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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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hoffe, sie ist es wert«, höhnte Essex und spannte die Muskeln.
     
     
    Ein Stadtpalast in Messina, März 1191
     
    »Ich muss dich sprechen.« Die eindringliche, volltönende Stimme seiner Mutter duldete keinen Widerspruch. Daher erhob sich Richard Löwenherz, dessen Magen von den unzähligen Speisen, welche die Einwohner von Messina der Gesellschaft mehr oder weniger willig zur Verfügung gestellt hatten, schmerzte, und folgte Aliénor von Aquitanien in eine kleine, von einem Feuer und mehreren Fackeln erleuchtete Kammer. Eigentlich hatte er – nun da die meisten seiner Gäste betrunken zu ihren Unterkünften gewankt waren – noch einige Stunden Schlaf stehlen wollen, bevor er sich um seine früh zu Bett gegangene Braut kümmerte. Doch daraus würde wohl nichts werden. Er seufzte ergeben und bot seiner Mutter einen hochlehnigen Stuhl an, bevor er sich selbst auf eine der vielen Sitzgelegenheiten sinken ließ. Dem trotz ihres hohen Alters immer noch feinen Gesicht der alten Dame sah man die Entbehrungen der letzten Wochen deutlich an. Unter den dunkelgrauen Augen lagen tiefe Schatten, und auch das von einer kecken Kopfbedeckung nur halb verborgene Haar wirkte müde und glanzlos. Nervös drehte sie mit den Fingern ihrer Rechten an den prunkvollen Ringen, die ihre arthritisgeplagten Hände noch geschwollener erscheinen ließen als für gewöhnlich, und holte tief Atem.
    »Was beschäftigt dich?«, fragte Löwenherz ehrlich neugierig. Denn es war selbst für die lebenslustige Herzogin von Aquitanien ungewöhnlich, so lange bei einer Feier auszuharren. »Es geht um Berengaria«, informierte sie ihn, während sie abwesend die aufgedunsenen Hände massierte. »Ich möchte nicht, dass du sie bereits vor der Hochzeit vor den Kopf stößt.« Erstaunt hob Richard den Blick, den er zu einem mit Holzintarsien verzierten Schränkchen hatte wandern lassen, und zog die Brauen in die Höhe. »Du teilst dein Bett schon wieder mit einem Mann!«, stieß sie anklagend hervor, als er nichts erwiderte. »Wenn sie das erfährt …« Richard schnaubte verächtlich. »Mutter.« Er erhob sich und baute sich zu seiner vollen Größe auf. »Die Heirat mit Berengaria ist eine rein politische Angelegenheit.« Sie nickte. »Wenn sie mir einen Thronfolger schenkt, wunderbar.« Mit gerunzelter Stirn blickte er auf Aliénor hinab. »Aber was ich in meinem Schlafgemach treibe, geht weder dich noch meine Gemahlin etwas an!« Nur mühsam unterdrückter Ärger stahl sich auf die erschöpften Züge der alten Königinmutter, als sie die Worte ihres Sohnes verarbeitete. »Es wird das Beste sein, wenn du nach England zurück segelst, um dich dort um die Regierungsgeschäfte zu kümmern«, setzte Richard schneidend hinzu. »Ich denke, es ist wichtiger, meinem Bruder John auf die Finger zu sehen, als sich um mein Liebesleben zu sorgen.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, erhob er sich und signalisierte ihr, dass sie entlassen war. Was zu viel war, war zu viel! Viel zu lange hatte er zugelassen, dass sie sich in diese Angelegenheiten einmischte! Solange sie ihm die Mühe abgenommen hatte, Bettgefährtinnen auszuwählen, hatte er ihr Engagement durchaus geschätzt. Aber wenn sie glaubte, sie könne ihm mit dieser Heirat Fesseln anlegen, dann täuschte sie sich gewaltig! Mit einem resignierten Seufzen warf er sich einen langen Umhang um die Schultern und trat durch die von seinen Männern bewachte Tür ins Freie. Kaum war er einige Schritte gegangen, als er nicht weit von seinem Palast entfernt die Geräusche eines Kampfes vernahm. Über dem metallischen Klirren von aufeinanderprallenden Klingen lagen die schrillen Angstschreie einer Frau. Was ging da vor? Ohne an die Gefahren zu denken, die hinter jeder Ecke auf ihn lauern konnten, warf er den Mantel über den Arm und eilte in Richtung des Tumultes davon. Was er erblickte, als er den Ort des Geschehens erreichte, ließ ihm vor Zorn den Atem stocken.
    »Wenn Ihr ihn tötet, landet Ihr am Galgen, Essex!«, durchschnitt die tiefe Stimme des Königs die kühle Morgenluft, und die Hand des Earls, die soeben den tödlichen Stoß ausführen wollte, verharrte kurz vor Harolds Kehle. »Sire!« Mit einem Aufschrei löste sich Catherines Gestalt von der Mauer, zu der sie zurückgewichen war, nachdem Essex sie mit einem brutalen Schlag davon abgehalten hatte, dem Knaben zur Hilfe zu eilen. Erleichtert aufschluchzend warf sie sich vor Löwenherz auf die Knie und flehte: »Er will ihn umbringen!« Mit einem beruhigenden

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