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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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die weichen Züge huschte, wirkte ein wenig verlegen, als er murmelnd feststellte: »Sonst kommt Euer Bräutigam vielleicht noch auf falsche Gedanken.« Mit diesen Worten zog er die schwere Kiefernholztür ins Schloss, und während von außen der Riegel über die eisernen Beschläge glitt, blickten sich die Damen fragend an. »Denkt Ihr, Richard wird sich auf einen Handel einlassen?«, wandte sich Berengaria schließlich an Johanna, die seit der Ankunft der spanischen Prinzessin zu deren Beraterin und Vertrauten geworden war. Aber diese zuckte lediglich die Achseln. »So wie ich meinen Bruder kenne«, stellte sie trocken fest, »wird er nichts unternehmen, von dem er sich nicht irgendeinen Vorteil erhofft.« Als sich Betroffenheit auf Berengarias Zügen ausbreitete, fügte sie hastig hinzu: »Er wird sicherlich nicht zulassen, dass ihn ein Emporkömmling wie Isaak zum Narren hält.« Aber Ihr solltet Euch nicht einmal den Bruchteil eines Augenblickes vormachen, er würde sich um Euer Wohlergehen sorgen, dachte sie verbittert, während sie den Arm der Spanierin ergriff und diese auf eine der Sitzgruppen zuführte.
    Als die beiden Frauen sich schwer auf zwei der bequemen Stühle hatten fallen lassen, trat Catherine näher an das vergitterte Fenster, von dem Johanna nur wenige Momente zuvor in den Raum getreten war, und blickte wehmütig in die Ferne. Nur mühsam unterdrückte sie die Verzweiflung, die sich in ihrer Brust ausbreiten wollte. Kaum hatten sich ihre geheimsten Sehnsüchte erfüllt, hatte sie den Mann ihres Herzens schon wieder verloren! Sie seufzte. Blicklos starrte sie auf den sich tief unter ihr dahinschlängelnden Fluss, der keine halbe Meile weiter westlich in dem scharfkantigen Fels der Insel zu versiegen schien. Wütend wischte sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel und beschloss trotzig, den nächsten Tagen ohne Furcht entgegenzublicken. Sicherlich würde der Rest der Flotte bald eintreffen und sie befreien. Und so lange würde sie einfach versuchen, die beängstigenden Bilder, die sich Nacht für Nacht in ihre Träume stahlen, zu verdrängen! Entschlossen schob sie die Unterlippe nach vorn und gesellte sich zu den anderen Hofdamen, die es sich nahe des erkalteten Kamins mit einem Liebesgedicht gemütlich gemacht hatten, das eines der Mädchen mit glühenden Wangen vortrug.
     
     
    Vor den Stadttoren Akkons, Mai 1191
     
    Der ganz in Schwarz Gekleidete starrte Salah ad-Din schweigend an, nachdem dieser ihm mit einem ungeduldigen Befehl bedeutet hatte, sich aus der unbequemen Stellung des Fußfalles in eine kniende Position zu erheben. Lediglich das Weiß seiner Augen und die makellosen Zahnreihen waren in dem beinahe ebenholzschwarzen Gesicht zu erkennen, das in seiner Reglosigkeit unheimlich wirkte. Bedächtig drehte er die kleine, stilisierte Falkenfigur, die von einer dünnen Lederschnur um seinen Hals hing, in den schlanken Händen hin und her, bevor er sich räusperte, den Silberschmuck sinken ließ und mit einem Stirnrunzeln zu Boden blickte. »Ich werde einige Wochen brauchen, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen«, informierte er den Sultan nach einigen Augenblicken des Schweigens schließlich bescheiden. Mit einer unbewussten Bewegung strich er sich eine dünne Strähne des zu einem hüftlangen Zopf geflochtenen, schwarzen Haares hinter das Ohr und setzte nachdenklich hinzu: »Auch würde es sicherlich nicht schaden, einige Spione ins Lager der Ungläubigen zu schicken, um die Machtverhältnisse in Erfahrung zu bringen.« Als er den Blick hob, konnte man erkennen, dass die Farbe seiner Augen von solch tiefem Dunkelbraun war, dass sich die leicht geweiteten Pupillen kaum davon abhoben. »Es kursieren Gerüchte, dass man sich dort alles andere als einig ist«, ergänzte er, als Salah ad-Din ihn erwartungsvoll musterte. Mit einem versonnenen Lächeln auf den Lippen nickte der Sultan und griff nach einer gesüßten Feige. »Seht, was Ihr bewerkstelligen könnt«, erwiderte er nüchtern. »Ich fürchte, es bleibt mir keine andere Wahl, als auf Eure Dienste zurückzugreifen.« Sein Besucher entblößte geschmeichelt die strahlend weißen Zähne zu einem Lächeln. »Ihr sollt das Vertrauen, das Ihr in unsere Bruderschaft setzt, nicht bereuen, Herr.« Geschmeidig wie eine Katze kam er auf die Beine und verbeugte sich tief. »Erwartet aber keine Wunder«, warnte er. »Eine gelungene Operation macht es unbedingt erforderlich, die Linien des Feindes zu infiltrieren.«
    Als die schlanke Gestalt

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