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Schwerter der Liebe

Titel: Schwerter der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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begab sie sich zum Betschemel am Fuße ihres Bettes, kniete nieder und schloss die Augen, um für Nicholas zu beten. Dann benutzte sie das kalte Badewasser vom Abend zuvor, um sich zu waschen, und läutete nach Valara, damit die ihr beim Ankleiden behilflich war.
    Juliette musste sich mit irgendetwas beschäftigen, damit sie nicht immer wieder zu grübeln begann. Als sie in die Küche kam, fragte sie daher als Erstes nach den Straßenjungs. Sie erfuhr, dass Squirrel zwar bereits früh aufgebrochen war, doch die anderen hatten alle erst noch gefrühstückt, bevor sie aus dem Haus gingen. Gabriel hatte versucht, sie zu begleiten, war aber - unter großen Anstrengungen - davon abgehalten worden. Es war Valaras Entscheidung gewesen, weshalb Gabriel nun mit ihr nichts mehr zu tun haben wollte. Ausgerechnet bei Paulette im Zimmer hatte er es sich bequem gemacht, die ihn in ihren Armen hielt, während sie ihm die Geschichte von einem Alligator und einem Hasen erzählte. Juliette kannte die Geschichte, denn Valara hatte sie ihnen beiden oft erzählt, als sie noch Kinder waren. Weder ihre Schwester noch der Junge schauten auf, als sie an der Tür stehen blieb. Schließlich ging sie weiter, weil sie sie nicht stören wollte. Wenn es für Paulette ein Trost war, Gabriel auf dem Schoß zu halten, solange sie nicht wusste, was mit Monsieur Daspit war, dann sollte es Juliette recht sein.
    Und wenn Paulette nach der gemeinsamen Flussüberquerung etwas mehr um den Jungen besorgt war — umso besser.
    Solange ihre Schwester beschäftigt war, gab es eine andere Sache, um die sich Juliette kümmern konnte. Eigentlich hatte sie es hinausschieben wollen, bis sie mit Nicholas gesprochen und sich mit ihm auf eine Vorgehensweise geeinigt hatte. Doch am letzten Abend war keine Gelegenheit dafür gewesen, und jetzt erschien es am sinnvollsten, die Zeit zu nutzen, die sie ohnehin irgendwie totschlagen musste.
    Ihre Mutter war noch im Bett und genoss ihre Tasse Schokolade, die sie einem Kaffee vorzog. Sie saß da, eine Reihe von Kissen in weißen Leinenbezügen mit Spitzenbesatz im Rücken, die Augen geschlossen, neben sich ein Tablett mit der Kanne Schokolade und Tassen aus feinem Porzellan. Über die Schultern hatte sie eine Decke gelegt, und sie trug ihre bevorzugte Nachtmütze aus Leinen und Spitze.
    Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen in den Innenhof, die den Raum mit hellem Winterlicht erfüllten. Juliette musterte ihre Mutter und versuchte, ihre Stimmung zu erahnen. Stattdessen sah sie eine alternde Frau mit aufgedunsenem Gesicht, die Haut wie Krepp, dazu Falten, die zu beiden Seiten ihres Mundes tiefe Furchen bildeten. Bei ihrem Anblick empfand Juliette Mitgefühl und Liebe für sie, und einen Moment lang fragte sie sich, ob Mutter wohl ihren Vater wirklich geliebt hatte, oder ob es zwischen ihnen nur wenig mehr als Pflichtgefühl und zarte Verliebtheit gegeben hatte. Sie wusste, die Ehe der beiden war arrangiert worden, dennoch waren mehrere Kinder aus der Beziehung hervorgegangen. Sie hoffte, dass da mehr gewesen war.
    >>Maman ? «
    Ihre Mutter regte sich und schlug die Augen auf. »Juliette, gerade habe ich daran gedacht, wie du noch ein kleines Mädchen warst. Du hast so süß ausgesehen in deinem Kommunionskleid und mit dem Blumenkranz in deinem Haar. So ein reines und kostbares Kind, und immer so ehrfurchtsvoll. Und jetzt ...«
    »Jetzt bin ich eine verheiratete Frau, Maman«, sagte sie rasch, um nicht noch mehr sentimentale Erinnerungen heraufzubeschwören. »Ich würde dich für nichts in der Welt stören wollen, aber ich muss dich wegen der Truhe sprechen.«
    »Du findest vermutlich, dass ich sie dir übergeben sollte, nachdem du jetzt verheiratet bist.« Der Tonfall ihrer Mutter machte ihre Verärgerung deutlich, ihr Gesichtsausdruck war gequält. »Ich habe auch darüber nachgedacht, und ich muss dir sagen, ich kann diese Hals über Kopf vollzogene Trauung nicht als einen richtigen Bund der Ehe betrachten. Nur wenn vor einem Priester die Gelübde gesprochen worden sind, und wenn das Heilige Sakrament ...«
    »Hör mir bitte zu. Du wirst es zwar für eine verwerfliche Handlung halten, und ich kann dich nur inständig um Verzeihung bitten. Aber ich muss dir sagen, dass ich mir die Freiheit genommen habe, einen Blick in die Truhe zu werfen.«
    » Chere! Sag mir, dass das nicht wahr ist!«
    »Doch, es ist wahr. Es war mein gutes Recht, auch wenn du mir den Schlüssel noch nicht übergeben hast. Du hast die Truhe am Tag deiner

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