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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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bildeten einen bizarren Kontrast zu den Kreuzrittern, die ihnen mit zum Teil unverhohlener Lüsternheit hinterhergafften, und sich keine Mühe gaben, ihre Gedanken zu verbergen. Da der Weg zu einem der Gotteshäuser an Harold vorbeiführte, erblickte er Catherine de Ferrers in dem Moment, in dem sie aus dem für die zukünftige Königin und ihren Hofstaat reservierten palastartigen Stadthaus trat, um sich dem Zug der zur Andacht Strömenden anzuschließen. Als er ihre Gestalt am Ende der Gasse auftauchen sah, stockte ihm vor Freude beinahe der Atem. Doch bevor er sich ein Herz nehmen und sich bemerkbar machen konnte, ließ ihn eine Bewegung in ihrem Rücken innehalten. Zu seinem grenzenlosen Entsetzten musste er mit ansehen, wie sich sein Dienstherr, der offenbar im Schatten des Eingangs gelauert hatte, hinter das Mädchen stahl, sich an ihr vorbeidrängte und sie mit seinem massigen Körper von ihren ahnungslosen Begleiterinnen trennte.
    »So sieht man sich wieder«, klang seine von Wein und Met schwere Stimme an Harolds Ohr. Und bevor die junge Frau reagieren konnte, legte der Ritter den Arm um ihre Schulter und zwang sie mit eisernem Griff in einen Durchgang, der in einen abseits gelegenen Garten führte. »Lasst mich in Ruhe!«, flehte Catherine, aus deren ohnehin bleichem Gesicht alle Farbe gewichen war. Verzweifelt versuchte sie, sich gegen ihren Bedränger zur Wehr zu setzen. Ihre Augen waren weit vor Furcht, und die Hand, die sie gegen den breiten Brustkorb des Ritters stemmte, zitterte heftig. »Hat mein Vater Euch nicht gesagt, Ihr sollt Euch von mir fernhalten?« Angst und Zorn ließen ihre Stimme dünn und belegt klingen, und alles, was sie mit dieser Frage erreichte, war, dass Essex ein freudloses Lachen von sich gab. »Macht Euch nichts vor«, erwiderte er verächtlich und beugte sich hinab, um ihr einen brutalen Kuss auf die Lippen zu drücken. »Er kann Euch nicht schützen.« Mit einer heftigen Bewegung riss er Catherine den dunkelgrünen Mantel herunter und begann, sich die Schnürung ihres Bliauds vorzunehmen. Bevor Harold sich darüber im Klaren war, was für Folgen sein Tun haben könnte, rannte er auf das ungleiche Paar zu und stieß atemlos hervor: »Lasst sie los!« Wie von einem Skorpion gestochen wirbelte Essex herum, starrte dem vor Entkräftung und Aufregung aschfahlen Knaben in die blauen Augen und lockerte die Finger, die Catherines Arm umfingen, um drohend die Hand auf den Schwertknauf zu legen.
    »Wenn du nicht auf der Stelle verschwindest«, stieß er durch aufeinandergebissene Zähne hervor, »dann wirst du den Tag verfluchen, an dem deine Mutter dir dein wertloses Leben geschenkt hat!« In die kalten Augen des Adeligen trat ein Ausdruck, der Harold das Blut in den Adern gefrieren ließ. Die von seiner raubvogelartigen Nase zu den aufeinandergepressten Lippen laufenden Furchen vertieften sich wie mit einem Messer gezogen. Mächtige Oberarmmuskeln drohten, das Surkot des Hünen zu sprengen, als er den beinernen Schwertgriff umklammerte. Am ganzen Körper bebend, griff auch Harold nach der Waffe und trat seinem Herrn mit trotziger Miene entgegen. »Ihr werdet sie gehen lassen«, krächzte er heiser. Er erkannte kaum seine eigene Stimme wieder. Mit einem hässlichen Fluch ließ Essex das Mädchen fahren, zog das Schwert und machte einen drohenden Schritt auf Harold zu. »Das war der größte Fehler deines Lebens, Bursche«, knurrte er und griff den Jungen mit einer durch Wut und Wein tückisch gemachten Kombination aus Hieben an, die dieser nur mit allergrößter Mühe parieren konnte. Erschrocken über die Macht des Angriffes und den Hass, der in den Augen seines Gegners glomm, wich Harold hastig zurück, bis er die Dornen der Rosenbüsche in seinem Rücken spürte. Kaum hatte er die immer schwerer werdende Waffe mit verzweifelter Hast hochgerissen, um den zum Kopf geführten Angriff zu parieren, als er seinen Fehler erkannt. Doch es war bereits zu spät. Während sein Schwert noch in der Luft zu schweben schien, spürte er die Klinge eines Dolches auf seinem Bauch. Als er den entsetzten Blick zu den zusammengekniffenen Augen des Größeren hob, sah er, wie sich der schmale Mund zu einem grausamen Lächeln verzog. Wie gelähmt vor Schreck ließ Harold die eigene Waffe fallen und flehte wortlos um sein Leben, als die Spitze des Stiletts seine Vorderseite hinaufwanderte, den Stoff seines Surkots aufschlitzte und schließlich mit furchtbarer Kälte an seiner Kehle zum Ruhen kam. »Ich

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