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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Messina die vor Mordlust pochenden Adern an den Schläfen hervor. Nur mühsam beherrscht ballte er die Hände zu Fäusten, um den ungebändigten Zorn in Zaum zu halten. Der geplante Aufbruch von Sizilien hatte sich aufgrund einer neuen Sturmfront im Osten um einige Tage verschoben. Und so hatte der junge König mit ansehen müssen, wie die abscheuliche Exgemahlin seines Vaters – Aliénor von Aquitanien – dem wortbrüchigen Löwenherz die Braut zugeführt hatte, die seiner Schwester Alys den Rang streitig gemacht hatte. »Diese elendige Teufelin!« Schon als Knabe hatte er nichts als abgrundtiefe Verachtung für die leichtlebige Herzogin von Aquitanien empfunden, die seinen Vater bereits dreizehn Jahre vor Philipps Geburt mit dem damaligen Grafen von Anjou und späteren König Henry II von England betrogen hatte. »Irgendwann wird Richard dafür bezahlen«, versuchte sein Berater und Freund, der Herzog von Burgund, ihn zu beschwichtigen.
    »Irgendwann, irgendwann«, brauste Philipp auf und stieß den mit erkalteten Speisen gefüllten Teller missmutig von sich. »Nicht nur, dass er mich wie einen Knaben behandelt«, knurrte er. »Er hält mich auch noch für dumm!« Am liebsten hätte er auf der Stelle alle Eide gelöst und wäre nach Frankreich zurückgesegelt, um dem verräterischen Löwenherz zu zeigen, was er von seiner Auffassung von Ehre hielt. Alleine wenn er an die vielen – durch das für den Kreuzzug ausgehobene Aufgebot an Männern – ungeschützten Burgen und Baronien dachte, die in der Heimat nur darauf warteten, von ihm erobert zu werden, kam ihm die Galle hoch, da er hier seine Zeit vertrödelte. Allerdings hatte er der Kirche und dem Papst gegenüber eine Verpflichtung auf sich genommen, die er nicht einfach ignorieren konnte. Immerhin war er auf die Unterstützung aus Rom angewiesen. »Sobald sich dieser verfluchte Sturm legt, lichten wir Anker«, schimpfte er bärbeißig und machte Anstalten, sich zurückzuziehen.
     
     
    Vor den Stadttoren Akkons, März 1191
     
    »Ihr habt mir überhaupt nichts zu befehlen!«, fauchte Fulko von Filnek den beleibten Herzog von Österreich an, der sich mit einer Gefolgschaft von zwei Dutzend Rittern vor dem blonden Kämpen aufgebaut hatte, um diesen davon in Kenntnis zu setzen, dass er seinen Zeltplatz zu räumen und an einen Teil des österreichischen Kontingents abzutreten hatte. Die Schultern des stämmigen deutschen Ritters strafften sich, und das von einem kurzen Bart bedeckte Kinn schob sich kampfeslustig nach vorn. Die klaren, blaugrünen Augen funkelten den beleibten Österreicher erbost an, als dieser seinen Männern mit einem Blick bedeutete, ihn einzukreisen. »Der Einzige, auf dessen Weisung ich handle, ist der Herzog von Franken!«, knurrte Fulko. Während sich die beiden Kreuzfahrer streitsüchtig in die Augen starrten, konnte der Deutsche nicht umhin, den Gestank der vor einigen Wochen neu vor Akkon eingetroffenen Schweine zu bemerken, der von dem starken Westwind von den Pferchen nahe der Küste zu ihnen getragen wurde. Wie ähnlich die feisten Tiere Leopold von Österreich waren!, fuhr es ihm durch den Kopf, als er den Blick der feindselig zusammengekniffenen Äuglein mit einem leisen Schnauben erwiderte.
    »Das ist einer der besten Lagerplätze«, murrte einer der Männer des Herzogs und ließ neidisch den Blick über Fulkos im Schatten von Palmen gelegenes Zelt wandern. »Es gibt keinen Grund, warum Ihr ihn beinahe für Euch allein haben solltet!« Leopold nickte zustimmend und gab – den derben Fluch seines Gegenübers ignorierend – Zeichen, die Pflöcke, mit denen die Unterkunft des fränkischen Ritters im Boden verankert war, zu lösen und diesen an die von ihm vorgesehene Stelle im Herzen des übel riechenden Krankenviertels umzuziehen. Aufbrausend legte Fulko dem ersten der Männer, die sich an den kurzen Holzpfählen zu schaffen machten, die Hand auf die Schulter und zog ihn wenig sanft zurück. »Rührt es an, und Ihr werdet es bereuen«, warnte er und schloss die Finger um den Knauf seines Schwertes. Bevor er die Waffe jedoch aus der Scheide befreien konnte, hatte der Herzog von Österreich mit für seine Beleibtheit überraschender Behändigkeit die eigene Klinge gebleckt, um sie dem Anderen auf die Brust zu setzen. »Ihr solltet Euch gut überlegen, was Ihr tut«, drohte er und nickte seinen Männern zu. Diese bauten daraufhin in Windeseile das Zelt ab und warfen es achtlos auf einen Haufen. Einige lähmende Herzschläge lang

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