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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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die Schulter und streckte die Hand aus, um die Bezahlung für den Kirchenmann entgegenzunehmen. »Welche Namen soll ich nennen?« Bevor er diese Frage beantwortete, schnürte Curd das Beutelchen mit den Silber- und Goldstücken, die al-Adil dem Lösegeld hinzugefügt hatte, sorgfältig wieder zu und verstaute es an seiner Brust. »Mein Name ist Curd von Stauffen«, erwiderte er schließlich und wies auf Rahel. »Und das ist Blanda von Filnek.«
    Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht mit dem, was auf diese Worte folgte. Nachdem zuerst alle Farbe aus dem Gesicht seines Gegenübers wich, überzogen sich die vormals freundlichen Züge mit einem tiefen Purpurrot, bevor der Ritter die Hand an das Heft seines breiten Schwertes legte und die Klinge zog. »Ihr seid eine Hochstaplerin!«, zischte er heiser und wies auf Rahel, die mit einem spitzen Schrei auf den Lippen einen Schritt zurückwich, um sich hinter Curd zu verbergen. Die Schultern des Franken strafften sich, als er den Unterkiefer vorschob und Curd kampfeslustig anstarrte. »Ich bin Fulko von Filnek«, knurrte er drohend, wobei seine tiefe Stimme vor Empörung bebte. »Und mein einziger Bruder wurde vor vielen Jahren samt seiner Familie in Aleppo getötet!« Mit einem wütenden Zähnefletschen trat er auf Curd von Stauffen zu und setzte ihm die Waffe auf die Brust. »Wer seid Ihr wirklich?«
     
     
    Zypern, Lemesos, Mai 1191
     
    »Ihr braucht keine Furcht zu haben, meine Damen«, erklärte der selbst ernannte Kaiser von Zypern, Isaak Komnenos, ölig, als er das weiträumige Gemach in der Festung von Lemesos betrat, das er den Gefangenen zugewiesen hatte. Drei mit Jagdszenen geschmückte Teppiche nahmen den Steinquadern der starken Mauer die Schärfe. Und an der westlichen Wand, in der zwei tiefe, von byzantinischen Säulen unterbrochene Fenster den Ausblick auf das Umland freigaben, prangte eine eingefasste Feuerstelle. Die Luft in dem hohen Raum war erfüllt vom Duft unzähliger Rosen, die Tische und Truhen mit einem wahren Blütenteppich überzogen. Da die Sonne durch das Fenster fiel, hatte man davon abgesehen, Kerzen zu entzünden, und auch die Windlichter blieben ohne Flamme. Das bleiche Gesicht des Einunddreißigjährigen, das von einem kurzen Vollbart eingerahmt wurde, verzog sich zu einem schmierigen Lächeln, als er den Blick in die Runde der Damen warf. Diese hatten – wie um ihrem Häscher zu trotzen – ihre feinsten Gewänder angelegt. Kalt strichen die schwarzen Augen des Byzantiners über das funkelnde Geschmeide und die kunstvollen Frisuren, bevor er sich mit einer der langfingrigen Hände eine Strähne des dunklen Haars aus der Stirn strich.
    »Wenn Euer Bruder sich in meine Bedingungen fügt, dann habt Ihr nichts zu befürchten«, bemerkte er an Johanna Plantagenet gewandt, die an einem der großzügigen Fenster stand und den Blick über die Gipfel des im Hinterland aufragenden Troodosmassivs schweifen ließ. Scharf zeichneten sich die kahlen, nur hie und da mit struppigen Büschen bewachsenen Berghänge vom Horizont ab, und nur widerstrebend riss sich die rothaarige Engländerin von dem Anblick eines Wasserfalles los. Während Johanna den Griechen mit denselben grauen Augen, die auch Richard Löwenherz von ihrem Vater geerbt hatte, lediglich kühl musterte, stieß Berengaria von Navarra verächtlich die Luft durch die Nase. »Ihr solltet Euch besser auf das Schlimmste gefasst machen«, drohte sie leise und machte einen Schritt auf Isaak zu. »Denn wer den Zorn des Löwen weckt, der tut besser daran, ihm aus dem Weg zu gehen.« Ihre Augen leuchteten kampfeslustig. Ein Lächeln stahl sich auf ihre schönen Züge, als sie den Zweifel in die dunklen Augen ihres Entführers treten sah. Verwundert blickte Catherine, die sich scheu in eine der Ecken zurückgezogen hatte, von einem zum anderen und versuchte, ihren sich beschleunigenden Herzschlag zu ignorieren. War es weise, was die Braut des englischen Königs da tat? Sollten sie nicht besser auf die Ankunft der Männer warten, anstatt den mächtigen Herrn der Insel zu provozieren?
    »Vielleicht habt Ihr gar nicht so unrecht«, wandte der schlanke Großneffe des ehemaligen Kaisers von Byzanz nach einigen zermürbenden Augenblicken des Schweigens schließlich ein und machte Anstalten, den Raum zu verlassen. Bevor er durch den Eingang verschwand, wandte er sich noch einmal um und setzte versonnen hinzu: »Ich werde mich auf eine meiner Festungen im Gebirge zurückziehen.« Das Schmunzeln, das über

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