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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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untersuchen. »Das Körbchen, die Decke«, murmelte er, bevor er sich schließlich ein weiteres Mal aufrichtete und Curd streng musterte.
    »Und Ihr wollt ein von Stauffen sein?« Der junge Mann nickte geduldig. »Warum stoßt Ihr dann erst jetzt zu uns?«, fragte einer der Umstehenden skeptisch. Aber bevor der Angesprochene seine Neugier befriedigen konnte, ließ sich Arnfried von Hilgartsberg vernehmen, den der Aufruhr aus seinem angrenzenden Zelt gelockt hatte. Zwar hatte er sich inzwischen leidlich von dem Fieber erholt, doch die Wangen mit den hohen Wangenknochen wirkten immer noch eingefallen und hohl. »Das ist er auch«, bestätigte er die erste Frage, nachdem er einen Blick auf den Siegelring geworfen hatte, den Curd am Finger trug. Mit einem versonnenen Nicken studierte er den silbernen Elefanten, der auf dem roten Grund des Rubins trompetend den Rüssel in die Höhe streckte, als wolle er das Geburtsrecht des Templers weithin verkünden. »Und ich kenne sogar seinen Stammsitz.« Erstaunt hob Curd die Brauen, da ihm selbst der bayerische Ritter unbekannt war. »Diese Farben gehören einem Edlen, der ganz in der Nähe meiner eigenen Festung ansässig ist«, beharrte Arnfried, dessen Blick ruhig auf Fulko lag, der seinen Worten gebannt folgte. »Dessen Bruder«, er wies auf Curd, »also sein Vater, ist vor beinahe fünfundzwanzig Jahren aufgebrochen, um sein Glück im Heiligen Land zu suchen.« Er hielt einen Moment inne, um die Worte wirken zu lassen. »Er hat immer wieder von ihm gesprochen.« Fulko runzelte die Stirn. »Und Ihr seid sicher, dass Ihr das Wappen erkennt?«, fragte er Arnfried mit noch nicht völlig beigelegtem Zweifel, woraufhin dieser erneut nickte. »Falls Euch das noch nicht genügt, meine Mutter war die Tochter Balians von Ibelin«, ergänzte Curd, was einigen der älteren Anwesenden ein bewunderndes Raunen entlockte – war sie doch in ihrer Jugend eine weithin gerühmte Schönheit gewesen. Einen langen Moment herrschte ein beinahe peinliches Schweigen, über dem das entfernte Donnern der Geschosse an Lautstärke zu gewinnen schien. Doch dann trat Fulko von Filnek auf Rahel zu und schloss seine verloren geglaubte Nichte mit Freudentränen in den Augen in die Arme. »Verzeiht mir«, bat er mit belegter Stimme. »Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, dass ein Teil der Familie das Gemetzel überlebt hat.«
     
     
    Zypern, Lemesos, 10. Mai 1191
     
    »Ihr dachtet doch nicht im Ernst, dass mich Eure lächerlichen Hafenbarrikaden aufhalten könnten?!«, herrschte Richard Löwenherz den vor ihm knienden, blutüberströmten Isaak Komnenos an, dessen Nase in einem bizarren Winkel aus dem bärtigen Gesicht stak. Zu lange hatte der Grieche damit gezögert, sich und seine Familie auf einer der Festungen im Gebirge in Sicherheit zu bringen. Und so war sein kleines Häuflein byzantinischer Kämpfer von dem wutschnaubenden Löwenherz überrannt worden, als handle es sich um eine Ansammlung von Strohpuppen. Hinter ihm lagen weitere einhundertundfünfzig Gefangene auf den harten Bodenquadern der Festung auf den Knien und verfolgten die Bewegungen ihres Bezwingers mit angstvollen Blicken. Einzig der Tatsache, dass sie geistesgegenwärtig genug gewesen waren, sich dem Sturm der englischen Kreuzfahrer zu ergeben, verdankten sie ihr Leben, das allerdings im Bruchteil eines Augenblickes ausgeblasen werden konnte wie eine Flamme im Wind. Sollte der Jähzorn des englischen Königs die Oberhand gewinnen, dann konnte sie nicht einmal das fürstlichste Lösegeld vor dem Tod durch den Strang retten. Mit schweren Schritten stampfte Löwenherz vor dem entmachteten Kaiser auf und ab und bedachte ihn mit wenig schmeichelhaften Worten.

    *******

    Am Rande der Versammlung hielt der Chronist Richard of Devizes einen winzigen Augenblick inne, bevor er den Federkiel erneut über das helle Pergament in seinem Schoß tanzen ließ, und vor lauter Freude über die kraftvolle Szene, die sich ihm darbot, die trockenen Lippen benetzte. Als der Strich verblasste, tauchte er das angespitzte Ende erneut in die pechschwarze Tinte und fuhr mit klopfendem Herzen mit dem Bericht der Ereignisse fort:
     
    » Der König, in seiner Rüstung, sprang als erster vom Schiff und schlug den ersten Schwertstreich, aber bevor er den zweiten schlagen konnte, waren Dreitausend auf seiner Seite und schlugen sich mit ihm. Schnell hatten sie das Holz im Hafen weggeräumt. Die kräftigen Männer eilten nach oben in die Stadt und waren nicht sanfter als

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