizten Seite behindert wird.«
»Sicherlich nur eine kleine Verletzung.« Es ärgerte sie, dass dieser Fremde mehr wusste als sie, doch sie wartete mit gelassener Miene darauf, was er auf ihre Bemerkung erwidern würde.
»Allem Anschein nach, ja. Ich bin froh, dass dieser Disput ein friedliches Ende genommen hat. Vor allem, weil er noch gar nicht für ein Duell bereit ist. Aber ist meines Erachtens ein Zeichen von innerer Stärke, wenn man von einem Kampf Abstand nimmt, solange man dazu noch die Möglichkeit hat,«
»Da haben Sie recht.« Ihre Antwort war nur so dahingesagt, da sie im Moment vor allem Erleichterung verspürte, dass er ihre Vermutung bestätigt hatte.
»Und ich war sehr erfreut mit anzusehen, dass ein Mann nicht seine Freunde durchbohren muss, nur weil es einen kleinen Streit gab. Wenn die Ehre bei jeder Meinungsverschiedenheit durch ein Duell befriedigt werden müsste, hätte ein Mann nach kurzer Zeit nur noch Bekanntschaften, aber kein Freunde mehr.«
»Wahre Worte«, sagte sie und war so überrascht, dass sie lächeln musste.
Er reagierte mit einem breiten Grinsen, das seine strahlend weißen Zähne zeigte, die sich von seiner sonnengebräunten Haut abhoben. »Nicht, dass ich immer gleich um jeden Kampf einen Bogen mache, müssen Sie wissen. Mir kommt es nur so vor, dass der typische Geck in New Orleans eine Spur zu empfindlich ist.«
Ihr gefiel der ehrliche Ausdruck in seinen Augen, die so kühl und grau waren wie ein Winterhimmel. Seine ruhige Art war ebenfalls recht ansprechend, auch wenn es ihr so vorkam, als würde er damit nur seine Wachsamkeit überspielen, der nichts vom Geschehen in allen Ecken des Raums entging.
»Sie sagen das, als wären Sie neu in der Stadt, Monsieur.«
»Ich bin schon seit gut einem Monat hier, aber bis vor ein paar Tagen hatte ich mich auf der amerikanischen Seite der Canal Street aufgehalten.«
»Ich verstehe. Und nun?«
»Nun habe ich das Verandah Hotel verlassen und bin umgezogen in eine ... Pension, glaube ich, ist die richtige Bezeichnung? Auf jeden Fall ist es mehr eine Pension als ein Hotel. Mir hat die Gesellschaft dort durchaus zugesagt, aber es war nicht das, was ich brauche.«
Nicholas war auf dem Rückweg mit den Weingläsern von einem Gentleman mit einem enormen Backenbart und einem dicken Bauch aufgehalten worden, der sich über die doppelte Länge der Kette seiner Taschenuhr von Westentasche zu Westentasche erstreckte. Anstatt ohne Nicholas schon mit dem Essen zu beginnen, wandte sich Juliette wieder dem Mann neben ihr zu. »Dann werden Sie also noch gar nicht so lange von Nicholas unterrichtet.«
»Ganz genau. Ich wünschte, ich hätte früher damit anlangen können, aber ich wollte Gewissheit haben, dass ich den richtigen Lehrer bekomme.«
»Haben Sie speziell nach ihm gesucht?«
Wieder lächelte Kerr Wallace flüchtig. »Ich habe nach dem Besten gesucht, und ich habe ihn gefunden.«
»Ich glaube, beim letzten Turnier der Fechtmeister hat er sehr gut abgeschnitten.«
»Meine Informanten sagen, er hätte sogar gewonnen, doch die Sicherheit eines jungen Freundes war ihm wichtiger. Aber mir geht es nicht nur um das technische Geschick, ich wollte auch den ehrbarsten Mann, den ich finden konnte.«
»Wie kommt das?«
»Eine Laune, wenn Sie so wollen«, meinte er und zuckte mit den Schultern. »Die Details der Kampfkunst sind zwar wichtig, aber für mich zählt die Etikette noch mehr. Wenn ich das Gelernte anwende, möchte ich mir sicher sein, dass alles gerecht abläuft.«
Er dachte an irgendetwas Bestimmtes, davon war sie überzeugt, als sie ihn reden hörte. Doch es wäre anmaßend gewesen, ihn darauf anzusprechen. »Ich habe keinen Zweifel, dass Monsieur Pasquale in der Lage ist, Sie in dieser Hinsicht gut auszubilden.«
»Ganz meine Meinung. Man muss sich doch nur ansehen, was diese
Weitere Kostenlose Bücher