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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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zurückhaltend elegante Kleid – blaugrau war die eine gekleidet, rostrot die andere – machten deutlich, daß sie im Rat der Reifinsel hohe Ämter bekleiden mußten.

VIII. Reifinsel
Rime Isle (1977)
    Fafhrd und der Graue Mausling überwachten das Festmachen der Seefalke und Treibgut an Bug und Heck; dicke Leinen wurden um große Holzpoller gelegt. Dann sprangen die Helden geschmeidig an Land; wenn sie auch unsäglich erschöpft waren, wußten sie doch, daß sie sich als Kapitäne auf keinen Fall etwas anmerken lassen durften. Sie gingen aufeinander zu, umarmten sich und wandten sich dann der Menge der Reifinselbewohner zu, die die dramatische Ankunft der beiden Schiffe beobachtet hatte. Die Einheimischen standen im Halbkreis um die lange Pier, an der die böse zugerichteten und salzverkrusteten Schiffe nun festgemacht hatten.
    Hinter der Menge erhoben sich die Häuser Salzhavens – klein, geduckt, an die Erde geschmiegt, wie es zu dieser nördlichsten aller Klimazonen paßte. Sie zeigten ein verwittertes Blau und Grün und ein Violett, das beinahe grau war, mit Ausnahme der Gebäude im umliegenden Viertel, die ziemlich heruntergekommen wirkten und zornig rot und kränklich gelb schimmerten.
    Hinter Salzhaven erstreckte sich das flache, gewellte Land, graugrün von Moos und Heidekraut, bis an die grauweiße Mauer eines mächtigen Gletschers. Das Eis umgab wie ein Panzer die steilen Hänge eines aktiven Vulkans, dessen Ausbruch im vollen Gange war, wenn auch der rote Schimmer der Lava und die schwarze Masse des flammendurchzogenen Rauchs nachgelassen hatten, seit die Freunde den Berg zum erstenmal erblickt hatten.
    Vorn in der Menge standen große, stämmige Männer mit unbeweglichen Gesichtern. Sie trugen Stiefel und Hosen und Jacken wie Fischer. Die meisten hielten lange Stäbe so in den Händen, als wüßten sie damit gut zu kämpfen. Neugierig, doch zugleich zurückhaltend beäugten sie die beiden Neuankömmlinge und ihre Schiffe – das Boot des Mauslings breit und behäbig, das Handelsschiff Treibgut mit seiner kleinen Mingol-Mannschaft und einer Horde disziplinierter Diebe (was für sich gesehen schon ein Wunder war); dahinter Fafhrds schmalere Galeere Seefalke mit ihrem Kontingent gezähmter Berserker (wenn man sich so etwas vorstellen kann). Auf der Pier nahe den Pollern, an denen die Schiffe festgemacht worden waren, standen Fafhrds Korporal Skor, des Mauslings Adjutant Pshawri und zwei weitere Besatzungsmitglieder.
    Die Ruhe und Zurückhaltung der Menge verwirrten den Mausling und Fafhrd und begannen sie sogar ein wenig zu ärgern. Sie hatten eine weite Seereise hinter sich und waren dabei unvorstellbaren Gefahren entronnen, um sich dafür einzusetzen, daß die Reifinsel vor einer schrecklichen Invasion wilder Meeres-Mingols geschützt wurde, die es auf die Eroberung der Welt abgesehen hatten – doch nirgendwo zeigte sich Freude, sie wurden lediglich mit sturen Mienen und abschätzenden Blicken bedacht. Die Leute hätten jubeln und tanzen sollen – außerdem fehlte das hiesige Äquivalent zu jungen Mädchen, die Blumen streuten! Gewiß, die beiden dampfenden Kessel, die einer der Männer an einem Schulterjoch herbeitrug, schienen ein wärmeres Willkommen anzudeuten; doch noch hatte man ihnen nichts angeboten!
    Das köstliche Aroma des Fisch-Suds drang nun auch in die Nasen der Seeleute, die in Posen äußerster Erschöpfung und Niedergeschlagenheit auf den Decks der Schiffe herumlümmelten – waren sie doch mindestens halb so verausgabt wie ihre Kapitäne und sahen keinen Anlaß, ihren Zustand zu verhehlen. Ihre Gesichter hellten sich auf, ihre Kinnbacken bewegten sich voller Vorfreude. Hinter ihnen erstreckte sich der sonnenbeschienene schmale Hafen, der kürzlich noch unter einem gewaltigen schwarzen Himmel gelegen hatte, angefüllt mit kleinen Schiffen, vorwiegend örtliche Schifferboote in der lieblichen Form von Tümmlern, doch in unmittelbarer Nähe gab es auch einige Schiffe, die sichtlich von weither kamen, einschließlich einer kleinen Kaufmannsgaleere aus den Ländern des Ostens und (erstaunlich!) einer keshitischen Dschunke und ein paar bescheidenen, aber fremdartigen Booten, die beunruhigenderweise so aussahen, als stammten sie aus Meeren, die nicht mehr zu Nehwon gehörten. Außerdem waren da und dort in der Menge Seeleute aus fernen Häfen zu sehen, die zwischen den großen Reifinselbewohnern hindurchblickten.
    Der Einheimische, der den beiden Freunden am nächsten gestanden hatte, kam

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