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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Richards Hilfe endlich gelänge, Zypern einzunehmen, dann wäre unsere Position erheblich gestärkt«, brummte der untersetzte Arnauld de Blois, einer der höhergestellten Tempelritter, als er zu Guy an die Reling trat. Wie so viele seiner Ordensbrüder nahm er das vorgeschriebene Gelübde der Armut nicht sonderlich ernst, und sein von Goldfäden durchwirktes Seiden surkot stellte selbst die Kleidung des ehemaligen Königs von Jerusalem in den Schatten. Mit einem bitteren Lächeln fragte sich Guy de Lusignan, wie viele geraubte Schätze wohl in den Festungen des Ordens gehortet wurden. Als spüre er die abfälligen Gedanken des anderen, wandte Arnauld sich zu seinem Nachbarn um und runzelte die starken Brauen.
    »Wenn wir dieses verdammte Zypern endlich in der Gewalt hätten«, zischte er missfällig, »dann wäre die Rückeroberung der auf dem Festland verlorenen Gebiete beinahe garantiert.« Ohne auf eine Antwort zu warten, lenkte er den Blick zurück auf die Weite des Meeres, um den milchigen Horizont nach den feindlichen Segeln der gefürchteten Korsaren abzusuchen. Die aus Afrika stammenden Piraten, die diesen Teil der See verseuchten, waren für ihre Grausamkeit berüchtigt, da sie – ohne Rücksicht auf den Glauben der Überfallenen – ihre Gefangenen entweder sofort abschlachteten oder auf den Sklavenmärkten in Kairo, Tunis oder Algier zu Geld machten. Nicht wenige der Kreuzfahrer hatten Angehörige verloren, deren Schiffe auf der Überfahrt von Italien oder Griechenland spurlos verschwunden waren. »Ach, wisst Ihr«, seufzte Guy nach einigen Augenblicken des Schweigens müde. »Mir reicht es schon, wenn Löwenherz sich gegen diese französische Missgeburt stellt.« Die Erinnerung an die herablassende Behandlung, die Philipp von Frankreich ihm hatte angedeihen lassen, brachte sein Blut immer noch in Wallung. Bevor er seine Hoffnungen jedoch weiter ausführen konnte, wurde er von einem Bariton unterbrochen, der dröhnend über Deck scholl. »Seht doch nur!«, rief einer der Barone an Bord aus und deutete Richtung Westen, wo sich die Umrisslinie der von den Kreuzfahrern angesteuerten Insel inzwischen zu einem klaren Profil verdichtet hatte. »Es scheint, als kämen wir gerade rechtzeitig.« An mehreren Stellen des Küstenstreifens stiegen mächtige Rauchwolken gen Himmel, die darauf schließen ließen, dass die englische Streitmacht die Insel bereits erreicht hatte.
     
     
    Vor den Stadttoren Akkons, Mai 1191
     
    »Ich hatte schon befürchtet, ich würde diesen Moment niemals erleben dürfen«, seufzte Curd von Stauffen, als er Rahel mit vor Erregung bebenden Fingern aus dem aufwendig geschnürten Obergewand half. Raschelnd fiel der fließende Stoff zu Boden und türmte sich zu einem kleinen Häufchen, das ihre schlanken Fesseln umschmeichelte. Das Licht der beiden, in bronzenen Haltern steckenden Fackeln malte Zerrbilder ihrer Schatten auf die Leinwand der einfachen Behausung, die trotz einer gründlichen Reinigung immer noch leicht nach Fäulnis und Verwesung roch. Nach einer hastigen und unzeremoniösen Trauung durch einen der vielen vor Ort anwesenden Ordensbrüder hatten sich die beiden frisch Vermählten unter den anzüglichen Blicken der anderen Männer in die Unterkunft zurückgezogen, die Curd vom Herzog von Österreich erstanden hatte, und den Eingang fest zugezurrt. Der aus dem Norden des Lagers herbeigerufene Meister des Templerordens hatte vor der Zeremonie mit einem grimmigen Ausdruck auf dem Gesicht den Eid des jungen Ritters gelöst, seine Dienste als Söldner jedoch ohne Zögern angenommen. Eine nicht unbeträchtliche Summe Geldes hatte den Besitzer gewechselt, und am folgenden Tag würde das Paar trotz der Anstößigkeit der Gegenwart einer Dame den Lagerplatz wechseln und in den stark bewachten inneren Ring der Bruderschaft umziehen.
    Rahel erschauerte, als die rauen Fingerkuppen ihres Gemahls die empfindliche Haut ihres Ausschnittes berührten und die Linie ihrer Schultern nachzeichneten. Als er sich der Wölbung ihrer Brust näherte, legte sich eine Gänsehaut über ihre Arme und ließ die feinen Härchen zu Berge stehen. »Curd«, wisperte sie und wandte sich um, um zu ihm aufzublicken. Seine braunen Augen wirkten im sanften Schein der beiden Fackeln, die in sicherer Entfernung von dem leicht entzündlichen Material der Zeltleinwand flackerten, beinahe golden. »All die Zeit, die ich ohne dich war, hat mich nur der Gedanke an deine Liebe bei Verstand bleiben lassen«, flüsterte sie

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